Lieber Börsianer,

die langjährige Flutung der Finanzmärkte mit dem billigen Geld der Notenbanken hat mittlerweile zu einigen kuriosen Begleiterscheinungen geführt. Weil Geld nichts mehr kostet, verschulden sich einige Unternehmen bis über beide Ohren. Doch statt in Zukunftstechnologien zu investieren, kaufen sie lieber eigene Aktien zurück – Kurspflege nennt man das. Angeblich geschieht das zum Wohle der Anleger, denn durch die Aktienrückkäufe steigen in der Regel auch die Kurse. Allerdings ist bei hochverschuldeten Unternehmen Vorsicht geboten. Denn bereits ein geringer Zinsanstieg stellt diese Unternehmen vor arge Probleme. Freilich sind nicht alle Aktienrückkäufe schlecht. Wenn sich das Unternehmen die Kurspflege leisten kann und damit Geld an die Aktionäre zurückgibt, ist das oft besser, als das Geld möglicherweise zu Negativzinsen im Unternehmen zu belassen. Doch vor Übertreibungen müssen Sie sich schützen. 

Das Spielcasino ist eröffnet

In den USA sind mittlerweile nicht mehr Privatanleger, Pensionsfonds und Vermögensverwalter die größten Aktienkäufer, sondern die Unternehmen selbst. Das freie Spiel von Angebot und Nachfrage wird damit ein Stück weit außer Kraft gesetzt. In den vergangenen zehn Jahren gaben die 500 Unternehmen des S&P 500 die gigantische Summe von fünf Billionen Dollar für eigene Aktien aus. Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Japan, der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt. 90 % der Unternehmen haben dafür mehr als die Hälfte ihrer Gewinne investiert.  

Das Geld fließt also nicht mehr in Fabriken, Maschinen, Produkte und Jobs, sondern wird für die eigene Kurspflege eingesetzt. Die Big Player erhalten damit den Status Quo und überlassen die Entwicklung neuer Technologien den Start-Ups und der Konkurrenz aus Fernost. Nicht unbedenklich ist dabei, dass vor allem in den USA ein Teil der Vorstandsvergütung an die Entwicklung des Aktienkurses geknüpft ist. Die Manager tun sich also vor allem selbst etwas Gutes, statt an die langfristige Konkurrenzfähigkeit Ihres Unternehmens zu denken. Wenn Aktien in solch riesigem Umfang zurückgekauft werden, dann handelt es sich eigentlich nicht mehr um eine harmlose Kurspflege, sondern um Augenwischerei, wenn nicht gar sogar Betrug 

Apple schlägt besonders gerne zu

Der größte Käufer eigener Aktien ist ausgerechnet Apple. Jetzt könnte man einwenden, dass Apple auch Milliardengewinne erzielt und sich deshalb die Rückkäufe leisten kann. Das ist prinzipiell richtig. Doch selbst Apple übertreibt mittlerweile. Im vergangenen Jahr wurden Anteile im Wert von 61 Milliarden Dollar zurückgekauft. Der freie Cashflow lag deutlich darunter. Selbst die Gewinnmaschine Apple nimmt also mittlerweile Schulden auf, um Aktienrückkäufe zu finanzieren. In den vergangenen vier Jahren hat der Konzern rund 20 % der eigenen Aktien eingezogen. Da ist es kein Wunder, dass die Aktie so gut läuft. Apple kann sich zwar vieles leisten, aber eine Reduzierung der Aktienrückkäufe wird dennoch unvermeidlich sein, wenn sich der Konzern nicht weiter verschulden will. 

In Deutschland wird weniger zurückgekauft

Deutsche Unternehmen sind vorsichtiger. Doch auch hier ist der Trend zu großen Rückkaufprogramen deutlich zu spüren. Die EZB verführt zur Aufnahme billiger Kredite. Die DAX- und MDAX-Unternehmen kauften 2018 eigene Aktien im Umfang von 8,6 Milliarden Euro zurück. Das ist wenig im Vergleich zur US-Konkurrenz, aber immerhin 20 Mal so viel wie 2009. Bleiben Sie daher wachsam 

Im RENDITE TELEGRAMM meide ich Unternehmen mit überbordenden Rückkaufprogrammen. Lieber sehe ich, wenn die Unternehmen uns über anständige Dividenden am Geschäftserfolg beteiligen. Das ist objektiv und transparent. Mehr zu den Dividendenaktien des RENDITE TELEGRAMM erfahren Sie hier.  

 

P.S.: Morgen erkläre ich Ihnen, wie ein Unternehmen aus Israel jetzt Wasser aus Luft gewinnt und die zunehmende Ausdehnung der Wüsten stoppen wird. Eine spektakuläre Story für alle Pionier-Investoren unter Ihnen!