Lieber Börsianer, 

da hatten wir uns mehr vorgestellt. Im abgelaufenen Quartal verdiente die Google-Mutter Alphabet 9,3 Milliarden US-Dollar und damit rund 600 Millionen US-Dollar weniger als die Analysten erwartet hatten. Auch beim Umsatz blieb hinter den Erwartungen zurück und schaffte 46,1 statt 46,9 Milliarden US-Dollar. Es ist nicht die erste Enttäuschung, die das Internet-Unternehmen aus den USA zuletzt präsentiert hat. In den vergangenen 4 Quartalen unterbot man bereits zweimal die Konsensschätzungen.  

Nun, die Erfolgsgeschichte des US-Unternehmen ist mittlerweile rund 20 Jahre alt. Keine Frage, Alphabet ist kein Start-Up mehr, sondern ein reifes und erwachsenes Unternehmen. Da ist es nur natürlich, dass die Wachstumsdynamik nachlässt, so die Meinung der Analysten. 

Das kann man so sehen. Aber ein zweiter Blick auf die Zahlen verdeutlicht, Alphabet hat noch einige Pfeile im Köcher. Beispiel YouTube: Der Videokanal erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 15 Milliarden US-Dollar. Dabei nutzten rund 2 Milliarden Nutzer weltweit die Videoangebote. Rechnet man den Umsatz nun je Nutzer um, stellt man fest, dass Alphabet lediglich knapp 8 US-Dollar je Nutzer erwirtschaftet. Das ist nicht sonderlich viel. Hier geht künftig noch weit mehr.  

Über YouTube läuft unter anderem auch der Video-Streaming-Dienst des Unternehmens. Hierbei schließt der Nutzer kein Abo ab wie etwa bei Netflix oder Disney, sondern er bezahlt pro Film. Bisher behandelt Alphabet diesen Video-Dienst, der noch nicht einmal einen eigenen Namen hat, recht stiefmütterlich. Das kann man ändern. Dieses Video-Angebot lässt sich mit geringen Mitteln am Markt deutlich besser platzieren.  

Man mischt bei allen Zukunftsthemen mit   

In gewisser Weise befindet sich das Unternehmen in einer Art Findungsphase. Derzeit erwirtschaftet man rund zwei Drittel seines Umsatzes immer noch über die Suchmaschine Google. Daran wird sich so bald auch nichts ändern. Das spricht allerdings weniger gegen die Qualität der übrigen Aktivitäten, sondern eher für die Stärke der Google-Maschine. Die ist in der Tat auf absehbare Zeit unantastbar. Aber welche Geschäftsmodelle sollen künftig das Wachstum liefern? 

Neben YouTube überzeugt derzeit vor allem das Cloudgeschäft, das inzwischen rund 10 Milliarden US-Dollar pro Jahr zum Umsatz beiträgt. Auch hier gilt: Die Anwendung ist noch nicht perfekt und hat noch Potenzial zur Optimierung. Zwar glaube ich nicht unbedingt, dass Google die Marktführer Amazon und Microsoft kurzfristig angreifen kann. Allerdings wird man seine Position als Nr. 3 des Cloud-Marktes sicherlich halten und mit dem Markt künftig prozentual zweistellig wachsen.  

Daneben mischt Alphabet kräftig in den Zukunftsmärkten Autonomes Fahren (Waymo) und medizinische Diagnostik (Google Health) mit. Hier stützt man sich auf enorme Kompetenz im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Erst jüngst präsentierte Google Health eine künstlich intelligente Anwendung, die erstmals Brustkrebs verlässlicher diagnostiziert als Ärzte aus Fleisch und Blut 

Zwar wird man mit diesen Zukunftsthemen sicherlich in den nächsten Quartalen noch kein Geld verdienen. Aber man legt jetzt schon die Basis, um sich in den kommenden Jahren teilweise neu zu erfinden. So wie sich Microsoft vom altbackenen Software-Unternehmen (Windows und Office) zu einem führenden Cloud-Anbieter gewandelt hat, wird sich Alphabet vom Suchmaschinen-Betreiber zum echten KI-Unternehmen entwickeln. 

Künftig werden wir voll- oder teilautonom mit der Waymo-Software Auto fahren. Und unser Arzt wird bei der Analyse eines Röntgenbildes von einer künstlich intelligenten Google-Health-Software unterstützt. Ich prophezeie jetzt schon, in zwei Jahren werden wir Alphabet kaum wiedererkennen.  

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