Lieber Börsianer, 

der Aktienmarkt ist derzeit einfach „unkaputtbar“. Ungeachtet des Corona-Virus legte der DAX und auch der NASDAQ 100 in der vergangenen Woche rund 3 % zu. Der chinesische Shanghai-Composite machte sogar über 5 % gut. Ganz offensichtlich bestimmt das Virus derzeit nicht mehr das Börsengeschehen. 

Die Investoren wissen natürlich, dass der Corona-Erreger in der Industrie zu Produktionsrückständen und in den Konsumbranchen zu Umsatz- und Gewinnrückgang führen wird. Sicherlich im Konsumsegment ist der Umsatz verloren. Niemand wird in China nach der Krise doppelt so viel Burger bei McDonald´s essen oder doppelt so viel Kaffee bei Starbucks trinken. Allerdings wissen die Investoren, die Umsatzrückgänge werden kein Dauerzustand sein, sondern lediglich vorübergehend auftreten. In der Industrie können Produktionsausfälle in der Regel ohnehin binnen weniger Wochen ausgeglichen werden.  

Infineon und Deutsche Bank im Fokus 

In der vergangenen Woche verbuchten vor allem die Aktien der Infineon und der Deutschen Bank teils spektakuläre Kursbewegungen. So rückte die Infineon-Aktie nach Quartalszahlen zeitweise fast 10 % voran. Zwar musste das Chip-Unternehmen einen Rückgang sowohl beim Gewinn wie auch beim Umsatz hinnehmen. Allerdings bestätigte man die Prognose für das laufende Jahr und erwartet unverändert ein spürbares Wachstum (+5 %). Hier hatte man am Markt mit echten Hiobsbotschaften gerechnet.  

Hilfreich wirkten hier natürlich auch starke Quartalszahlen von Toyota. Die Japaner überraschten deutlich und zeigten einmal mehr, dass die operative Realität in der Autobranche zumindest bei den Massenherstellern besser ist also die Stimmung.  Zur Info: Infineon ist der führende Entwickler und Produzent von Auto-Chips.  

Daneben machte die Aktie der Deutschen Bank auf sich aufmerksam. Inzwischen sind einige Marktteilnehmer überzeugt, dass die Korrektur der Aktie nächstens beendet wird. Zu diesen Optimisten gehörten in der vergangenen Woche die Strategen des US-Vermögensverwalters Capital Group. Insgesamt sicherte man sich über die Börse rund 3 % der Aktien der Deutschen Bank. Capital Group ist in der Branche nicht irgendjemand, sondern weltweit der 6. größte Vermögensverwalter, der für rund 2 Billionen US-Dollar verantwortlich zeichnet. Und wenn Capital Group am Markt kauft, findet das immer große Beachtung.  

Nur auf den ersten Blick war in der Vorwoche die Aktie der Siemens schwach. Der Titel ermäßigte sich um knapp 3 %. Hier wirkte allerdings ein Dividendenabschlag von deutlich über 3 %. Per saldo konnte die Aktie also leicht zulegen. 

Siemens hat somit die Dividendensaison in Deutschland offiziell eröffnet. In den kommenden Tagen und Wochen öffnen die deutschen Unternehmen also ihre Geldschleusen für uns. Insgesamt werden die 100 größten Unternehmen des deutschen Kurszettels rund 45 Milliarden Euro an ihre Eigentümer sprich Aktionäre auskehren. Dem Markt wird das sicherlich nicht schaden, um es zurückhaltend zu formulieren.