Lieber Börsianer, 

als die ersten Aktiensparpläne auf den Markt kamen, dachte ich spontan: was für ein Blödsinn! Vor allem junge Börsianer schwören allerdings auf diese Sparpläne. Die Zusammenhänge sind klar: Diese Anlegergruppe verfügt noch nicht über das große Kapital und steigt deshalb in vielen Teilkäufen in eine Aktie ein. Teils bieten hier Online-Broker wie Comdirect oder Consors den Einstieg bereits ab einer monatlichen Sparrate von 25 Euro pro Monat an.  

Dabei legt der Anleger online vorab einen Kauftag – also etwa immer am Ersten des Monats – fest. Daneben kann er oder sie auch gleich bei der Einrichtung des Aktiensparplans eine Laufzeit festlegen.  

Wie gesagt, anfangs war ich skeptisch. Mir war nicht richtig einsichtig, warum ich eine Aktie pausenlos nachkaufen soll, selbst wenn sie bereits stark gestiegen ist. In meiner Welt gab es einen oder zwei Kaufzeitpunkte, eine Phase, in der die Kursgewinne entstehen und am Ende einen Verkaufstag. Und fertig!  

Trotzdem kann ein solcher gestaffelter Kauf in mehreren Tranchen für uns durchaus segensreich sein. Ein Beispiel: Sie interessieren sich langfristig für die Daimler-Aktie. Allerdings wissen Sie, die charttechnische Situation der Aktie schreit gegenwärtig noch nicht unbedingt nach einem Kauf, und schon gar nicht gleich mit vollem Kapitaleinsatz.  

Hier kann es also sinnvoll sein, das Kaufvolumen von sagen wir 5.000 Euro aufzuteilen auf 5 Tranchen à 1.000 Euro. Mit diesem gestaffelten Einstieg reduzieren Sie nicht nur das Risiko, sondern werden am Ende einen vernünftigen Einstandskurs finden. Notiert die Aktie stärker, kaufen Sie logischerweise gemessen an der Stückzahl weniger. Schwächelt die Daimler-Aktie hingegen, profitieren Sie und senken Ihren durchschnittlichen Einstandskurs pro Aktie. Börsianer bezeichnen diesen Effekt auch als Cost-Average-Effekt.  

Der gestaffelte Kauf lohnt sich besonders in unklaren Marktphasen 

Natürlich lohnt sich in einer starken Phase, wenn der Markt steil geht, eher der sofortige Kauf mit vollem Kapitaleinsatz. Nun gehen allerdings die Aktienmärkte, wie gerade zurzeit, nicht immer steil. Und gerade in diesen Seitwärtsbewegungen entfaltet der gestaffelte Kauf seine volle Stärke. Hier profitieren Sie im Übrigen auch besonders, wenn eine Aktie zu stärkeren Schwankungen neigt. Denn dann kaufen Sie regelmäßig zu vorübergehenden Tiefkursen ein, was sich auf den durchschnittlichen Einstiegskurs günstig auswirkt. In dem Sinne eignen sich für einen Sparplan besonders Tech-Aktien, die quasi von Haus aus immer etwas stärker als Standardwerte der Old Economy schwanken. 

Solche Aktiensparpläne zeichnen sich daneben durch großen Komfort aus. Denn Sie richten diesen Sparplan einmalig ein und schon wird Ihr Kaufprogramm voll automatisch ausgeführt. Leider hat dieser Komfort auch einen Nachteil. Die Bank lässt sich nämlich für einen solchen Sparplan vergleichsweise üppig bezahlen. So entrichten Sie pro automatisch ausgeführtem Kauf 1,5 %, immer gerechnet auf das Kaufvolumen.  

Der eingangs vorgestellte Kaufplan auf Daimler kostet Sie also am Ende rund 75 Euro. Kaufen Sie hingegen auf einen Schlag, sind Sie mit rund 15 Euro Transaktionskosten günstiger bedient. Freilich dürfte der Cost-Average-Effekt des Sparplans diesen Nachteil mindestens ausgleichen und in vielen Fällen sogar überkompensieren.  

Wie gesagt, gerade junge Börsianer mögen solche komfortablen Kaufpläne zum Aufbau ihres Depots. Daneben kaufen natürlich auch Großinvestoren immer gestaffelt ein. Der Zusammenhang ist klar: Wenn ein Investor wie Warren Buffett für mehrere hundert Millionen zufasst, kauft er die entsprechende Aktie nicht an einem Tag. Schließlich reicht das Handelsvolumen eines Tages hier gar nicht aus. Deshalb investieren Profis immer gestaffelt innerhalb eines bestimmten Zeitfensters.