Lieber Börsianer, 

Immobilien-Aktien folgen derzeit dem Rhythmus der Politik. Zunächst hatte die Berliner Bausenatorin Katrin Lompscher harte Eingriffe in den Berliner Mietmarkt angekündigt. Danach sollte in bestehende Mietverhältnisse eingegriffen werden und die Miete auf Antrag des Mieters spürbar abgesenkt werden. Unter den Lompscher-Plänen litt vor allem die Aktie der Deutsche Wohnen, da das Unternehmen über erhebliche Bestände in der Hauptstadt verfügt. Teilweise verlor die Immo-Aktie ein Drittel ihres ursprünglichen Wertes.  

In der vergangenen Woche hat sich das Blatt nun gewendet. Ein derart starrer Mietendeckel ist vom Tisch. Stattdessen will der Senat nun die Mieten in Berlin nun ab Januar 2020 für 5 Jahre einfrieren. Unklar ist derzeit, ob dieser Mietenstopp bereits zu diesem Termin in Kraft treten kann. Ich gehe davon aus, dass die geplanten Eingriffe zuvor gerichtlich überprüft werden. Das kann viel Zeit in Anspruch nehmen. 

Folglich gehörten die Immo-Aktien in dieser Woche zu den großen Gewinnern des deutschen Kurszettels. Deutsche Wohnen kam allein am Freitag um fast 10 % voran. Auf Wochensicht steht ein satter Kursgewinn in Höhe von über 7 % zu Buche. Die Aktien des Vermieters Vonovia kamen um fast 5 % voran. Das Unternehmen hat seine Immo-Bestände regional etwas besser gestreut und hängt nicht in gleichem Maße wie Deutsche Wohnen vom Berliner Markt ab.  

Die Erholungsrally dieser Aktien half auch dem DAX, der in der vergangenen Woche erstmals seit Wochen wieder spürbar vorrückte. Insgesamt legte der deutsche Leitindex fast 3 % zu und nimmt nun die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten wieder ins Visier. Generell zeigten sich die wichtigen Indizes auch in den USA freundlich. So gewann der technologie-lastige NASDAQ 100 sogar leicht über 3 % hinzu.  

Hurrikan Dorian nimmt Kurs auf Floridas Küste 

Unterdessen tobte am Wochenende über den Bahamas Tropensturm Dorian. Dorian – inzwischen ein Hurrikan höchster Stufe nimmt nun Kurs auf Florida und wird danach nordwärts entlang der US-Küste ziehen. Derweil evakuieren die Behörden in Florida zwangsweise besonders exponierte Risikolagen. Gleichwohl erwarten die Meteorologen, dass sich Dorian im Wesentlichen vor der US-Küste austoben wird und in Florida, Georgia und in den beiden Carolinas nur begrenzten Schaden verursachen wird. Vor diesem Hintergrund zeigten sich die Aktien wichtiger Sach- und Rückversicherer in der vergangenen Woche weitgehend stabil, auch wenn sie per saldo dem starken Gesamtmarkt nicht ganz folgen konnten.       

Generell verursachten die letzten Hurrikan-Saisons in den Südstaaten der USA nicht mehr die ganz großen Schäden. Die Prognosen, die Experten nach den katastrophalen Erfahrungen mit Katrina (2005: Zerstörung New Orleans) aufgestellt hatten, erwiesen sich im Rückblick als zu pessimistisch. Die Aktien wichtiger Versicherer wie Chubb oder Münchener Rück blieben langfristig betrachtet keineswegs hinter dem Gesamtmarkt zurück.     

Nun, Börse ist manchmal böse. Wenn Sie für Ihr Depot noch einen guten Versicherer suchen, dann warten Sie immer die Hurrikan-Saison ab. Wenn es hier richtig stürmt und regnet, dann sind in den USA Versicherer wie Chubb immer ein guter Kauf. In Europa holen Sie sich dann Münchener Rück oder Swiss Re. Denn nichts unterstreicht die Notwendigkeit eines guten Versicherungsschutzes mehr, als wenn Ihnen einmal das Hausdach weggeflogen ist. 

Das wissen natürlich die Versicherer ebenfalls und erhöhen nach solchen Schadensereignissen regelmäßig die Prämien. Und für den Börsianer bedeuten steigende Prämien natürlich steigende Kurse und Dividenden.  

Mein Ausblick für den September: Der Börsenmonat August hat sich freundlich verabschiedet. Gleichwohl kamen die Aktienmärkte in diesem Zeitraum keinen Meter voran, sondern büßten sogar im Schnitt 3 bis 4 % ein. Ich erwarte, dass sich der schwache Trend auch im September fortsetzen wird. Es sind zu viele Belastungsfaktoren – wie etwa Handelskrieg oder Brexit – im Markt. Zudem verdichten sich die Anzeichen, dass sich die anhaltende politische Unsicherheit nun auch ungünstig auf die Weltkonjunktur auswirken wird.  

Also, im September halten wir unser Pulver noch trocken. Wir warten die weitere Entwicklung in London, Peking und Washington ab. Sehen wir hier wieder klar, werden die Börsen sofort wieder anspringen. Vielleicht ist es bereits im Oktober soweit.