Lieber Börsianer,

in London bahnt sich eine staatsrechtliche Krise veritablen Ausmaßes an. So hat Premierminister Boris Johnson angekündigt, den jüngsten Parlamentsbeschluss zu ignorieren. Er lehnt es ab, in Brüssel nochmals nach einer Verschiebung des Brexit-Termins nachzusuchen. Mit dieser Causa werden sich nun in London die höchsten Gerichte befassen müssen.  

Aber es gab auch gute Nachrichten: So sollen neue Handelsgespräche zwischen Peking und Washington, möglicherweise noch im September, stattfinden. Am Markt wächst damit die Hoffnung, dass der Handelskonflikt zumindest etwas entspannt werden kann. Gleichzeitig hat sich in Rom eine neue Regierungskoalition gebildet, die also relativ pro-europäisch gelten darf. In der Folge sanken die Risikoaufschläge auf italienische Staatsanleihen spürbar.  

Vor diesem Hintergrund entwickelten sich die wichtigen Indizes weltweit positiv. Der DAX und der NASDAQ 100 rückten um rund 2 % voran, während der marktbreite S&% 500 sogar um 3 % zulegte.  

In dieser und der nächsten Woche wird nochmals die Geldpolitik eine wichtige Rolle spielen. So tagt die EZB an diesem Donnerstag. Die Markterwartungen sind klar: Die Investoren rechnen damit, dass der Zinssatz für Bankeinlagen von minus 0,4 auf mindestens minus 0,5 % gesenkt wird. Ferner rechnet man damit, dass das im vergangenen Jahr ausgesetzte Anleihenkaufprogramm wieder aufgenommen wird.  

Mit anderen Worten: Die Zinsen der Euro-Zone und ganz generell in Europa werden auf absehbare Zeit sehr niedrig bleiben. Das belegt auch die aktuelle Anleihenemission der Siemens. Das Unternehmen hat sich am Rentenmarkt mit frischem Kapital im Volumen von 3,5 Milliarden Euro eingedeckt. Die Papiere stießen auf gute Nachfrage, obwohl die Investoren – gerechnet auf die Endfälligkeit – sowohl in der zwei- als auch in der 5jährigen Tranche garantiert Geld verlieren werden.  

Beide Tranchen rentieren nämlich deutlich im Minus. Noch nie zuvor wurden am Primärmarkt derart schwach verzinste Anleihen angeboten und auch verkauft. Das ist ein Indiz dafür, dass viele Investoren sogar kurz- und mittelfristig mit weiter sinkenden Marktzinsen rechnen. Für die Unternehmen ist das natürlich ein Fest. Selbst bonitätsschwache Unternehmen wie etwa ThyssenKrupp oder Südzucker haben derzeit besten Zugriff auf billiges Fremdkapital.  

In der nächsten Woche wird dann die US-Notenbank Fed tagen. Grundsätzlich sind die US-Währungshüter bereit, den Leitzins nochmals zu senken. Unklar ist derzeit allerdings, ob dies bereits im September geschehen wird. Jüngst erklärte Jerome Powell, Präsident der Notenbank, dass er nicht mit einem Abgleiten der US-Wirtschaft in die Rezession rechnet. Möglich also, dass die Fed den bisherigen Zinssatz unverändert belässt.  

Fazit: Wenn die Börsen in den nächsten Wochen weiter nach oben wollen, die Notenbanken werden dem nicht entgegenstehen.  

Investoren decken sich bei Nachzüglern ein – Trendtitel Isra Vision geht durch die Decke 

In der vergangenen Woche waren vor allem Nachzügler und Rohrkrepierer der Vergangenheit gefragt. So rückte der Telekom-Titel United Internet um 10 % voran, nachdem das Unternehmen erklärte hatte, dass man den Ausbau des neuen 5G-Netzes aus den laufenden Einnahmen bestreiten kann. Ähnlich stark auch ThyssenKrupp sowie Schaeffler. Die Aktie des Autozulieferers hatte sich in den vergangenen 3 Jahren ungefähr halbiert. Jetzt sind die Investoren offensichtlich der Meinung, dass die Korrektur der Schaeffler-Aktie allmählich beendet werden kann. 

Noch stärker präsentierte sich in der vergangenen Woche nur die Aktie der Isra Vision, die ich im Trenddepot des RENDITE TELEGRAMM halte. Der TecDAX-Titel verbesserte sich auf Wochensicht um rund 18 %.   

Was sind die Hintergründe? Der Hauptaktionär und Vorstandsvorsitzende Enis Ersü wird in absehbarer Zeit aus dem operativen Geschäft aussteigen. Bislang fand man allerdings wohl noch keinen Nachfolger. Das befeuert nun Gerüchte, dass das kleine Tech-Unternehmen – Marktkapitalisierung knapp 900 Millionen Euro – übernommen wird.  

Nun, warten wir die weitere Entwicklung bei Isra Vision ab. Ich halte Sie im RENDITE TELEGRAMM auf dem Laufenden.