Lieber Börsianer, 

Messen, Konzerte und andere öffentliche Großveranstaltungen wurden hierzulande schon in Serie abgesagt. Fußballspiele finden vor längeren Rängen statt. Deutschland klappt die Bürgersteige hoch und geht in Quarantäne 

Im Saarland werden ab Montag alle Schulen und Kindertagesstätten dicht gemacht. Gleichzeitig fürchtet man die eigenen Nachbarn. Denn die französische Nachbarregion Grand Est (Elsass, Lothringen und Ardennen) ist Hoch-Risikogebiet und täglich pendeln 20.000 Franzosen von dort ins Saarland ein. In die grenznahen Gebiete Badens pendeln sogar regelmäßig 46.000 Arbeitnehmer aus Frankreich ein.  

Die Unternehmen in der Region sind besorgt und fürchten nun die Grenzschließung. Andere fordern, dass die Pendler beim Grenzübertritt ihre Gesundheit mithilfe eines ärztlichen Attests belegen. Das ist Theorie. Weder jenseits noch diesseits des Rheins verfügen wir über ausreichende Kapazitäten für tausendfache Schnelltests.  

So wird uns nichts anderes übrig bleiben, als nächstens in Quarantäne zu gehen, wie es zuvor bereits die Chinesen und Italiener taten. In Italien soll der Einzelhandel pauschal seine Geschäfte und Niederlassungen geschlossen haben. Nur noch Lebensmittelgeschäfte und Apotheken öffnen. Unterdessen schotten sich die USA ab und schließen die Grenzen für Reisende aus Europa. Wir dürfen jetzt nicht mehr kommen 

An der Börse werden solche Nachrichten naturgemäß nicht gut aufgenommen. Gestern rutschten einige wichtige Aktien-Indizes wie der Dow Jones oder der DAX teils prozentual zweistellig in den Keller. Solche Verluste kenne selbst ich nur aus dem Börsengeschichtsbuch. Zuletzt setzten die Aktienmärkte 1987 in vergleichbarer Größenordnung zurück. Damals kommunizierte die Fed sehr ungeschickt und leitete eine völlig unerwartete Zinswende ein.  

Mittlerweile spielen wir also an den Börsen den totalen Kollaps des Wirtschaftslebens durch. Wir erwarten in Europa und Nordamerika nach den Schulschließungen nun auch Produktionsstopps in den Unternehmen, steigende Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Die Weltwirtschaft versinkt in einer Rezession, wie wir sie seit 2008 nicht mehr gesehen haben. Soweit die Annahmen.  

Die langfristigen Auswirkungen des Virus werden überschätzt 

Die Situation ist ohne Frage ernst. Gleichwohl rechne ich nicht mit einem langfristigen Abgleiten der Weltkonjunktur in eine Rezession. In etwa 2 bis 3 Monaten sollte sich die Krise allgemein entspannen. Ermutigend sind in diesem Zusammenhang auch die Zahlen aus China. So lag die Anzahl der bekannten Neuinfizierten zuletzt nur noch bei 19 pro Tag. Hier läuft das Virus also nach knapp 3 Monaten  

Zudem belegen Zahlen aus Süd-Korea, dass wir die Gefährlichkeit des Covid-Virus eher überschätzen. Richtig ist zwar, dass sich dieses Virus rasch und leicht verbreitet. Dabei geht die Infektion für die ganz große Mehrheit der Betroffenen allerdings lediglich mit vergleichsweise milden Erkältungssymptomen einher. So zählen Statistiker derzeit in Süd-Korea rund 8.000 Infizierte. Die Sterblichkeitsrate liegt dabei bei 0,7 %. 

Die Zahlen sind ziemlich belastbar, da Süd-Korea derzeit als einziges Land der Welt landesweit in 50 mobilen Einrichtungen pro Tag 12.000 Schnelltests auf freiwilliger Basis durchführt. Bislang hat man über 250.000 Koreaner getestet. Die Dunkelziffer dürfte in diesem Land also niedrig sein. Die zuvor genannten Sterblichkeitsraten von 3,5 % sind also übertrieben. Deshalb verzichtet Süd-Korea auch auf pauschale Quarantäne-Maßnahmen oder Beschränkungen des Reiseverkehrs.  

Ich sehe auch hierzulande keine Notwendigkeit für pauschale Unternehmensschließungen. Es dürfte ausreichend sein, einzelne Mitarbeiter aus der Belegschaft mit ungünstigem Risikoprofil – höheres Alter und Vorerkrankungen – vorübergehend zu beurlauben. 

Zudem erwarte ich, dass die bekannten wirtschaftlichen Krisenmechanismen wie etwa das Kurzarbeitergeld greifen werden. Diese Regelunge halfen bereits nach 2008 die Auswirkungen der Finanz- und Bankenkrise zumindest abzufedern.  

Wichtiger Hinweis für die Selbstständigen und Freiberufler unter Ihnen: Auch diese Berufsgruppe wird unterstützt. So erhalten wir, sofern wir an Covid erkranken und nicht mehr arbeiten können, einen Verdienstausfall. Details hierzu sind im Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten geregelt. Weitere Informationen finden Sie auch auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums: www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html 

Ich selbst erfreue mich derzeit guter Gesundheit und werde Sie folglich in diesen schwierigen Stunden und Tagen weiterhin mit Rat und Tat begleiten. Ich schließe mit besten Wünschen auch für Ihre Gesundheit!