Lieber Börsianer,
Autoaktien locken momentan keinen Anleger hinter dem Ofen hervor. Tatsächlich war die Performance von Daimler, VW und Co zuletzt wirklich ziemlich erbärmlich. Rund 20 % haben deutsche Autoaktien in den vergangenen 5 Jahren verloren. Noch schwächer präsentierten sich viele US-Autobauer. Ford etwa verlor in diesem Zeitraum sogar fast ein Drittel seines ursprünglichen Wertes.
Zu allem Überfluss schrumpfte auch der wichtige chinesische Markt im vergangenen Jahr. Und das erstmals seit 20 Jahren! Der Automarkt, Autoaktien sind also tot, oder?
Ich halte dagegen. Der Automarkt ist keineswegs tot. Ganz im Gegenteil: Vor allem in China dürfen wir, ungeachtet des kurzfristigen Absatzrückgangs, mit einem langanhaltenden Boom rechnen.
Hier einige Zahlen: 2008 wurden im Reich der Mitte 5,7 Millionen Pkws an die Kunden ausgeliefert. 2018 waren es bereits 28 Millionen Einheiten. Das entspricht einem Zuwachs von 391 %. Solche Wachstumsraten fanden Sie ansonsten vielleicht noch im E-Commerce-Geschäft und anderen Internetsegmenten.
Keine Frage, die Wachstumsraten der Vergangenheit flachen sich nun langsam ab. Dennoch ist China im internationalen Vergleich völlig untermotorisiert. In Deutschland kommen auf 1.000 Einwohner 555 Pkws, in den USA etwa 750.
Wie lautet diese wichtige Kennzahl für China? Hier fahren lediglich 75 Autos pro 1.000 Einwohner.
Ich behaupte jetzt nicht, dass auf chinesischen Straßen bald genauso viele Pkws fahren werden wie in Nordamerika oder Europa. Das ist wahrscheinlich rein aus ökologischen Gründen weder erwünscht noch möglich.
Eine Autodichte von, sagen wir einmal, 300 pro 1.000 Einwohner ist allerdings sehr realistisch. Damit würde China dann zu Ländern wie etwa Südkorea aufschließen. Anders formuliert: Das Marktvolumen im Reich der Mitte wird sich in den nächsten Jahren vervierfachen.
Vielleicht bin ich etwas zu optimistisch. Vielleicht wird das Marktvolumen auch nur um den Faktor 3 wachsen. Wie dem auch sei: Der Automarkt im Reich der Mitte verfügt langfristig über ein gewaltiges Wachstumspotenzial im prozentual dreistelligen Bereich.
Die Elektromobilität boomt – Erstmals über 1 Million Stromer verkauft
Allein das konventionelle Marktsegment der Verbrennungsmotoren ist in China ein riesiger Wachstumsmarkt. Noch besser schaut es nur noch im Bereich der Elektromobilität aus. Auch hier ist China inzwischen zum weltgrößten Markt avanciert. Im vergangenen Jahr wurden erstmals über 1 Millionen voll elektrisch angetriebene Autos verkauft. Dieser Markt wird auch künftig garantiert prozentual zweistellig pro Jahr wachsen.
Dabei setzen die Chinesen weniger auf hoch leistungsfähige Modelle etwa von Tesla. Sondern man bevorzugt kleine Stadtflitzer. Die geringe Reichweite dieser Fahrzeuge ist im Stadtgebrauch auch kein besonderes Problem. Daneben finden in China immer mehr elektrisch angetriebene Busse und leichte Nutzfahrzeuge für die Kurzstrecke Verwendung.
Ein wichtiger Marktteilnehmer ist hier BYD (Build your dreams). Der Autobauer verfügt als einziger namhafter Autobauer dieser Welt auch über eine eigene Batterieproduktion. Das ist definitiv ein großer Vorteil im internationalen Wettbewerb.
Wer den Boommarkt China aus Deutschland spielen will, wirft einmal einen Blick auf die VW-Aktie. Die Wolfsburger verkaufen mittlerweile fast 40 % ihrer Produktion nach China. Außerdem mischt man jetzt auch beim Thema E-Mobilität mit. Allein drei Fabriken nur für E-Fahrzeuge baut VW gegenwärtig in China auf.
Bleiben Sie mir weiterhin gewogen. Sie werden nur profitieren. Denn jetzt starte ich meine Serie „Die drei Zukunftsmärkte“. Nächste Woche werden Sie im Börse am Mittag lesen, wie künstliche Intelligenz unser Leben und vor allem die Produktion in der Industrie verändern wird.