Lieber Börsianer, 

die Hausse der Aktienmärkte ist nun seit vergangener Woche exakt 10 Jahre alt. Seit dem 9. März 2009 steigt der marktbreite S&P 500 unablässig und hat zu keinem Zeitpunkt, gerechnet auf sein jeweiliges Hoch, 20 % oder mehr verloren. Genau das ist die Definition eines Hausse-Zyklus. Per saldo schafften die Aktien in den letzten 10 Jahren einen gewaltigen Wertzuwachs von 310 % (ohne Dividenden).  

Der Kurs-DAX legte im gleichen Zeitraum bis jetzt lediglich 111 % zu. Damit ist ein Teil der großartigen Wertentwicklung an vielen deutschen Privatanlegern vorbeigegangen. Erfahrungsgemäß setzt der deutsche Michel doch gerne auf Unternehmen vom Heimatmarkt. Auch ich war in den vergangenen Jahren leider in meinen Depots etwas zu national unterwegs.  

Aber Jammern gilt ja bekanntlich unter Börsianern nicht. Zumal wir möglicherweise noch eine zweite Chance erhalten, nochmals richtig am Aktienmarkt abzusahnen. Es verdichten sich nämlich die Anzeichen, dass auch die kommenden 10 Jahre für uns als Aktionäre angenehm werden.  

Aber was hat es eigentlich mit meiner Zeitangabe von 10 Jahren auf sich? Warum ist diese Zahl so bedeutsam? Wir wissen aus der Vergangenheit, dass ein normaler Haussezyklus üblicherweise rund 10 Jahre anhält. Dann muss der Markt durch eine Korrektur oder zumindest durch eine längere Seitwärtsbewegung. Anschließend starten die Aktien den nächsten Hausse-Zyklus. 

Diesem Gesetz folgen übrigens viele große Segmente des internationalen Kapitalmarktes. So startete Gold 2001 in eine 10-jährige Hausse. Seit 2011 hingegen macht das Edelmetall per saldo keinen Meter mehr. Profis bezeichnen diese Beobachtung auch als Dekadenmodell.   

Wirtschaftliches Umfeld weiterhin günstig für die Aktienanlage 

Manchmal folgt allerdings auf eine Hausse relativ rasch und ohne wahrnehmbare Korrektur gleich der nächste Haussezyklus. Das haben wir einmal nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt und ungefähr auch in den 80er- und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals legten die wichtigen internationalen Aktienmärkte praktisch 20 Jahre in Folge nur zu.  

Es bedarf keiner ausdrücklichen Erwähnung, dass im Rahmen dieser Doppel-Zyklen nicht selten ganz enorme Vermögen geschaffen werden.  

Ich wiederhole mich: Gegenwärtig sehe ich eine realistische Chance, dass sich die aktuelle einfache Hausse zu einer veritablen Doppel-Hausse auswachsen wird. Die Zutaten dieser Doppel-Hausse sind unter anderem 

  1. Weiterhin niedrige Zinsen bei moderater Inflation 
  1. Trotz Abkühlung der Konjunktur keine Rezession voraus 
  1. Comeback wichtiger Schwellenländer wie China oder Brasilien 
  1. Neue Innovationen wie künstliche Intelligenz oder E-Mobilität 

Ich will gar nicht verhehlen, dass auch Faktoren wirken, die die gewünschte Doppel-Hausse verhindern können. Da wäre z.B. der Brexit oder die neue US-Außenhandelspolitik, die zu einer Reduzierung des Welthandels führen kann. Im Hintergrund schwelt in weiten Teilen der Welt natürlich auch noch die Schuldenproblematik, die für uns eines Tages durchaus zum Problem werden kann.  

Trotzdem meine Empfehlung: Bleiben Sie optimistisch! Die Chancen stehen für uns gut, dass wir in den kommenden Jahren nochmals richtig Geld verdienen werden. Und vielleicht dreht sich dann das Blatt und der US-Markt macht nur noch 100 %, während der DAX dann 300 % steigt. Auch dafür gibt es übrigens gute Argumente.