Lieber Börsianer,

am 15. Januar soll es soweit sein. Dann wird Donald Trump im Weißen Haus im Beisein eines hochrangigen Vertreters aus China endlich das lang erwartet Handelsabkommen der ersten Stufe unterzeichnen. In vielen US-Medien ist man der Meinung, dass dieses Abkommen den heißen Handelskrieg fürs Erste beenden wird. Nun herrscht also eine Art Waffenstillstand zwischen den beiden Großmächten.  

Ich gehe da sogar noch einen Schritt weiter. Tatsächlich wird dieses sog. Phase-1-Abkommen wichtige und bisher hoch umstrittene Fragen regeln. So soll Peking die Rechtsgrundlage schaffen, damit künftig Patentrechte und anderes geistiges Eigentum von US-Unternehmen im China-Geschäft wirkungsvoll geschützt wird. Außerdem wird sich China verpflichten, künftig die eigene Währung nicht mehr oder nur noch in geringem Umfang gegenüber dem US-Dollar abzuwerten. Hier werden wichtige Pflöcke eingeschlagen, um die Handelsbeziehungen der beiden Supermächte langfristig zu regeln. Das ist mehr als nur ein Waffenstillstand.  

Andere Streitpunkte haben die Verhandler allerdings bislang ausgespart. So ist den USA und natürlich auch der EU die Subventionspolitik Pekings zugunsten der großen Staatsunternehmen ein Dorn im Auge. Nicht ganz zu Unrecht unterstellt der Westen China eine anhaltende Verzerrung des internationalen Wettbewerbs.  

Wo war eigentlich Europa?

Es ist schade, dass Europa bzw. Brüssel an den Verhandlungen nicht beteiligt war und ist. Schließlich leiden europäische Exporteure ebenfalls unter der chinesischen Handels– und Wirtschaftspolitik. Auch die Patenrechte von Siemens oder etwa deutscher Autobauer werden im Reich der Mitte nicht immer gewahrt. Auch die Übernahme eines interessanten chinesischen Unternehmens etwa durch ein deutsches Unternehmen ist in der Praxis nahezu unmöglich. Hier reguliert und blockiert Peking mit allen Kräften.  

Es ist zudem ein Unding, dass etwa die deutschen Autobauer in China nur im Rahmen von Gemeinschaftsunternehmen produzieren dürfen. Solche Konstrukte begünstigen den unerwünschten Technologie-Transfer.  

Leider hat es die Politik in Berlin, Paris oder Brüssel versäumt, hier eine eigene Position zu beziehen. Die Konsequenz: US-Unternehmen agieren künftig in China aus einer stärkeren Position als ihre Konkurrenz aus Europa.  

Hier fehlt es der europäischen Politik an Selbstbewusstsein, innerer Geschlossenheit und Durchsetzungskraft.  

Was bedeutet das für uns als Börsianer? US-Unternehmen gehören übergewichtet in jedes Depot. Wie auch immer wir zu Donald Trump stehen, der Mann tut viel für die eigenen Unternehmen. Zuerst senkte er die Unternehmenssteuern. Jetzt öffnet der den chinesischen Markt für die US-Exportwirtschaft. Eine solche Kombination spricht für steigende Gewinne und folglich auch steigende US-Aktienkurse.   

Ich wünsche Ihnen ein gutes Neues Jahr mit viel Gesundheit und weiterhin steigenden Aktienkursen. Auch diese Kombination macht uns erfahrungsgemäß glücklich.     

 

P.S. Google auf dem Weg zum Medizintechniker: Ein Google-Forscherteam hat erstmals eine künstlich intelligente Anwendung zur Diagnose von Brustkrebs entwickelt. Ist das ein neuer Meilenstein für das Unternehmen und für die Medizintechnik? Mehr dazu lesen Sie gleich in der nächsten Woche nur in Börse am Mittag