Lieber Börsianer, 

das war schon interessant. Unlängst präsentierten sowohl BASF wie auch Beiersdorf Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr. Dabei überzeugten beide Unternehmen nicht. Trotzdem reagierten die Aktien der beiden DAX-Mitglieder völlig unterschiedlich. Was sagt uns das über die gegenwärtige Marktverfassung? 

Zunächst die Fakten: Der Chemieriese meldete ein leichtes Umsatzwachstum, allerdings gleichzeitig einen spürbaren Gewinnrückgang. So sank das Ergebnis pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr um 9 %. Trotzdem verbesserte sich die BASF-Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen um über 3 % und avancierte sogar zum Tagesgewinner im DAX. Wie geht das denn?  

Die Antwort ist einfach: Der DAX hat im vergangenen Jahr bereits reichlich schlechten Nachrichtenfluss eingepreist. Die Investoren haben sich zuletzt ein dickes Fell zugelegt. Wir wissen mittlerweile, dass vor allem das vierte Quartal 2018 ein verlorenes Quartal war.  

Das ist generell ein günstiges Umfeld für steigende Notierungen, denn die berichtenden Unternehmen können praktisch nicht mehr enttäuschen. Selbst Gewinnrückgänge nehmen dann die Investoren sehr gelassen zur Kenntnis.  

Aber woran erkennen Sie eigentlich, welche Erwartungen der Markt im Bezug auf eine einzelne Aktie eingepreist hat? Hier hilft Ihnen ein Blick auf das KGV, also auf den Faktor mit dem der erwartete Jahresgewinn eines Unternehmens bereits im Kurs enthalten oder eben eingepreist ist.  

BASF weist gegenwärtig lediglich ein KGV von rund 11 auf. Zum Vergleich 2016 hatte der Markt der Aktie noch ein KGV von fast 20 zugestanden. Damals musste das Unternehmen wirklich liefern. Heute reicht es, wenn die Ludwigshafener Gewinn und Dividende zunächst stabil halten.  

Aus diesen DAX-Aktien müssen die Investoren noch Luft ablassen 

Die Ausgangslage bei Beiersdorf hingegen war ganz anders. Die Erwartungen der Investoren vor Bekanntgabe der Zahlen waren hoch. In der Vergangenheit wies der Konsum-Titel ein KGV von teilweise über 30 auf. Aktuell wird die Aktie immer noch mit dem 25fachen ihres erwarteten Jahresgewinns bewertet.  

So kam es dann, wie es kommen musste. Zwar steigerte Beiersdorf 2018 den Gewinn um fast 10 %. Das reichte den Investoren nicht, zumal die Unternehmensführung ein teures Investitionsprogramm namens Care+ ankündigte. Bis 2020 wird man nun 80 Millionen Euro pro Jahr aufwenden müssen, um die Gewinnmargen der Vergangenheit zu halten. Folglich sackte die Aktie nach Veröffentlichung der Jahreszahlen über 10 % ab.  

Skeptisch bin ich in diesem Zusammenhang auch bei der Aktie der Adidas. Hier finden Sie ein recht knackiges KGV von über 20 vor, gleichzeitig schwächelt allerdings der wichtige Exportmarkt China. Hier sind Enttäuschungen vorprogrammiert.  

Aber kommen wir zum Gesamtmarkt zurück: Die meisten Mitglieder des DAX befinden sich eher in der Position der BASF. Unternehmen wie Siemens, Bayer oder etwa HeidelbergCement werden es kaum schaffen, den Markt in den kommenden Monaten negativ zu überraschen. Wie gesagt, eine günstige Konstellation für weiter steigende Kurse.  

Bei allem Optimismus, diese Information darf nicht fehlen: Gegenwärtig preist der Markt ein, dass Großbritannien am 29. März noch nicht aus der EU austritt. Vielmehr erwartet man, dass die Verhandlungspartner London und Brüssel bis Mitte des Jahres einen brauchbaren Brexit-Kompromiss finden werden. Sollte es hingegen am 29. März überraschend zu einem unverhandelten Brexit kommen, werden die europäischen Aktienmärkte ihren Aufschwung zunächst beenden. 

Abgesehen von diesem Restrisiko stehen die Börsenampeln für Sie in den kommenden Monaten aber weiterhin auf grün. 

Abschließend noch ein Hinweis auf meine Herkunft: Ich bin gebürtiger Rheinländer. Also werde ich am kommenden Montag (4. März) mit einer roten Pappnase im Gesicht herumlaufen und laut „Alaaf“ schreien. Deshalb werden Sie ausnahmsweise an diesem Tag nicht von mir lesen.  

Natürlich sende ich jetzt schon meine besten Wünsche an die Narren und Jecken auch außerhalb des Rheinlands. Lassen Sie es krachen!