Lieber Börsianer,

einst liebte der deutsche Anleger „seine“ Autoaktien“. Diese Zeiten sind erst einmal. Daimler, BMW und Co. sorgen hartnäckig für schlechte Nachrichten. Erst zuletzt setzte Daimler die zweite Gewinnwarnung in Folge ab. Gleichzeitig verfügte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erneut einen Rückruf für 60.000 Diesel-Fahrzeuge aus Stuttgart. Insgesamt mussten die Schwaben in den letzten Monaten 750.000 Diesel-Fahrzeuge zwangsweise in die Werkstätten zurückholen. Sie ahnen die Ursache: das Abgassystem.  

Trotzdem sehe ich Lichtblicke für die Branche. Denn jetzt macht man in puncto E-Mobilität richtig ernst. Vorreiter ist hier VW, das im kommenden Jahr hierzulande den Vertrieb der neuen ID-Modelle starten wird. Flaggschiff dieser Modellreihe wird dabei der ID3, der im Kern auf dem Golf aufbaut.  

Bewusst verzichtet man dabei auf den bekannten Markennamen, um das Neue, um den Bruch mit dem Verbrennungsmotor der Vergangenheit zu betonen. Der neue Stromer wird im September auf der Automesse IAA der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.  

Einige Daten sickerten allerdings jetzt schon durch: So schafft der ID3 – je nach Motorvariante – eine Reichweite zwischen 330 und 550 Kilometer. Auch die übrigen Leistungsdaten überzeugen. So bringt die hoch motorisierte Variante über 200 PS auf den Asphalt und eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 200 Stundenkilometern. Dabei wird das gute Stück rund 30.000 Euro in der Basisvariante kosten. Im Kern bleibt VW mit diesem Preis ungefähr in dem Rahmen, den wir auch von den konventionellen Golf-Modellen kennen.   

Das ist der ID3-Prototyp:  

  

Keine Frage: VW baut jetzt endlich massenmarkt-fähige und praxistaugliche E-Fahrzeuge.   

Die deutschen Autobauer sind bald wieder zukunftsfähig

Ganz generell haben die deutschen Autobauer die Bedeutung der E-Mobilität nun verstanden. Vorbei ist die Zeit, wo man nur halbherzig an den Stromern arbeitete und forschte, weil man die eigenen Verbrenner nicht vorzeitig überflüssig machen wollte.  

Insgesamt werden die deutschen Autobauer in den kommenden 3 Jahren 40 Milliarden Euro in die Entwicklung voll elektrisch angetriebener Fahrzeuge stecken. Das Angebot bzw. die Modellvielfalt sind spürbar ausgebaut werden. Gleichzeitig nimmt man sich auch des Themas Infrastruktur an. Bis 2030 sollen hierzulande ein dichtes Netz aus Ladestationen aufgebaut werden, das für bis zu 10 Millionen Stromer ausgelegt sein soll. Keine Frage: Auch in Deutschland beginnt allmählich die elektro-mobile Zukunft.  

Mein Fazit: Die technologische Aufholjagd der deutschen Autobauer wird, wie dargestellt, nicht ganz billig werden. Das wird die Gewinnentwicklung in den kommenden Jahren durchaus bremsen. Trotzdem: Die deutschen Autobauer bereiten sich jetzt mit großer Intensität auf die (nahe) Zukunft vor. VW ist hier noch vor BMW am weitesten.  

Die VW-Aktie sollten Sie also durchaus einmal wohlwollend prüfen. Und verschwenden Sie bitte keine Zeit mit Vergangenheitsbetrachtungen! Natürlich konnte die Aktie in den letzten Jahren nicht überzeugen. Seit rund 12 Monaten tendiert sie allerdings stabil und hat unter Berücksichtigung der zuletzt erhöhten Dividende sogar den DAX leicht geschlagen. Hier kündigt sich eine spannende Turnaround-Geschichte an.