Lieber Börsianer, 

in der vergangenen Woche wurden wir nochmals daran erinnert: Börse ist keine Einbahnstraße. Der DAX entwickelte sich eher südwärts. Ursächlich hierfür waren vor allem die Drohnenangriffe auf die saudischen Ölanlagen von Abqaiq und Khurais. Auch die jüngste Senkung des US-Leitzinses konnte den Aktienmarkt nicht wirklich beleben.  

Zudem deuten die Konjunkturindikatoren auf eine mittelschwere Abkühlung der Weltkonjunktur hin.  Freilich kennt der Kurszettel viele Unternehmen, die ein zyklischer Abschwung nicht unbedingt kratzt. Drei dieser konjunktur-resistenten Defensiv-Champions stelle ich Ihnen nun vor.  

Unilever: 2,5 Milliarden Kunden weltweit 

Kein Markensammler dieser Welt verfügt über ein ähnlich breit diversifiziertes Portfolio. Egal, ob Sie gerade abnehmen wollen (Slim Fast) oder eher genießen möchten (Ben und Jerry´s), am Ende des Tages werden Sie bei Unilever landen. Das niederländisch-britische Unternehmen vertreibt Lebensmittel, Hygiene- und Kosmetikprodukte, Zahnpflege, Textilpflegeprodukte, um nur die wichtigsten Segmente des Unilever-Portfolios zu nennen.  

Lassen Sie sich diese Zahlen einmal auf der Zunge zergehen: Schätzungen zufolge nutzen aktuell 70 % der Haushalte auf diesem Plant mindestens ein Unilever-Produkt. Analysten gehen davon aus, dass 2,5 Milliarden Menschen regelmäßig mindestens ein Produkt des Markensammlers nutzen.  

Erst im vergangenen Jahr hat Unilever nochmals eindrücklich ihre starken Defensiv-Qualitäten unter Beweis gestellt. Während es die deutsche Konkurrenz von Henkel und Beiersdorf teils übel zerlegte, meldete Unilever ein nettes Umsatzwachstum von über 3 % und erhöhte nochmals die Gewinnmarge um 1 % auf 18,4 %. Zum Vergleich: Die Gewinnmarge des Konkurrenten Nestlé lag in den vergangenen 12 Jahren nie über 15,3 %.  

Die Stabilität des Unilever-Geschäftsmodells schlägt sich selbstredend auch in der Kursentwicklung der Aktie nieder. Ich kenne wenig Aktien, die in den vergangenen Jahren derart gleichmäßig und verlässlich gestiegen sind.  

Deutsche Telekom: Die wechselvolle Vergangenheit ist abgehakt 

Anleger haben ein Elefanten-Gedächtnis. Immer noch haben wir nicht vergessen, wie dramatisch uns die vermeintliche Volks-Aktie zur Jahrtausendwende enttäuscht hat. Damals brach der Kurs von über 100 Euro auf zeitweise unter 8 Euro ein. Zu allem Überfluss setzte man die Dividende für die Geschäftsjahre 2002 und 2003 vollständig aus.  

Diese Zeiten sind allerdings definitiv abgehakt. Heute ist das Bonner Unternehmen im Kern ein braver Versorger in den Segmenten Internet und Telefonie sowie Mobilfunk. Daneben überträgt man noch ein bisschen TV (Entertainment-Angebot) und fertig ist das krisensichere Geschäftsmodell der Deutschen Telekom. Da kann in dieser Welt so ziemlich kommen, was will. Die Dienstleistungen der Deutschen Telekom werden immer nachgefragt.  

Folglich zählt die Deutsche Telekom gemessen an der Schwankungsbreite zu den stabilsten Aktien des internationalen Kurszettels. Seit 2013 steigt die Dividende auch wieder gleichmäßig. Für das Geschäftsjahr werden Sie voraussichtlich 75 Euro-Cent pro Aktie einsacken, die obendrein wahrscheinlich auch noch steuerfrei für Sie sind, da sie aus dem sogenannte Einlagenkonto bezahlt werden. Das entspricht einer satten Netto-Dividendenrendite von fast 5 %.   

Münchener Rück: Vielleicht so sicher wie eine Schweizer Frankenanleihe 

Die Bonität des bayerischen Rückversicherers ist über jeden Zweifel erhaben. Alle maßgeblichen Kreditagenturen billigem der Münchener Rück seit Jahren beste A-Noten zu. Langfristig ist hier Ihr Geld fast so sicher wie in einer Schweizer Staatsanleihe. Für diese Sicherheit zahlen Sie übrigens in der Schweiz einen gewissen Preis. Sie müssen nämlich von vorneherein auf jede Rendite verzichten.  

Anders bei der Münchener Rück: Hier ist Ihnen eine Dividendenrendite von knapp 4,5 % quasi garantiert. Außerdem dürfen Sie davon ausgehen, dass diese Dividende allmählich steigen wird. Ich selbst bin in der Aktie bereits seit Ende 2008 investiert und kassiere inzwischen, gerechnet auf meinen Einstandskurs über 8 %. Da werden Sie mir zustimmen, das allein ist schon eine gewaltige defensive Qualität.

Viele Investoren meiden die Aktien von Versicherern, weil diese Unternehmen immer wieder unter Großschäden leiden. Sicherlich ist es für die Aktien der Assekuranz-Branche kein Kurstreiber, wenn allerorten die Meere das Festland überschwemmen und die Vulkane speien. Dennoch, diese Sorge ist zumindest übertrieben.  

Schließlich nehmen Gesellschaften wie die Münchener Rück regelmäßig eigene Risikoeinschätzungen vor und bieten schließlich für unkalkulierbare Risiken keine Deckung mehr an. So hat die Branche in den letzten Jahren Terrorismus als versichertes Risiko aussortiert. In Regionen, die regelmäßig von Naturkatastrophen heimgesucht werden (wie etwa rund um den Golf von Mexiko), hält man sich mittlerweile auch mit Angeboten stark zurück.