Lieber Börsianer, 

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Nicht wenige Experten sind der Meinung, dass KI vor allem in den entwickelten Volkswirtschaften langfristig für eine erhebliche Ausweitung der Wachstumsraten sorgen wird. Hierzu einige Prognosen für Deutschland: Die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers schätzt, dass ultra-intelligente Softwareanwendungen und andere Steuerungen der deutschen Volkwirtschaft bis 2030 ein zusätzliches Wachstum in Höhe von 11,3 % bescheren wird. Accenture ist noch optimistischer und schätzt, dass sich das deutsche Wachstum bis 2035 von durchschnittlich 1,4 auf 3 % durch KI steigern lässt. Damit würde Deutschland gemessen an der Wachstumsrate endlich wieder zu den USA aufschließen.  

Keine Frage: KI bietet uns die Chance in den nächsten Jahren und vielleicht sogar Jahrzehnten, unseren Wohlstand nochmals zu steigern. Viele Experten sprechen in diesem Zusammenhang bereits von der (wirtschaftlichen) Wunderdroge des 21. Jahrhunderts  

Welche Unternehmen sind gegenwärtig die zentralen Profiteure der KI? Das sind die Programmierer, also die etablierten Unternehmen aus der Internet-Branche wie etwa Amazon, Alphabet oder z.B. Alibaba in China. Diese Unternehmen setzen einerseits auf KI zur Optimierung des eigenen Geschäftes, andererseits ist man nach einer gewissen Zeit auch bereit, die eigenen KI-Lösungen auch auf dem Markt anzubieten.  

Aber KI ist nicht nur ein Gewinnbringer für die etablierten Trendsetter-Unternehmen der ersten Reihe, sondern ebenfalls für die Herausforderer aus der zweiten und dritten Reihe. In Deutschland sind hier kleinere Unternehmen wie etwa Isra Vision oder Cyan zu nennen. In den USA begeistern gegenwärtig die super-intelligenten Kommunikationsanwendungen etwa von Slack Tech oder Twilio, die im Kern jedes größere Unternehmen dieser Welt gewinnsteigernd einsetzen kann.  

Die Nutzerseite: Neue Chancen für die klassische Industrieproduktion    

Entgegen allen Beteuerungen sind echte künstlich-intelligente Anwendungen in der klassischen Industrie – siehe Autobau – noch nicht überall vertreten. Vor allem ältere Produktionsanlagen lassen sich nicht so einfach „intelligent“ aufrüsten. Hier ist oftmals ein Austausch langfristig sinnvoller. Deshalb wird in der Praxis bei den deutschen Autobauern oder auch bei Siemens oftmals noch konventionell produziert.  

Gerade in der Autobranche wird sich dies allerdings jetzt ändern. Der Hintergrund: Die deutschen Autobauer setzen nun endlich massiv auf das E-Auto. Im kommenden Jahr werden zahlreiche neue E-Modelle, die diesmal auch erschwinglich sind, auf den Markt kommen. Bekanntestes Beispiel ist dabei der VW ID.3. Im Rahmen dieser Elektro-Offensive werden neue Anlagen und Linien benötigt, und diese werden dann erstmals komplett vernetzt und intelligent produzieren.  

Der Gesundheitssektor: Die Patientenakte bringt den Durchbruch für KI 

Daneben sehe ich im Gesundheitssektor enorme Chancen für KI. In einem ersten Schritt werden Software-Lösungen die konventionelle ärztliche Diagnose unterstützen. Hier existieren jetzt schon Big-Data-Datenbanken, die zum Beispiel voll automatisch Wechsel- und Nebenwirkungen von Präparaten ermitteln. Kein Arzt der Welt kann die derzeit über 48.000 nach dem deutschen Arzneimittelgesetz zugelassenen Präparate im Blick haben.  

Insgesamt wird im deutschen Gesundheitssektor noch vergleichsweise altertümlich gearbeitet. Eine intelligente Verarbeitung und Interpretation etwa von Daten zur Anamnese, zu verabreichten Medikamenten oder zu Allergien finden derzeit aus Datenschutzgründen in Deutschland nicht statt. Dabei wäre die zentrale Erfassung und Auswertung der Patientendaten im Sinne einer ganzheitlichen Behandlung so wichtig.    

Die Politik hat das Problem allerdings erkannt. Deshalb wird hierzulande im Januar 2021 die elektronische Patientenakte eingeführt. Damit ist die Basis geschaffen, um endlich künstlich-intelligente Diagnose-Software zur Unterstützung des Behandlers einzusetzen.  

Hier dürfen wir als Börsianer sehr gespannt sein, welche Software-Unternehmen bei diesem Thema zum Zuge kommen werden. Klar ist jetzt schon, dass sich im Segment der digitalen Gesundheitsversorgung in den kommenden Jahren viel bewegen wird. 

Die Möglichkeiten der KI sind enorm. Ich behaupte, dass wir zurzeit die gewaltige Dimension künstlich-intelligenter Anwendungen, Steuerungen und Speichersysteme noch gar nicht absehen können. Bleiben Sie gemeinsam mit mir bei diesem spannenden Thema am Ball!