Lieber Börsianer,

im vergangenen Jahr wurden in China 25,8 Millionen neue Pkw zugelassen. Diese Zahl klingt gewaltig. Trotzdem: Der Autoabsatz schrumpft nun bereits im zweiten Jahr in Folge. Unter dem Strich wurden in China 8,2 % weniger Fahrzeuge als im Vorjahr verkauft.  

Die Misere wird besonders offensichtlich, wenn man ins Detail geht. In vielen Produktionsstätten stehen die Bänder komplett still. Die Auslastung der Werke lag 2019 zeitweise bei nur noch 76 %. Deshalb wird sich nun die PSA Gruppe (Peugeot) teilweise aus dem Markt zurückziehen. Damit folgen die Franzosen dem Vorbild von Suzuki. Der japanische Autobauer hatte bereits 2018 den chinesischen Markt komplett geräumt.  

Ganz schlecht die Stimmung auch bei den Autohändler. In den ersten 9 Monaten des vergangenen Jahres wurden landesweit rund 1.000 Niederlassungen geschlossen. Trotzdem arbeiten derzeit immer noch rund die Hälfte der verbliebenen Standorte in den roten Zahlen.  

Es gibt aber auch Gewinner wie etwa VW

Die großen Verlierer des vergangenen Jahres sind vor allem chinesische Autobauer wie SAIC oder Geely Auto. Daneben leiden die namhaften US-Hersteller wie General Motors und Ford. Ford hatte im letzten Jahr nur noch rund 570.000 Einheiten in China abgesetzt. Damit haben es die Amerikaner geschafft, im Vergleich zu 2016 ihren China-Absatz zu halbieren. Völlig unklar ist, ob Ford im dortigen Markt verbleiben kann.  

Einige Autobauer konnten sich dem schwachen Trend allerdings entziehen. So erzielten Toyota und Honda in China erfreuliche Absatzzuwächse von jeweils 9 %. Auch VW bleibt in China auf der Überholspur und setzte dort 2019 deutlich über 4 Millionen Einheiten ab. Aufgrund des starken China-Geschäfts schafften die Wolfsburger sogar einen neuen historischen Absatzrekord. Weltweit verkaufte man fast 11 Millionen Fahrzeuge.   

Besonders dynamisch entwickelte sich im Konzern das Segment E-Mobilität. Hier meldete Wolfsburg ein mächtiges Absatzwachstum von 80 %. Per saldo setzte man rund 140.000 E-Fahrzeuge ab. Dabei kommt das wegweisende E-Modell ID.3 erst im laufenden Jahr auf die Straßen.  

Dafür muss man kein Hellseher sein. Die Markteinführung des ID.3 wird VW in diesem Jahr mindestens einen Absatzverdoppler bei den E-Antrieben bescheren. Damit rückt der erste deutsche Autobauer gemessen an den Produktionszahlen in Schlagweite an den Marktführer Tesla heran. Die US-Amerikaner hatten 2019 rund 368.000 E-Autos abgesetzt.  

Fazit: Die Nachrichtenlage ist derzeit gemischt. Insgesamt schrumpfte der globale Automarkt im vergangenen Jahr um rund 4 %. Einige Teilnehmer wie etwa Toyota oder VW können sich allerdings dem schwachen Trend erfolgreich entziehen. Mit der E-Mobilität haben sich die Wolfsburger darüber hinaus einen neuen reinrassigen Wachstumsmarkt erschlossen.  

In den kommenden Jahren werden Tesla und VW als die Hauptakteure im Feld der E-Mobilität mit großer Wucht aufeinanderprallen. Gespannt bin ich, ob BMW und eventuell BYD aus China in den Zweikampf eingreifen werden.  

Soeben lese ich, dass Amazon 40 E-Lieferwagen des Modells Work Box bei der Post-Tochter Streetscooter bestellt hat. Das ist der Ritterschlag für Streetscooter. Für den Mutterkonzern Deutsche Post hat diese Nachricht hingegen einen bitteren Beigeschmack. Mehr dazu lesen Sie gleich am kommenden Freitag in der Wocheninformation des RENDITE TELEGRAMM. Sie sind noch kein Leser meines Börsendienstes. Hier erfahren Sie mehr!

P.S. Hinweis auf Interessenkonflikt: Ich bin derzeit persönlich oder für Dritte in der Aktie der VW-Vorzüge sowie der Deutschen Post investiert.