Lieber Börsianer, 

meine heranwachsende Tochter ist Vegetarierin. Folglich finden sich in unserem Familien-Kühlschrank allerlei Lebensmittel wie vegetarische Leberwurst, Schinkenspicker oder Veggie-Frikadellen. Diese Fleischersatzprodukte schmecken durchaus, allerdings ihre Ähnlichkeit mit echtem Fleisch halten sich in engen Grenzen. Die Verkaufserfolge dieser Lebensmittel hielten sich folglich ebenfalls in konkreten Grenzen. Das sind eher Lebensmittel für den Überzeugungstäter als für den Genießer. 

Und dann kam ein kleines US-Unternehmen namens Beyond Meat (zu Deutsch etwa: Alles außer Fleisch). Die Amerikaner kreierten im Küchenlabor einen fleischlosen Burger, der selbst dem überzeugten Fleischesser das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Und dieser Burger schmeckt nicht nur wie Fleisch, sondern überzeugt auch durch seine fleischähnliche Konsistenz. Tatsächlich blutet das erbsenbasierte Produkt sogar und verliert in der Pfanne Saft. Man hat wirklich jedes Detail beachtet.  

Keine Frage: Hier dürfen wir herzhaft zubeißen ohne schlechtes Gewissen. Denn für die Produktion dieser Burger verbrauchen wir 90 % weniger Ressourcen im Vergleich zum konventionellen Hackfleisch-Bratling. Außerdem ist der vegane Bratling frei von genmanipulierten Zutaten und von Antibiotika, wie sie typischerweise in der industriellen Fleischproduktion auftreten.  

Beyond Meat feierte am 2. Mai einen fulminanten Börsengang. Gleich am ersten Handelstag jagten die Kurse um 163 % in die Höhe. Mittlerweile haben die Aktionäre der ersten Stunde hier satte 565 % in ziemlich exakt 4 Monaten verdient. 

 

An diesem 2. Mai begann die sogenannte Food-Tech-Revolution. Nie zuvor erlebte die im Kern eigentlich eher konservative Lebensmittel-Branche derartige Umwälzungen.  

Die Fakten sprechen für sich. Eigentlich plante Beyond Meat den Marktauftritt in Deutschland bereits für 2018. Das hat das Unternehmen nicht geschafft, weil in den USA alle Dämme brachen und man einfach mit der Produktion nicht nachkam. Mittlerweile vertreibt Beyond Meat den Burger hierzulande über Lidl. Trotzdem haben viele Lidl-Kunden das neue Trendprodukt in einer Filiale noch nie gesehen, da die Burger bereits wenige Stunden nach Anlieferung ausverkauft sind.  

Dagegen war etwa der Hype um das iPhone von Apple ein laues Lüftchen. Denn die Beyond-Burger will jeder zumindest einmal probieren, nur um mitreden zu können. Unglaublich! 

Tatsächlich aber ist das junge US-Unternehmen nur ein Teil einer gigantischen Bewegung, die die Lebensmittel-Branche in den kommenden Jahren umfassend verändern wird. In Deutschland etwa sorgte die nicht-börsennotierte Vorwerk mit dem Kochautomaten Thermomix für viel Wirbel im Markt. Vorwerk gehört damit immer noch, obwohl der Kochautomat inzwischen vielfältig nachgeahmt wird, zu den 25 wichtigsten Playern der Food-Tech-Revolution.  

Gleich morgen lesen Sie an dieser Stelle, wie Amazon – ebenfalls ein Food-Tech-25-Unternehmen – jetzt die Künstliche Intelligenz in die Branche bringt und damit die Art und Weise unseres Einkaufs dramatisch verändern wird.