Lieber Börsianer,

in der vergangenen Woche präsentierte Elon Musk den nächsten großen Wurf des Elektromobilitätspioniers Tesla. Der unter dem Namen Cybertruck vorgestellte Pick-Up ist, ein Auto an dem sich die Geister scheiden. Für das Design muss die Firma weltweit Spott einstecken. Viele Branchenkenner sind der Meinung, der Cybertruck erinnert eher an die Zeichnung eines Dreijährigen als an ein Auto.  

andererseits scheint das Design eines Tarnkappenflugzeugs die Kunden auf dem US-Markt anzusprechen. Samstagabend teilte Elon Musk auf Twitter mit, es gäbe bereits 146.000 Bestellungen, obwohl die Präsentation des Autos alles andere als reibungslos über die Bühne ging. Bei dem Versuch, die Bruchfestigkeit der Scheiben des Autos der Zukunft unter Beweis zu stellen, zerstörte der Chefdesigner eine Seitenscheibe des einzigen Prototypen 

Sollten die Bestellzahlen, die wir nur von Twitter kennen, stimmen, dann stellt sich die die Frage, wie der Elektropionier diese Stückzahlen liefern soll. Aushilfe könnte die Gigafactory bringen, die bei Berlin im direkten Umfeld des ungenutzten Flughafens BER entstehen soll. Ob dieser spektakuläre Neubau zustande kommt oder ob er an den deutschen Umweltrichtlinien scheitert, muss sich zeigen. 

Nicht alles ist Gold, was glänzt 

Auch wenn Tesla nach Außen den Anschein einer Erfolgsstory wahrt, ist es dem Unternehmen auch 16 Jahre nach der Gründung noch nicht gelungen, Gewinne zu erwirtschaften. Bis heute ist eine Investition in Tesla eine Wette auf den zukünftigen Erfolg des Unternehmens. Viele Investoren machen dabei einen entscheidenden Fehler: Sie betrachten nicht nur die disruptive Wirkung, die Tesla ohne Frage hat, sie vertrauen in Elon Musk. Der Stanford-Abbrecher machte sein Vermögen bei der Entstehung des International erfolgreichen Zahlungsdienst PayPal, an dem er nicht mehr beteiligt ist. Seitdem gründet er innovative Unternehmen wie Tesla und SpaceX. Auch wenn Musk sehr viele Talente hat, ist nur eins entscheidend für den Erfolg seiner Firmen: Er kann Menschen begeistern und überzeugen. 

In den vergangenen Jahren konnten wir eindrucksvoll beobachten, welche Faktoren den Aktienkurs von Tesla beeinflusst haben. Technologische Innovationen und wirtschaftliche Fakten waren stets weniger unwichtig, entscheidend sind die Tweets des Gründers. Elon Musk ist eine strahlende Führungsfigur. Für Investoren bedeutet das ein unberechenbares Risiko. 

Geschäftsmodelle sind wichtiger als die Köpfe, die sie erschaffen 

Disruptive Unternehmen leben von ihren strahlenden Gründern. Der beste Beweis dafür ist Steve Jobs. Der Studienabbrecher hat Apple gegründet und später aus der Krise gerettet. Jobs visionäre Ideen und sein Talent Menschen zu überzeugen bereiteten Apple darauf vor, das wertvollste Unternehmen der Welt zu werden. Aber Apple hat sich auch nach Jobs Tod hervorragend entwickelt. 

Manchmal sind es gerade die großen Köpfe, die ein Unternehmen letztendlich bremsen wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Jonathan Ive, der langjährige Designchef von Apple, versuchte in den letzten Jahren die Ideen von Jobs auf die Spitze zu treiben. Mit immer dünneren und schöneren Geräten verprellte Apple die Kunden, welche das Unternehmen einst groß gemacht haben. Professionelle Kreative bemängelten über Jahre die Designs die für sie immer unpraktischer wurden. Erst nach dem Weggang von Ive ist es Apple vor zwei Wochen gelungen, ein Macbook Pro zu präsentieren, das wieder professionellen Ansprüchen genügt. 

Fazit: Als Investor sollten sie sich nie von den strahlenden Lichtfiguren blenden lassen, die ein Unternehmen anführen. Als Anleger müssen wir uns stattdessen klar und deutlich auf die Produkte und Innovationen fokussieren.