Lieber Börsianer, 

wir sind in der vergangenen Woche auf dem falschen Fuß erwischt worden. Mit Blick auf die bevorstehenden neuen Verhandlungen zwischen Peking und Washington, die im September beginnen sollen, sind die Investoren davon ausgegangen, dass sich der schwelende Handelskonflikt zwischen den beiden Großmächten lösen lässt. Dann twitterte Donald Trump und kündigte zusätzliche Sonderzölle auf chinesische Importe in Höhe von 10 % an, die zum 1. September in Kraft treten sollen. 

Die neuen Einfuhrzuschläge treffen vor allem Produkte wie Smartphones, Laptops, Spielzeug und Schuhe. Mit anderen Worten: Diesmal sind die US-Verbraucher unmittelbar betroffen. Die Sonderzölle wirken im Endeffekt wie eine Steuererhöhung und werden den US-Binnenkonsum dämpfen.  

Peking konterte postwendend und kündigte den Boykott von Agrarimporten aus den USA an. Damit steht Agrarunternehmen in China nächstens kein Mais oder Soja aus den USA mehr für die Tiermast zu Verfügung. Das verteuert die Lebensmittelpreise und begrenzt wiederum die Konsummöglichkeiten der Chinesen.  

Hier gilt eine einfache Regel: In Schwellenländern wie China, Brasilien oder Indien wirken sich Preissteigerungen bei Lebensmitteln immer besonders ungünstig auf den Binnenkonsum aus.  In den westlichen Volkswirtschaften hingegen wirken vor allem Wohnkosten negativ auf den Binnenkonsum.  

Nun wäre Donald Trump nicht Donald Trump, wenn er nicht seine Drohungen mit einem freundlichen Angebot kombiniert hätte. So twitterte er vermeintlich arglos: „Wir freuen uns darauf, unseren umfassenden Handelsvertrag fortzusetzen, und sind der Meinung, dass die Zukunft zwischen unseren beiden Ländern sehr positiv verlaufen wird.“ 

DAX-Unternehmen verdienen ihr Geld in China und den USA 

Möglicherweise wird sich der Schlachtnebel bereits im September verziehen und Donald Trump wird mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping wieder medienwirksam vor der Kamera „schmusen“. Gleichwohl mehren sich am Markt die Sorgen, dass sich der sino-amerikanische Konflikt nicht so schnell beilegen lässt. Vielmehr befürchten immer mehr Investoren, dass hier ein neuer Kalter Krieg zwischen den USA und China aufzieht, der diesmal wesentlich auf wirtschaftlichem Terrain ausgetragen wird.   

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass der DAX aktuell sehr weich ist und die Marke von 12.000 Punkten zunächst deutlich unterschritten hat. Der Zusammenhang ist klar: Die meisten DAX-Unternehmen verdienen ihr Geld nicht ganz unwesentlich in den USA und in China. Außerdem ist der DAX gemessen an seiner Eigentümerstruktur eigentlich ein US-Index. Mit anderen Worten: Wenn US-Investoren unruhig werden, verkaufen Sie nicht nur die eigenen Aktien, sondern immer auch den DAX und andere führende Europa-Indizes wie den Schweizer SMI oder den EuroStoxx 50.  

Was ist jetzt zu tun?  

Jetzt die relativ positive Nachricht: Der DAX hat seine Korrektur zu über 50 % bereits abgeschlossen. Viele Langfristig-Investoren arbeiten jetzt schon – völlig zurecht – an ihren Kauflisten und freuen sich auf attraktive Einstiegskurse in Deutschland und Europa. US-Aktien müssen freilich noch weiter runter. Insgesamt gehe ich davon aus, dass die Korrektur Ende September/Anfang Oktober beendet wird. Bis dahin gilt: Pulver trocken halten, keine Neuanschaffungen, um dann maximal von den ermäßigten Kursen zu profitieren!