Lieber Börsianer, 

wenig Kursbewegungen brachte uns der Börsenmonat März. US-Aktien gemessen am S&P 500 rückten rund 1 % vor. Hier half zunächst die geldpolitische Wende der US-Notenbank Fed. Offenbar werden die Währungshüter um Jerome Powell im laufenden Jahr den Leitzins nicht weiter erhöhen. Gegenwärtig gibt es sogar die Chance, dass die Fed in der zweiten Jahreshälfte die Zinsen senken wird. Noch im Dezember war man am Markt davon ausgegangen, dass uns 2019 mindestens zwei Zinserhöhungen erwarten würden. Eine ziemliche radikale Kehrtwende! 

Richtig genießen können die Marktteilnehmer die neue Niedrigzins-Politik freilich nicht. Schließlich ist sie Ausdruck gewisser globaler Konjunktursorgen.  

Unverändert fehlen entscheidende Signale aus der Politik. Zwischen Washington und Peking glühen im Handelsstreit zwar alle diplomatischen Kanäle. So befinden sich zur Stunde der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer und US-Finanzminister Steven Mnuchin zu Gesprächen in Peking. Nächste Woche reist dann der chinesische Top-Verhandler Liu He nach Washington. Am Ende kann dann ein Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping den Durchbruch bringen.  

Das ist jetzt die optimistische Sichtweise. Genaues wissen wir allerdings nicht, da von den sino-amerikanischen Verhandlungen wenig von Substanz nach außen dringt.  

Brexit: Alle guten Dinge sind drei 

All good things come in threes oder zu Deutsch: Alle guten Dinge sind drei. Nach diesem verbreiteten Sprichwort lässt die britische Premierministerin May ihren Brexit-Plan heute erneut, also zum dritten Mal, im Unterhaus abstimmen. Tatsächlich stehen die Chancen so gut wie nie, dass die Abgeordneten diesmal „yes“ sagen. Selbst eingefleischte Brexit-Befürworter und May-Kritiker, wie etwa der ehemalige britische Außenminister Boris Johnson, signalisieren ihre Zustimmung.  

Am Ende freilich dürfte es wieder einmal nicht ganz reichen, da die Mehrheit der Theresa May im Unterhaus einfach sehr knapp ist. Es bedarf nur einer Handvoll Abweichler, und der May-Plan scheitert auch zum dritten Mal.  

Der Brexit-Kaugummi bremst die europäischen Aktienmärkte. Denn natürlich halten sich die Investoren zurück, während die Unternehmen neue Projekte und Investitionen verschieben. Das ist eindeutig kein Wachstumsprogramm für Europa. Ohne Frage: Die jüngst beobachtete Abschwächung der Weltkonjunktur hat wesentlich ihren Ursprung in einer Politik, die nicht liefert. Weder in Peking, Washington, Brüssel oder London.  

Immerhin eine positive Nachricht habe ich in diesem Zusammenhang für Sie: Für einen harten Brexit gibt es in London auf absehbare Zeit keine Mehrheit. Erst in dieser Woche scheiterte ein entsprechender Antrag im britischen Unterhaus krachend. Dieser Minimal-Konsens in London stützt die europäischen Aktienmärkte. Unverändert hofft der Markt auf einen harmonischen Ausgang.   

Bayer-Aktie markiert frisches 5-Jahrestief und generiert neues Verkaufssignal 

Die Bayer-Aktionäre können über die Brexit-Problematik nur lachen. Denn ihre Aktie taumelt jetzt seit bald vier Jahren dem Abgrund entgegen. In dieser Woche markierte der Titel ein frisches Fünf-Jahres-Tief. Zuvor hatte ein kalifornisches Gericht einem krebskranken Mann eine Entschädigungszahlung in Höhe von 81 Millionen US-Dollar zugesprochen. Das US-Gericht befand, dass das Herbizid Glyphosat wesentlich zu seiner Erkrankung beigetragen hat.   

 

Der Chart lügt nicht: Die Bayer-Aktie findet keinen Boden und hat in dieser Woche erneut ein klares Verkaufssignal ausgesendet. Sachlich betrachtet hat Bayer/Monsanto viele gute Argumente auf seiner Seite. So wird das Herbizid bereits seit 1974 weltweit verkauft und wurde von unzähligen Zulassungsbehörden rund um den Globus mehrfach für unbedenklich erachtet. Leider sind wir alle nur Menschen und neigen nicht immer zu einer rationalen Betrachtung der Geschehnisse.