Lieber Börsianer, 

inzwischen lesen über 3.000 Börsianer regelmäßig diese tägliche Aussendung, und dass obwohl mein Online-Dienst noch nicht einmal 6 Monate alt ist. Vielen Dank für dieses Vertrauen!  

Erst in der vergangenen Woche profitierten Sie dabei von meiner aktuellen Goldpreis-Prognose. So schrieb ich am 17. Juni an dieser Stelle: Die Goldnotierung wird in den kommenden Tagen auf einen oberen Widerstand bei rund 1.350 US-Dollar auflaufen. Sobald diese Marke geknackt wird, ist der Goldmarkt wieder offen. Dann sind Preise von knapp 1.600 US-Dollar je Unze durchaus realistisch. 

Inzwischen ist dieser obere Widerstand geknackt, und Gold notiert sogar schon wieder über 1.400 US-Dollar pro Unze. Per saldo kam das gelbe Metall in der vergangenen Woche um fast 5 % voran. 

Selbstkritisch muss ich allerdings ergänzen, dass ich die Stärke des Aktienmarktes kurzfristig nicht gesehen habe. Hier war ich zu pessimistisch. Tatsächlich brachte die vergangene Börsenwoche für unsere Depots schöne Gewinne. Nahezu alle wichtigen Aktienindizes dieser Welt rückten voran. Der DAX und der S&P 500 schafften rund 2 % Zuwachs, während der Shanghai-Composite-Index sogar über 4 % hinzugewann.  

Was sind die Hintergründe der unerwarteten Marktstärke? Washington und Peking werden, nachdem man sich zuvor mit Drohungen und anderen Unfreundlichkeiten gegenseitig überzogen hatte, wieder miteinander sprechen. So wird Donald Trump Ende Juni im Rahmen des G20-Gipfels den chinesischen Staatschef Xi Jinping in Japan treffen.  

Natürlich dürfen wir noch nicht den großen Durchbruch im sino-amerikanischen Handelsstreit erwarten. Dennoch bringt das Zusammentreffen die Chance für eine Wiederannäherung. Hoffen wir also, dass die beiden Politiker die Atmosphäre für eine endgültige Einigung schaffen! 

Eine gute Nachricht kommt selten allein. So ist nun klar, dass die US-Notenbank eine geldpolitische Wende vorbereitet. Stand heute dürfen wir darauf ausgehen, dass die Notenbank den Leitzins im nächsten Monat erstmals seit fast 10 Jahren wieder senken wird. Ja, Sie lesen ganz richtig. Die letzte Leitzinssenkung der Fed erfolgte Ende 2009. Auch die EZB und die Bank of Japan werden nicht stören, sondern bis auf Weiteres an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten. Diese Perspektive wird dem Aktienmarkt sicherlich nicht schaden.  

Kriegsgefahr am Golf nimmt zu 

Diese schlechte Nachricht kann ich Ihnen allerdings nicht ersparen. Wie Sie sicherlich der jüngsten Berichterstattung entnommen haben, verhärten sich die Fronten in der Golfregion. So hat der Iran eine Spionage-Drohne der USA abgeschossen. Damit unterstreicht das Regime in Teheran eindrucksvoll die eigenen militärischen Kapazitäten.  

Die Reaktion des US-Präsidenten fiel wieder einmal recht unkonventionell aus. Er spekulierte öffentlich, dass der Abschuss der Drohne nicht geplant war, sondern auf einem Irrtum beruhte. Natürlich war diese Maßnahme alles andere als ein Irrtum. Gleichwohl eröffnete diese Sichtweise den USA die Möglichkeit, zunächst auf einen Vergeltungsschlag zu verzichten. Klar ist aber auch, dass sich derartige Konfrontationen in der Region nicht häufen sollten.  

Die Investoren sind besorgt, was sich auch dem mächtigen Anstieg der Ölpreise ablesen lässt. So verteuerte sich US-Öl (WTI) in der vergangenen Woche um über 11 %, während der Preis für Brent-Öl um über 7 % zulegte.  

Gegenwärtig besteht allerdings noch kein Anlass zur Panik. Donald Trump ist keineswegs der große Kriegstreiber, wie von verschiedenen Medien dargestellt. Tatsächlich prüft er den Abzug der US-Truppen sowohl aus Afghanistan als auch aus Syrien. Im Wahlkampf hat er seinem Wählerklientel versprochen, auf militärische Abenteuer zu verzichten. Denn genau die Söhne und Töchter der Trump-Wähler aus den Südstaaten und dem Mittleren Westen haben in der Vergangenheit den größten Blutzoll im Wüstensand entrichtet.  

Fazit: Die Perspektive einer neuen Annäherung zwischen Washington und Peking ist nun eingepreist. Trump und Xi müssen Ende Juni nun liefern, damit der Aufschwung nicht gleich wieder zusammenbricht. In dieser Woche gilt also: Entspannen Sie sich am Baggersee! Für neue Anschaffungen an der Börse ist es noch zu früh.