Lieber Börsianer,
nicht in jeder Branche ist gleichermaßen Geld zu verdienen. Es gibt Branchen, bei denen trotz steigender Nachfrage einfach nicht genug Gewinn hängen bleibt oder der Gewinn mit hohen Risiken erkauft wird. Wohin das führen kann, sehen wir gerade wieder am Beispiel der Flugzeugbauer. Die beiden großen Konkurrenten Airbus und Boeing kämpfen mit beinahe ruinösen Mitteln um die Vorherrschaft in der Luft.
Achtung: Vermeiden Sie diese Anlegerfalle
Es klingt alles zu gut. Die Zahl der Fluggäste steigt von Jahr zu Jahr. Und wenn wir schon nicht wissen, ob sich die Billigflieger oder die etablierten Premium-Airlines durchsetzen können, so ist eines sicher: Flugzeuge werden auf jeden Fall gebraucht. Und die kommen zum größten Teil von Airbus oder Boeing. Eigentlich könnte man meinen, dass die Aktien beiden Flugzeugbauer eine sichere Bank sind, zumal die Fabriken über viele Jahre im Voraus ausgelastet sind. Doch die Wahrheit sieht anders aus.
In Wirklichkeit liefern sich die beiden Flugzeugbauer einen erbitterten Wettstreit um die Vorherrschaft in der Luft. Dabei spielt auch die Politik eine wichtige Rolle. Während Airbus der Vorzeigekonzern der europäischen Integration mit Regierungsbeteiligungen aus Frankreich, Spanien und Deutschland ist, gilt Boeing als ein technologisches Aushängeschild des amerikanischen Nationalstolzes. Wohin der übersteigerte Konkurrenzkampf führen kann, ist aktuell in der Affäre um die Boeing 737-Max zu beobachten.
Aufsicht und Wirtschaft machten auf Kosten der Sicherheit gemeinsame Sache
Unter dem enormen Konkurrenzdruck wurden die Genehmigungsverfahren für neue Flugzeuge in den USA aufgeweicht. Boeing durfte wichtige Baugruppen selbst abnehmen. Die Luftfahrtbehörde schaute nur zu. Was dann geschah wissen Sie alle: Zwei Flugzeuge stürzten ab. Hunderte Menschen starben. Die 737-Max muss am Boden bleiben. Mehr als 700 Flugzeuge wurden bereits ausgeliefert. Vor dem Skandal lagen 5.000 weitere Bestellungen vor. So lange es keine Wiederzulassung gibt, entsteht ein Milliardenschaden. Und jetzt schaut die Aufsicht genau hin. Erst vorige Woche wurde bekannt, dass sich das Zertifizierungsverfahren noch über Monate hinziehen wird und die Maschinen dementsprechend noch lange am Boden bleiben werden.
Auch die Fluggesellschaften leiden
Alle Fluggesellschaften, die den 2017 erstmals ausgelieferten Flugzeugtyp bereits in der Flotte haben, müssen umdisponieren. Flüge werden gestrichen oder teure Ersatzmaschinen besorgt. Sicher werden die Kunden versuchen Schadensersatz geltend zu machen. Doch einen Teil der Kosten müssen die Airlines selbst tragen. Und das in einer Zeit, in der auch die Fluggesellschaften unter enormen wirtschaftlichen Druck stehen. Die Konkurrenz ist groß.
Zudem lastet der hohe Staatseinfluss auf der Branche. Flughäfen werden häufig durch Subventionen unterstützt, was den Airlines billige Start- und Landerechte beschert. Zudem sind vor allem die Golfstaaten mit staatlichen Fluglinien unterwegs und jagen den Konkurrenten zahlungskräftige Premium-Kunden ab. Bis jetzt gibt es auch keine Kerosinsteuer, während andere Kraftstoffe teilweise mit hohen Steuersätzen belegt sind.
Angesichts der Klimadebatte und des New Green Deal in der EU kann sich die Lage schnell ändern. Ein Wegfall der Subventionen, eine Luftverkehrsabgabe oder die Besteuerung des Treibstoffs würden sofort zu hohen Belastungen in der wettbewerbsintensiven Branche führen. Wenn die Airlines höhere Preise verlangen müssten, sinkt zudem die Nachfrage nach Flugreisen und die Menschen würden auf andere Verkehrsmittel ausweichen. Die Gewinne der Unternehmen sind nicht nachhaltig.
Fazit: Auf den ersten Blick ist die Flugbranche ein absoluter Wachstumsmarkt. Doch der Boom kann schnell vorbei sein. Halten Sie sich von Branchen mit hohem Staatseinfluss fern. Die Luftfahrt gehört sowohl auf Seiten der Airlines als auch bei den Herstellern der Flugzeuge dazu.
P.S.: Das lesen Sie morgen an dieser Stelle: Die demokratische Partei kürt in den kommenden Monaten ihren Präsidentschaftskandidat. Aussichtsreich im Rennen liegen dabei die Senatoren Elizabeth Warren und Bernie Sanders, die sich gegenwärtig mit wirtschafts-kritischer Rhetorik hervortun. Wenn einer dieser beiden Politiker tatsächlich zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten gekürt wird, dann müssen wir zur Aktien-Hausse erst einmal Bye-Bye sagen. In Börse am Mittag lesen Sie jetzt schon, was Sie über das politische Börsenjahr 2020 wissen müssen.