Lieber Börsianer, 

die Verunsicherung der Investoren ist mit Händen zu greifen. Die Aktien von Daimler, VW und Co. werden seit vielen Monaten praktisch nur noch verkauft. Ein historischer Ausverkauf! 

Der Hintergrund ist bekannt: Man befürchtet, die Autohersteller haben keinen Masterplan. Sie selbst haben keine Ahnung, was der Antrieb der Zukunft sein wird. Fahren wir künftig voll elektronisch auf Basis einer Lithium-Ionen-Batterie oder macht doch die Brennstoffzelle das Rennen?  

Jeder agiert anders: VW etwa startet derzeit eine große Werbeoffensive für das Modell ID.3, das bereits im kommenden Jahr auf deutschen Straßen kreisen soll. Die Erwartungen an das Kompaktfahrzeug, das sich äußerlich stark am Golf orientiert, sind groß. Der ID-Stromer soll nach dem Käfer und dem Golf der dritte große Verkaufsschlager aus Wolfsburg werden, deshalb die Zahl 3 in der Typenbezeichnung.  

Und in der Tat der ID.3 ist ein echtes Auto mit einer Spitzengeschwindigkeit von 180 Km/h und einer anständigen Reichweite von über 500 Kilometern. Die Basisversion soll dabei unter 30.000 Euro kosten. Das klingt doch schon ganz gut. Also setzen wir doch auf das Elektroauto plus Lithium-Batterie. 

Nur: Ende vergangenen Jahres startete Daimler den Stadt-Gelände-Wagen (SUV) des Modells GLC F-Cell. Wie der Modellname schon andeutet, hier arbeitet eine Brennstoffzelle (Cell). Ohne Frage hätte die Brennstoffzelle großes Potenzial, so die Daimler-Strategen. Trotzdem arbeiten die Schwaben gleichzeitig auch an voll elektronisch angetriebenen Batteriefahrzeugen (Concept EQ). Man fährt also zweigleisig, weil man sich nicht auf eine Technologie vorschnell festlegen möchte.  

Ähnlich agiert die Tochter der Deutschen Post, StreetScooter, die bisher bekannt war für ihre voll elektronisch angetriebenen Transporter für die Nah- und Mitteldistanz. Aber so richtig glücklich scheint man mit diesen Fahrzeugen nicht zu sein. Erst jüngst holte man 476 StreetScooter in die Werkstatt zurück, nachdem zwei Fahrzeuge durch einen Batteriebrand zerstört wurden. Ergo denkt man hier als Ergänzung nun auch an die Brennstoffzelle.  

Die unbestrittene Tatsache: Der Elektromotor wird sich durchsetzen 

Sie sehen also, die Verwirrung ist ziemlich vollständig. Deshalb fahren die meisten Hersteller zweigleisig. Eigentlich sogar dreigleisig, denn den konventionellen Verbrenner gibt es ja auch noch. Die Strategie, auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen, ist natürlich nicht dumm. So stellt man sicher, dass man am Ende technologisch betrachtet nicht abgehängt wird. Freilich ist diese Strategie nicht ganz billig und führt zu stramm steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung und eben auch zu fallenden Aktienkursen.  

Lassen Sie mich den Technologie-Dschungel für Sie lichten. Das sind die unbestrittenen Fakten: Dem Elektromotor gehört die Zukunft, ganz gleich ob er aus einer Lithium-Batterie oder durch Wasserstoff angetrieben wird. Nur zur Klarstellung: Beide Speichersysteme treiben immer einen Elektromotor an.   

Zulieferer, die beim Elektromotor stark sind, werden also punkten. Klar ist auch: Die bisher führende Blech-Chassis-Bauweise gehört ebenfalls der Vergangenheit an, da sie für die Stromer zu schwer ist. Das Material der Stunde ist deshalb Aluminium, das Material der Zukunft werden ultra-leichte und trotzdem stabile Hochleistungs-Kunststoffe sein.  

Fazit: Aktie der großen Autobauer brauchen wir derzeit noch nicht. Denn diese Unternehmen tragen zunächst nur die Kosten des technischen Wandels. Die Profiteure werden Zulieferer und spezialisierte Entwickler aus der zweiten Reihe sein, ganz egal ob sich am Ende die Lithium-Batterie oder der Wasserstoff-Speicher durchsetzen wird.  

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