Lieber Börsianer, 

es gibt keinen Grund zur Klage! Zwar brennen die Börsen derzeit nicht unbedingt ein Feuerwerk ab, aber sie schieben sich recht stetig voran. Der DAX hat die Verluste des Börsenmonats Mai wieder eingefahren, während die US-Börsen sogar neue Rekorde markiert haben. Insgesamt dauert die Hausse nun mit einigen kleineren Unterbrechungen seit rund 10 Jahren an. Viele unter Ihnen dürften teils auf prozentual dreistelligen Gewinnen sitzen. Soll man da eigentlich nicht einmal Kasse machen? 

Mein Antwort: Auf keinen Fall! Denn für uns als Börsianer gilt eine einfache Regel: Wir stellen uns nie gegen einen intakten Aufwärtstrend. In diesen Phasen müssen wir alles mitnehmen, was uns der Markt anbietet.  

Gleichwohl räume ich ein, dass kurzfristig eine Erhöhung der Cashquote sinnvoll sein kann. Denn so ganz großartig läuft ja die Weltkonjunktur doch nicht mehr. Im Handelsstreit zwischen Peking und Washington ist auch noch keine Lösung in Sicht. Völlig unklar ist zudem, wie sich Großbritannien unter dem neuen Premierminister Johnson in der Brexit-Frage orientieren wird. So ganz eindeutig sind die Signale aus London derzeit nicht.  

Sie sehen also, es sind durchaus einige Risikofaktoren im Markt. Ergo müssen wir nicht unbedingt mit allem, was wir im Depot haben, voll am Wind segeln.  

Was ist konkret zu tun? Wie schon angedeutet wollen wir ja nicht unbedingt den Haussetrend bekämpfen. Deshalb ist es sinnvoll, weiterhin auf seine starken Rennpferde im Stall zu setzen. Niemand muss jetzt Facebook, Amazon oder auch die starken Versicherer wie Münchener Rück oder Allianz vorschnell verkaufen, um nur einige Highflyer zu nennen.  

Aber Hand aufs Herz! Steht in Ihrem Stall nicht auch der ein oder andere lahme Gaul? Genau hier setzen wir jetzt an und führen diese lahmen Gäule zur Schlachtbank. Denn eine Aktie, die in den vergangenen Jahren, also in einem günstigen Umfeld hartnäckig versagt hat, wird nicht ausgerechnet dann, wenn sich der Markt eintrüben sollte, zu ungeahnten Höhenflügen ansetzen.  

In dem Sinn schreiten Sie jetzt zur Tat und trennen sich von solchen Verlierern wie etwa Vodafone, Bayer, General Electric, ProSieben, Deutsche Bank oder etwa AbbVie. Diese Liste ließe sich noch erweitern. 

Sie wissen schon, welche Kandidaten ich meine. Das sind zwar alles keine schlechten Unternehmen. Aber der operative Turnaround wird bei allen hier genannten Beispielen sicherlich nicht in den kommenden Monaten stattfinden. Bei Bayer, ProSieben oder Deutsche Bank kann die Wende unter Umständen sogar Jahre in Anspruch nehmen.  

Fazit: Halten Sie an Ihren starken Aktien der Vergangenheit fest und setzen Sie hier prozyklisch auf weitere Gewinne. Die Rohrkrepierer kommen jetzt aber wirklich raus aus den Depots. Damit schaffen Sie kurzfristig Sicherheit für Ihr Depot, wenn der Markt in den traditionell schwierigen Börsenmonaten August und September nochmals wackeln sollte. Im Oktober machen Sie sich dann wieder auf die Suche nach weiteren Rennpferden für Ihren Stall. Das ist eine vernünftige Taktik, deren Vorzüge Sie rasch spüren werden.