Lieber Börsianer,

heute feiert der saudische Ölgigant Aramco seinen Börsengang an der Börse Tadawul in Riad. Die nackten Zahlen beeindrucken. Insgesamt wird das Unternehmen knapp 3,5 Milliarden Aktien für einen Preis von umgerechnet 7,68 Euro an die Investoren verkaufen. Damit erlöst die saudische Königsfamilie für die Staatskasse rund 30 Milliarden US-Dollar. Somit stellt dieser Börsengang noch jenen von Alibaba weit in den Schatten. Zur Erinnerung: Die Chinesen holten sich 2014 in New York rund 25 Milliarden US-Dollar.  

Ungeachtet der Milliarden-Erlöse werden tatsächlich nur knapp 2 % des Staatsunternehmens privatisiert. Per saldo wird Aramco an der Börse Riad nun mit einem Wert von 1,55 Billionen Euro bewertet. Zum Vergleich: Damit ist das saudische Ölunternehmen so viel wert wie Microsoft und Facebook zusammen.  

Trotzdem will sich in Riad nicht so recht Feierstimmung einstellen. Das Königshaus hatte nämlich ursprünglich für Aramco einen Börsenwert von 2 Billionen US-Dollar eingeplant. Aber vor allem internationale Investoren wollten diesen Preis nicht mitgehen, sodass Riad den Verkaufspreis senken musste.  

Das sind die Kritikpunkte der angelsächsischen Groß-Investoren: 

  • Aramco bleibt faktisch ein Staatsunternehmen, das unternehmerisch nicht frei disponieren kann. Der Einfluss der Privatinvestoren auf das Unternehmen wird minimal sein. 
  • Aramco ist eine Cash-Maschine und wird vermutlich eine jährliche Dividende von rund 68 Milliarden Euro auskehren. Aber: Das Unternehmen gilt aufgrund seiner schieren Größe langfristig als wachstumsschwach. Westliche Ölmultis gelten als schlagkräftiger und sind zudem momentan auch noch günstiger bewertet.  

Können wir als Privatanleger die Aramco-Aktie kaufen? 

In der Praxis haben die meisten Privatanleger in Europa und Nordamerika keinen Zugriff auf die Aktie. Mir ist derzeit keine gängige Depotbank bekannt, die ihren Kunden einen Zugang zur Tadawul-Börse bietet.  

Ich erwarte allerdings, dass sich dies im kommenden Jahr ändern wird, wenn Aramco in New York oder London einen weiteren Börsengang starten wird. Genau hier liegt allerdings auch das Problem. 

Mittelfristig wird das Königshaus weitere Anteile des Unternehmens privatisieren. Mit anderen Worten: In den kommenden Jahren werden immer wieder neue Stücke in erheblichem Umfang auf das Börsenparkett kommen. Diese Milliarden-Summen wird die Aktie allerdings nicht ohne Weiteres verkraften. Zu Deutsch: Das erwartete zusätzliche Aktienangebot wird das Kurspotenzial dieser Aktie auf Jahre hinaus limitieren.  

Gleichwohl kann die Aktie als konservative Beimischung gerade für die Dividendenjäger unter Ihnen einmal interessant werden. Aufgrund der hohen Aktien-Stückzahlen, die in den kommenden Jahren an den Börsen zur Verfügung gestellt werden, wird die Aktie erst einmal – fundamental gesehen – eher günstig bleiben. Diese günstige Bewertung wird mit einer erhöhten Dividendenrendite für den Langfrist-Investor einhergehen. Hier gilt zudem: Aktien aus den politisch eher instabilen Regionen wie etwa Russland, Brasilien oder Saudi-Arabien weisen sehr oft ganz erkleckliche Dividendenrenditen auf.  

Fazit: Aramco wird sicherlich auf Jahre hinaus keine Kursrakete werden. Lediglich in Zeiten stark steigender Ölpreise wird die Saudi-Aktie Dynamik zeigen. Trotzdem: Als Beimischung und stabiler Dividendenzahler kann der Öl-Titel künftig für uns attraktiv sein. Hier werden ich Sie beizeiten noch über die steuerlichen Regelungen (ausländische Quellensteuer) für Saudi-Aktien informieren.

P.S. Kennen Sie schon Wikifolio, die Social-Media-Plattform für Privatanleger? Morgen erkläre ich Ihnen, wo hier für Sie die Chancen und Risiken liegen. Das müssen Sie über die Plattform wissen.