Lieber Börsianer,

kommt sie nun und war sie schon da? Die Schreibe ist von der allseits beliebten Jahresendrally. In der vergangenen Woche erlebten wir zunächst noch keine besondere Dynamik am internationalen Aktienmarkt. So verlor der DAX rund 0,5 %, während der NASDAQ 100 immerhin eine rote Null schaffte.  

Was spricht gegen die Jahresendrally? Im Laufe dieses Jahres haben wir bereits einen ordentlichen Schluck aus der Renditepulle genommen. So kam der DAX in den vergangenen 12 Monaten bereits um 22 % voran, während der NASDAQ 100 sogar fast 27 % machte. Das entspricht grob der Wertentwicklung für die etablierte Aktienindizes ansonsten üblicherweise fast 3 Jahre brauchen.  Fundamental betrachtet (KGV) notieren derzeit die DAX-Titel rund 20 % über ihrem 10-Jahres-Durchschnitt. Mit anderen Worten: Die Luft ist ziemlich dünn.

Kurzfristig mag es dem Markt helfen, wenn Washington und Peking in den kommenden Tagen endlich das sog. Phase-1-Handelsabkommen abschließen. Die Chancen hierfür stehen durchaus gut. Erst heute Morgen unserer Zeit hat ein hochrangiger Vertreter aus dem chinesischen Handelsministerium erklärt, dass China das Handelsabkommen „so bald wie möglich“ anstrebt.  

Im Kern ist diese Information bzw. Erwartung allerdings schon eingepreist. Unklar ist freilich, ob nach Phase 1 eben noch eine 2. und am besten auch noch eine 3. Phase kommt, damit wir den Handelskonflikt auf Dauer abhaken können.  

Geldpolitik sorgt für grundsätzlich positives Umfeld für Aktien 

Das spricht wiederum für eine Jahresendrally: Im laufenden Jahr haben die wichtigen Notenbanken nochmals die Zügel der Geldpolitik gelockert. Allein die Fed hat den US-Leitzins 3mal gesenkt. Die EZB hat immerhin den Nebenzinssatz der Einlagefazilität für die Euro-Geschäftsbanken erneut heruntergeschraubt. Die Folge: Alle relevanten Marktzinsen sind 2019 wieder einmal erheblich gefallen und liegen tief im Keller.  

Anders formuliert: Für die Unternehmen ist Fremdkapital weiterhin historisch billig. Gleichzeitig sind die Kapitalmärkte mit großer Liquidität versorgt. Diese Liquidität wird teilweise in die Aktienmärkte fließen und dort mindestens für stabile Aktienkurse sorgen.  

Ferner erwarte ich, dass die Edelmetalle von der anhaltenden Geldschwemme profitieren werden. Zwar befinden sich Gold und Silber seit Anfang September in einer Korrekturphase. Diese Korrektur sollte allerdings bei rund 1.450 US-Dollar je Unze Gold abgeschlossen werden. Letztlich gilt: Solange die Zinsen im Keller bleiben, bleibt Gold bzw. Silber eine interessante Alternative zum klassischen Aktienmarkt.  

Nun, harren wir der Dinge! Richten Sie dabei vor allem ihren Blick auf die bevorstehende Sitzung der EZB (11./12. Dezember). Ich erwarte zwar nicht, dass Christine Lagarde jetzt schon mit klaren Aussagen an die Öffentlichkeit treten wird. Ein ersten Fingerzeig, wie Madame tickt, werden wir als Investoren allerdings schon erhalten. Nächstens lesen Sie dazu mehr in Börse am Mittag.