Lieber Börsianer,

das war schon bemerkenswert: Zuletzt feierte der Klinikbetreiber EuroEyes International in Hong Kong ein spektakuläres Börsendebut. Binnen weniger Sekunden nach Handelsstart brachen die neuen EuroEyes-Aktien durch die Decke und legten zeitweise um über 100 % zu. Chinesische Investoren sackten hier nach meinen Schätzungen fast 80 Millionen US-Dollar Kursgewinn ein. Und wir in Deutschland bzw. in Europa schauten in die Röhre.  

Auch das ist bemerkenswert: EuroEyes ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Hamburg. Im vergangenen Jahr erzielte man 63 % seines Umsatzes auf dem Heimatmarkt. Der Klinikbetreiber hat sich auf den Bereich der Ophthalmologie, also der Augenheilkunde spezialisiert. Man lasert Kurzsichtigkeit, behandelt operativ den Grauen Star und implantiert sog. Trifokallinsen bei Alterssichtigkeit. In Deutschland ist das Unternehmen praktisch in jeder größeren Stadt mit einer Klinik vertreten, und trotzdem mied man den Börsengang hierzulande. Warum?  

EuroEyes hat in China sein Eldorado entdeckt, denn Chinesen neigen die Ursachen sind noch nicht geklärt zur Kurzsichtigkeit. So haben Studien herausgefunden, dass bereits 84 % der Kinder im Reich der Mitte kurzsichtig sind. 90 % der Studenten in China müssen in der Regel aufgrund von Kurzsichtigkeit eine Brille tragen.  

Derzeit betreibt das Hamburger Unternehmen bereits 6 Standorte in China und will dort künftig ganz erheblich wachsen. Aus Sicht der Hamburger ist es also verständlich, dass man in Hong Kong den Börsengang wagte. Schließlich bringt so eine Maßnahme Öffentlichkeit und viel Werbewirksamkeit für ein Unternehmen. 

Deutsche Börsenbetreiber im Tiefschlaf 

Trotzdem: Das ist kein Zukunftsmodell für den deutschen Börsenstandort, wenn künftig junge und innovative Unternehmen aus Deutschland nur noch im Ausland notiert werden. Hier war vor allem die Deutsche Börse im Tiefschlaf. Solche Unternehmen muss man im Land halten oder mindestens in Europa.  

So waren wir als Anleger chancenlos, weil die meisten gängigen Depotbanken hierzulande über keine Anbindung an den Börsenplatz Hong Kong verfügen. Auch diese Unterversorgung ist definitiv kein Zukunftsmodell. Es kann nicht sein, dass wir aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz nur sehr eingeschränkt in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt investieren können. Deshalb auch mein Appell an die Depotbanken wie Comdirect, Consors oder Diba: Gebt uns mindestens den Börsenplatz Hong Kong und am besten auch noch gleich Singapur und Sidney! Als ambitionierte Investoren wollen wir nicht immer nur BASF, Münchener Rück oder Wienerberger!    

Aber zurück nach Hong Kong: Die Kursexplosion der EuroEyes war dort kein Einzelfall. Generell erlebt die ehemalige britische Kronkolonie derzeit einen IPO-Boom ungeahnten Ausmaßes. Den Vogel schoss dabei die kleine Softwareschmiede 360 Ludashi Holdings ab. Deren Aktien haben sich am ersten Handelstag tatsächlich verdreifacht. Im Schnitt legt momentan jeder Börsenneuling am ersten Handelstag um 43 % zu.  

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P.S. Was ist denn mit den Autoaktien los? VW, Daimler oder Schaeffler, alles geht plötzlich durch die Decke. Ist die Autobranche jetzt wieder seriös investierbar? Ist der Diesel-Skandal verarbeitet? Das und noch viel mehr lesen Sie in der kommenden Woche in Börse am Mittag, Ihrem täglichen Informationsdienst für den Aktienmarkt.