Lieber Börsianer, 

auf den ersten Blick wirkt Recordati wie ein ganz normales Pharmaunternehmen wie etwa Novartis oder Pfizer. Das Unternehmen aus Mailand entwickelt und vertreibt Präparate etwa zur Behandlung erkrankter Herzkranzgefäße oder des Verdauungstraktes. Genau so wie es Pfizer, Novartis, Roche und die anderen Unternehmen aus Big Pharma tun.  

Doch spätestens, wenn Sie einmal den Chart der Aktie betrachten, werden Sie schnell verstehen: Recordati kann kein konventionelles Pharmaunternehmen sein. Denn, während die Unternehmen von Big Pharma in den letzten 10 Jahren Kursgewinne von rund 200 % schafften, hat sich die Recordati-Aktie mehr als verzehnfacht. Seit 1997 – ich habe keinen längeren Performancevergleich gefunden – ist die italienische Aktie sogar um 5.500 % gestiegen.  

Aber betrachten Sie zunächst einmal den 10-Jahres-Chart! Die unteren beiden Linien geben übrigens die Kurs-Performance der Marktführer Novartis und Pfizer wieder. 

 

Was machen die Italiener anders als die Konkurrenz aus der Schweiz und den USA? Wie bereits eingangs erwähnt agiert Recordati wie alle Unternehmen der Branche auch im Segment der Volks- und Massenkrankheiten. So hat man zuletzt einen neuen Calciumantagonisten auf Basis des Wirkstoffs Lercandipin entwickelt. Das neue Präparat wird vor allem in der Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt. 

Das Massengeschäft beherrschen die Italiener also auch. Freilich fühlt man sich in der Nische, also im Markt für sog. Orphan-Arzneimittel noch wohler. Was ist eigentlich ein Orphan-Präparat? 

Diese Präparate werden zur Therapie der sog. seltenen Krankheiten benötigt. Krankheiten gelten immer dann als selten, wenn von 10.000 Europäern weniger als 5 an dieser Krankheit leiden. In den USA müssen weniger als 7,5 aus 10.000 Menschen an einer solchen Krankheit leiden, damit sie als selten gilt. Seltene Krankheiten sind zu 80 % genetisch bedingt und lebensgefährlich. Derzeit sind in Europa 7.000 seltene Krankheiten bekannt. An manchen dieser Krankheiten leiden nur wenige 1.000 Patienten. Für die Unternehmen von Big Pharma ist dieses Therapiesegment in der Praxis also zu klein. Novartis, Pfizer und Co. haben ihre Stärken vor allem in der Entwicklung von Arzneimitteln gegen Volkskrankheiten. Orphan-Präparate entstehen in diesen Unternehmen bestenfalls als „zufälliges“ Beiprodukt.  

Orphan bedeutet zu Deutsch Waise und verweist darauf, dass diese Präparate von großen Pharmakonzernen nicht entwickelt bzw. angenommen (adoptiert) werden.  

Diese Vernachlässigung dieses Segments durch die Pharmakonzerne hat richtigerweise sowohl in Nordamerika und auch Europa den Gesetzgeber auf den Plan gerufen. Die USA fördern bereits seit 1983 dieses Nischensegment. In Europa ist seit 2000 das Zulassungsverfahren für ein Präparat unter Umständen sogar kostenlos, wenn der sog. Orphan-Status vom Unternehmen beantragt wird.  

Noch wichtiger ist freilich, dass die Orphan-Spezialisten wie Recordati im Vergleich zu den konventionellen Wettbewerbern einen verbesserten Patentschutz genießen. So zählt der Patentschutz bzw. Orphan-Status immer erst dann, wenn das Präparat voll zugelassen und vermarktungsfähig ist. In der konventionellen Pharmabranche hingegen bezieht sich der Patentschutz in der Regel auf einen Wirkstoff. In der Praxis läuft hier die „Patentuhr“ bereits lange vor dem Markteintritt des Präparates.  

Der Orphan-Markt hat also einige Vorzüge im Vergleich zum konventionellen Markt. Der Patentschutz für die Orphan-Entwickler ist umfassend. Aber selbst nach Ablauf des Orphan-Schutzes bleiben die Präparate – zurzeit 99 in Europa – in der Regel unverändert im Markt, da die Konkurrenz in diesem Segment kaum ausgeprägt ist. Generell ist der Markt bekannt für seine hohen Margen. Hier werden zwar nur wenige Einheiten abgesetzt, diese dann aber zu allerbesten Preisen.  

Rekordverdächtiges und sehr stetiges Wachstum 

Recordati ist Marktführer in diesem Segment. Derzeit stammt ungefähr jedes 10. Orphan-Präparat in Europa aus der Produktion der Norditaliener. Die strenge Fokussierung auf die Nische hat sich für das kleine Pharma-Unternehmen ausgezahlt. In den vergangenen 5 Jahren ist man sehr stetig gewachsen und hat den Umsatz, den Gewinn oder die Dividende fast verdoppelt. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens reicht allerdings bereits bis 1926 zurück, als die Familie Recordati das Unternehmen gründete. Bis zum heutigen Tag ist Recordati ein familien-geführtes Unternehmen.  

Das ist keine Übertreibung: Das Unternehmen aus der zweiten Reihe (Marktkapitalisierung rund 8 Milliarden Euro) zähle ich zu den besten europäischen Unternehmen (vielleicht) aller Zeiten.   

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