Lieber Börsianer, 

die Investoren lieben bekanntlich große Marken. So feierte die traditionsreiche Kultmarke Levi Strauss jüngst ein großartiges Börsencomeback. Die Aktie des Herstellers von Freizeitmode im Denim-Stil (Jeans) startete zu 17 US-Dollar, um dann binnen weniger Minuten auf fast 23 US-Dollar durchzustarten. Erstzeichner verdienten hier also rund 35 %. 

Das Unternehmen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts wanderte die Familie Strauss aus dem fränkischen Bamberg in die USA aus. Einige Jahre später gründete einer der Strauss-Söhne das Unternehmen und sorgte für den weltweiten Siegeszug der Jeans-Kleidung.  

In den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts schaffte es das Mode-Unternehmen sogar an die Börse. 1985 kauften es die Strauss-Nachkommen wieder komplett zurück. Jetzt dann das vielbeachtete Comeback an der Börse! 

Einige Fakten zum Börsenneuling: Laut Börsenprospekt setzte das US-Unternehmen im vergangenen Jahr rund 5,6 Milliarden US-Dollar um und erzielte dabei einen leicht verbesserten Gewinn von 285 Millionen US-Dollar. Aus dem Börsengang fließen dem Unternehmen nun direkt 161 Millionen US-Dollar zu.  

Die Unternehmensführung wird das Kapital nun einsetzen, um das Produktangebot zu erweitern. So will man künftig auch Schuhe und Accessoires anbieten. Möglich erscheint auch der Erwerb ganz neuer Marken.  

Das missfällt mir an der Aktie  

Derzeit starten immer mehr US-Unternehmen mit einer zweigeteilten bzw. dualen Aktienstruktur an die Börse. So werden wir als Investor ausschließlich Zugriff auf die A-Aktien des Unternehmens haben. Während die B-Aktien noch bei den Eigentümerfamilien liegen und dort vermutlich auch langfristig bleiben werden.  

Im Endergebnis besitzen die Alteigentümer zwei Drittel des Aktienkapitals, üben allerdings 99 % der Stimmrechte aus. Mit anderen Worten: Die Neuaktionäre geben das Geld und die anderen, nämlich die Altaktionäre, entscheiden.  

Das widerspricht der Grundidee der Aktie. Danach partizipiert der Aktionär direkt am Gewinn (Dividende) und darf auch gleichzeitig mitreden. Dieser kleine Makel soll uns allerdings nicht grundsätzlich vom Kauf der Levi-Aktie abhalten. Schließlich finden wir ähnliche Konstrukte auch bei vielen Tech-Aktien wie etwa Alphabet, Facebook oder Alibaba. 

Dennoch rate ich zunächst von einem Kauf der Aktie ab. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Unternehmen zum Börsengang in der Tendenz deutlich zu teuer verkauft werden. Schlagen Sie also deshalb im Geiste rund ein Drittel vom aktuellen Kurs von knapp 23 US-Dollar ab. Erst dann ist der Modetitel fair bewertet.  

Gespannt bin ich auf die Dividendenpolitik des Jeans-Unternehmens. In den vergangenen 5 Jahren hat man immerhin die Dividendenzahlungen per saldo von 20 Millionen auf 110 Millionen US-Dollar gesteigert. Diese Ausschüttungen waren natürlich den Altaktionären vorbehalten. Nun gilt es abzuwarten, ob die Unternehmensführung auch gegenüber den Neuaktionären so großzügig wird. Das dürfen wir schon erwarten. Weil wenn wir schon im Unternehmen nicht mitreden dürfen, wollen wir wenigstens Bargeld sehen. Das wäre dann ein guter Deal!