Lieber Börsianer, 

was haben die Börsianer eigentlich in der vergangenen Woche getan? Nichts! Man wartete auf das Treffen der beiden mächtigsten Männer dieser Welt, Donald Trump und Xi Jinping.  Folglich tendierten die Aktienmärkte mehrheitlich seitwärts.  

Am vergangenen Samstag war es dann soweit. Die beiden Spitzenpolitiker hätten ein „ausgezeichnetes Treffen“, so der US-Präsident.  

Donald Trump hat die Beobachter wieder einmal überrascht. Er gab sich in Osaka unerwartet konziliant, fast schon sanftmütig. So zog er den Bann gegen den chinesischen Telekomausrüster und Smartphone-Hersteller Huawei teilweise zurück. Das erfreut besonders die Chipbranche, für die Huawei ein wichtiger Kunde in China ist. Generell dürften die Tech-Aktien von dieser Nachricht profitieren. Deshalb zieht aktuell das Trenddepot des RENDITE TELEGRAMM wieder spürbar an.  

Daneben ist auch eine Ausweitung der zuletzt angedrohten Sonderzölle auf chinesische Exporte in die USA zunächst vom Tisch. Beide Seiten wollen die vor rund 2 Monaten abgebrochenen Verhandlungen offensichtlich wieder in Gang bringen. Dennoch sind unverändert immer noch rund 50 % der chinesischen Exporte in die USA von Zöllen belastet.  

Gleichwohl stimmt die Tendenz. Das wird den Aktienmarkt in dieser Woche positiv stimulieren. Es ist nun die Phantasie im Markt, dass der Handelskrieg möglicherweise in einigen Monaten weitgehend beendet werden kann. Damit wäre eine schwere Hypothek beseitigt, die den Aktienmarkt bzw. die Weltkonjunktur doch zuletzt gebremst hat.   

Hernach stattete Donald Trump gleich noch dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un einen Besuch ab. Damit sorgt der US-Präsident gegenwärtig in Asien quasi an allen Fronten für Entspannung. Investoren mögen solche Entwicklungen natürlich.  

China-Börsen vor großer Hausse? 

Vom neuen Schmusekurs der Trump-Regierung werden nicht nur die westlichen Börsen profitieren, sondern vor allem auch der chinesische Aktienmarkt. Zur Erinnerung: Dieser Aktienmarkt war vor allem im vergangenen Jahr wachsweich und verlor binnen 12 Monaten fast ein Drittel seines ursprünglichen Wertes. Immer dann, wenn die US-Regierung neue Sonderzölle angekündigte, sackte der dortige Aktienmarkt aufs Neue ab. Betrachten Sie hierzu bitte auch den folgenden Chart des Shanghai-A-Index.  

 

Ich bin jetzt optimistisch. Sollte es den beiden Supermächten tatsächlich mittelfristig gelingen, ihre Wirtschaftsbeziehungen auf eine neue und nachhaltige Basis zu stellen, werden die zuletzt spürbar geschrumpften Handelsvolumina wieder mächtig anziehen. Von diesem Szenario würde China als Exportweltmeister ohnehin maximal profitieren.  

Außerdem brauchen die Unternehmen im Reich der Mitte Hochtechnologie aus den USA. Nur so können Unternehmen wie Huawei, Alibaba und Baidu auch künftig wachsen. Denn gerade im Bereich des Chip-Designs oder der zukunftsweisenden 5G-Technologie sind die Chinesen noch nicht ganz auf Augenhöhe und benötigen externe Unterstützung.    

Donald Trump hingegen kann vor den anstehenden US-Präsidentschaftswahlen (2020) bestimmt keinen harten Wirtschaftskrieg brauchen. Ein solches Ereignisse kann seine angestrebte Wiederwahl gefährden.  

Sicherlich wird nicht gleich morgen die große Harmonie zwischen Washington und Peking ausbrechen. Schließlich sind die Meinungsverschiedenheiten nicht aus Pappe. Solche Gegensätze lassen sich nur langfristig ausräumen. Für einen solchen Prozess wurde möglicherweise im japanischen Osaka am vergangenen Wochenende das Startsignal gegeben.