Lieber Börsianer, 

ich schmücke mich nicht mit fremden Federn. Diese Aktie hat mir vor einigen Monaten einer meiner Kunden vorgeschlagen: Aflac. Mir war dieses US-Unternehmen zunächst auch dem Namen nach unbekannt. Mit dieser Unkenntnis war ich in Deutschland nicht allein. So wird der Titel normalerweise hierzulande überhaupt nicht gehandelt, obwohl die Aktie dieses US-Versicherers im S&P 500 vertreten ist und derzeit fast 38 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung auf die Börsenwaage bringt.  

Hier haben wir uns in Deutschland einen echten Highflyer durch die Lappen gehen lassen. So legte die Aktie allein in den vergangenen 5 Jahren um über 81 % zu. Rechnen Sie noch die Dividende für diesen Zeitraum hinzu, kommen Sie auf eine Gesamtperformance von über 107 %. Zum Vergleich: Die Allianz-Aktie schaffte inclusive Dividenden in diesem Zeitraum einen Zuwachs in Höhe von 86 %, während der DAX – bekanntlich ebenfalls inclusive aller Dividenden – ein Plus von 68 % schaffte.  

 

Was macht Aflac so stark? Zunächst der Versicherungsbereich, in dem man nicht aktiv ist. So bietet der US-Versicherer keine Sachversicherungen an und leidet daher nicht unter dem Klimawandel. Wenn es stürmt, regnet oder hagelt, das ist für Aflac kein Versicherungsfall.  

Aflac konzentriert sich ausschließlich auf den Bereich der Personenversicherungen. Man versichert Unfallrisiken, Krebs und andere schwere Krankheiten und Augenleiden. Daneben vertreibt das Unternehmen Unfallversicherungen oder Policen für kurzfristige Verdienstausfälle aufgrund von Krankheit (Krankentagegeld).  

Klarer regionaler Fokus auf Japan und USA 

Auch regional hat sich das Unternehmen klar fokussiert. So hat Aflac kein Interesse an dem konkurrenz-intensiven mitteleuropäischen Markt. Stattdessen setzt man in erster Linie auf Japan und den Heimatmarkt USA. In Japan hat man dabei bereits vor einigen Jahren die Post als Vertriebspartner gewonnen. Japan Post agiert dort eben nicht nur als Auslieferer von Briefen und Paketen, sondern bietet in 20.000 Postfilialen zusätzlich Versicherungs- und anderen Finanzlösungen an. So hat Japan Post im vergangenen Jahr 25 % der Aflac-Policen verkauft.  

Auf dem Heimatmarkt profitiert der US-Versicherer davon, dass viele Krankenversicherte nur unzureichend abgesichert sind und deshalb gezwungen sind, weitere Ergänzungs- bzw. Zusatzversicherungen abzuschließen. Spätestens wenn ein Patient in den USA ins Krankenhaus muss, deckt die Hauptversicherung nur rund 60 % der Kosten ab.  

Buy on dips – Kaufen Sie in der Kursdelle!  

Wie Sie unschwer am vorangestellten Chartbild erkennen, hat die US-Aktie in den vergangenen Wochen etwas gelitten und sackte von einem historischen Rekordkurs rund 14 % zurück. Was ist der Hintergrund? 

Offenbar hat Japan Post zuletzt viele Aflac-Policen recht aggressiv vertrieben. Hier wurden die Versicherten beim Abschluss unsauber beraten. Zudem wurden teilweise Prämien doppelt eingezogen. Nun muss der Aflac-Vertriebspartner rund 100.000 Abschlüsse im Zeitraum zwischen Mai 2018 und Mai 2019 nochmals öffnen und möglicherweise auch rückabwickeln. Das hat kurzfristig natürlich den Ruf des US-Versicherers auf dem japanischen Markt geschädigt. So brach das Neugeschäft in Japan im vergangenen Quartal spürbar ein.  

Gleichwohl ist man in der Unternehmensführung optimistisch, dass dieser Rückgang im Neugeschäft vorübergehender Natur ist. Derzeit klärt Aflac die Vorgänge in Japan umfassend auf, um das verlorene Vertrauen wieder zurückzugewinnen. 

Nun, es gibt nun einmal keine Kursdelle ohne schlechte Nachrichten. Davon lasse ich mich allerdings nicht beeindrucken, sondern werde mir jetzt einige Stücke dieses konservativen Highflyers ins Depot holen. Dabei freue ich mich schon jetzt auf die Dividende des Unternehmens. In den vergangenen 5 Jahren hat Aflac die Dividende im Durchschnitt um 8,5 % pro Jahr gesteigert. Dabei war Aflac bisher durchaus geizig und hat nur rund ein Viertel des Gewinns ausgekehrt. Mit anderen Worten: Selbst wenn es in diesem Unternehmen einmal kurzfristig nicht läuft, ist das für Aflac kein Grund, die Dividende nicht trotzdem weiterhin jährlich anzuheben.