Lieber Börsianer, 

in dieser Woche startet Disneys Streamingdienst auch in Deutschland. Der fast hundert Jahre alte Traditionskonzern bringt die Big Player der Branche in Schwitzen. Denn Disney hat sich in den letzten Jahren vom Zeichentrickunternehmen zu einem riesigen Medienimperium entwickelt, das Inhalte für Groß und Klein produziert. Von den 20 erfolgreichsten Filmen, die jemals produziert wurden, gehören 12 ins DisneyUniversum. Dieses Kunststück hat der kalifornische Unterhaltungsriese vor allem starken Zukäufen zu verdanken. 

Neben den weltbekannten Zeichentrickfilmen und Realverfilmungen aus dem Hause Disney gehören inzwischen zahlreiche andere Studios zum Konzern: 2006 kaufte Disney den Animationsfilmpionier Pixar von Steve Jobs. Dank des Deals ist die Witwe des Apple-Gründers bis heute größte einzelne Anteilseignerin an Disney. 2009 kaufte Disney die damals maroden Marvel-Studios für gerade einmal 4 Milliarden Dollar und sicherte sich damit die Rechte an einem der bedeutendsten Comic-Universen. In gerade mal 10 Jahren konnten die Marvel-Filme unter Disney Regie bereits 22,6 Milliarden Dollar an den Kinokassen einspielen.  

Ebenfalls 4 Milliarden Dollar zahlte Disney für Lucasfilm. Seit 2012 gehören die Schöpfungen von George Lucas, wie die bekannte Star Wars Saga aber auch Indiana Jones, zu Disney. Im vergangenen Jahr griff der Konzern tiefer in die Tasche: für 71 Milliarden Dollar wurde der größte Teil von Rupert Murdochs Medienimperium 21st Century Fox gekauft. Damit kam unter anderem der weltweit erfolgreichste Film Avatar in die DisneyFamilie. 

Warum erzähle ich Ihnen das? Disney ist schon längst nicht mehr nur der Produzent von Mickey Mouse, sondern hat sich einen bedeutenden Platz in der Medienlandschaft erkauft. Dabei hat der Konzern auch nach fast 100 Jahren immer noch die Fähigkeit Potential zu erkennen und in Bare Münze umzuwandeln. Ich gehe davon aus, dass Disney den Streamingmarkt in kürzester Zeit erobern wird und die Branche umkrempelt. Die von anderen Anbietern teuer zu produzierenden Inhalte sind bei Disney in Hülle und Fülle vorhanden. 

In den USA ist Disney+ bereits Ende des vergangenen Jahres gestartet. Dort hat der Dienst bereits 28,6 Millionen Kunden, deutlich mehr als die Beobachter und Disney selbst erwartet hatten. In Deutschland will jeder dritte Nutzer von kommerziellen Streamingdiensten gleich zu Beginn ein Abo abschließen. Dank des Kampfpreises und des Frühbucherrabatts halte ich dies sogar für möglich. Neben den umfassenden Inhalten der zahlriechen Studios zeigt Disney Inhalte von National Geographic und produziert 25 Filme und Serien exklusiv für die Streaming-Plattform. Eine der exklusiven Serien läuft zu Beginn auf ProSieben. Das deutsche Medienunternehmen strahlt die erste Folge im Free-TV aus, um danach die eigenen Kunden zu Disney+ zu locken.  

Disney beweist uns, dass der Konzern keineswegs zum alten Eisen gehört. Der Mediengigant wächst und erobert nach den Kinderzimmern und Kinoleinwänden jetzt auch die heimischen Wohnzimmer. Mit dem Einstieg ins Streaming-Geschäft steigt Disney in einen attraktiven Wachstumsmarkt des 21. Jahrhunderts ein.