Lieber Börsianer, 

im Internet finden Sie zahlreiche dieser sogenannten Broker-Vergleiche. Vor allem jüngere Börsianer schwören auf diese Rennlisten. Da erfahren Sie dann, dass Sie eine 2.000-Euro-Transaktion schon für 1 Euro umsetzen. Den Broker nehme ich doch gleich, denken Sie. Oder vielleicht besser doch nicht? 

Der Preis mag ein geeignetes Kriterium sein, wenn Sie Kartoffeln oder Butter einkaufen. Wenn es um Ihr Geld oder Ihr Depot geht, sollten Sie hingegen immer auch qualitative Kriterien einfließen lassen.  

Ich selbst handele nun seit ziemlich genau 30 Jahren an der Börse, davon rund 15 Jahre als Profi. Da sammelt man schon so seine Erfahrungen mit den diversen Anbietern. Im Folgenden erkläre ich Ihnen nun, worauf ein Profi bei der Auswahl seiner Depotbank achtet.  

Ganz zentral für jeden Vermögensverwalter oder Fondsmanager ist zunächst die Anzahl der angebotenen Börsenplätze. Hier machen wir ungern Abstriche, denn nichts ist undankbarer, wenn Sie eine starke Aktie nicht kaufen können, weil Ihre Depotbank etwa den Börsenplatz Stockholm nicht anbietet.  

Einige Hintergrundinfos: Die Anbindung an einen Börsenplatz kostet die Depotbank pro Monat rund 4.500 Euro. Einige Broker bieten deshalb nur eine begrenzte Anzahl von Handelsplätzen an. Beispiel Diba-Bank: Die verzichtet etwa auf die viertwichtigste europäische Börse, nämlich Zürich. Konsequenz: Diba-Kunden können seit dem 1. Juli Schweiz-Aktien weder verkaufen noch kaufen, da diese Aktien momentan ausschließlich über die Schweiz handelbar sind.  

Hier gilt: Achten Sie bei der Brokerwahl darauf, dass Sie als Investor neben den deutschen Börsenplätzen auch uneingeschränkten Zugang zu den wichtigen internationalen Börsenplätzen wie New York, London, Paris, Zürich oder Stockholm haben. Denn Sie wissen heute noch nicht, wo Sie vielleicht in 2 oder 3 Jahren einmal kaufen möchten.  

Ganz wichtig ist ebenfalls, dass Ihre Depotbank das volle Sortiment des Kapitalmarktes anbietet, also nicht nur Aktien, sondern auch Rohstoffe, Anleihen, Derivate und Fonds. Das Berliner Startup Trade Republic etwa bietet derzeit nur Zugang über einen Börsenplatz auf 6.500 Aktien und einige ausgesuchte ETFs an. 6.500 Aktien klingt zunächst viel. Wenn Sie berücksichtigen, dass der deutsche Kurszettel allein rund 5.000 Aktien umfasst, verstehen Sie schnell, dass dieses Angebot für Sie als ambitionierten Anleger auf Dauer nie ausreichen wird.   

Verlangen Sie eine anständige Darstellung der Performance 

Für Sie als Anleger ist es wichtig, dass Sie immer quasi auf einen Blick die Performance Ihres Gesamtdepots, also unter Berücksichtigung auch der Cashquote erkennen. Idealerweise bereinigt die Software die Performance auch um eventuelle Ein- oder Auszahlungen. Vorbildlich sind hier z.B. die Broker Consors und Maxblue. 

Hier stellen jederzeit auf Knopfdruck fest, wieviel oder manchmal auch wie wenig Sie in einem bestimmten Zeitraum verdient haben. Viele Depotbanken sparen gerne bei der Performance-Software. Also müssen Sie hier Ihre Performance umständlich von Hand errechnen oder Sie müssen eben auf diese ganz entscheidende Information verzichten.  

Meine Meinung: Depots ohne saubere Performance-Darstellung gehören eigentlich verboten. Tatsächlich wissen deshalb viele Privatanleger nicht, ob Ihre Strategie langfristig überhaupt funktioniert.  

Zum Abschluss meine Empfehlung: Wenn es um Ihr Depot geht, arbeiten Sie nur mit professionellen Depotlösungen. Ich persönlich schätze besonders Maxblue und Consors. Mit Abstrichen ist der Broker Comdirect ebenfalls empfehlenswert.  

Billigheimer wie Trade Republic, Flatex oder Degiro zählen weniger zu meinen Favoriten. Die Angebote dieser Anbieter sind begrenzt. Daneben arbeiten einige dieser Broker mit versteckten Kosten. So erheben einige etwa eine Gebühr für jeden Dividendeneingang. Ferner kostet oftmals die Zusendung der Einladung zur Hauptversammlung oder der Eintrag ins Aktienregister (bei Namensaktien) eine Extra-Gebühr. Hier sind dann viele Anleger am Ende enttäuscht, wenn der Billigheimer doch nicht ganz so billig ist, wie es auf den ersten Blick schien.  

Am Ende gilt eine einfache Regel: Je billiger ein Broker bei den Transaktionskosten, desto genauer müssen Sie das Preis- und Leistungsverzeichnis dieses Anbieters lesen. Andernfalls tappen Sie in die Kostenfalle.