Lieber Börsianer, 

das Corona-Virus hat die Weltwirtschaft infiziert und trifft unterschiedliche Branchen mit verschiedener Härte. Auch hierzulande haben viele Automobilhersteller die Produktion weit zurückgefahren. Damit versuchen sie nicht nur die Ansteckungsgefahr unter ihren Mitarbeitern zu reduzieren, sie versuchen auch den wirtschaftlichen Folgen des Virus zu begegnen. Bereits im März sind die Automobilverkäufe drastisch zurückgegangen: Mit 215.119 Neuzulassungen vermeldet die Branche einen Rückgang von 37,7%. Nur eine spezielle Nische scheint immun gegen die Krise zu sein: Die Elektromobilität. 

Im März wurde die staatliche Kaufprämie für Elektroautos 12.365 Mal in Anspruch genommen und verzeichnete damit einen neuen Rekord. Elektromobilität bleibt also trotz Corona ein absoluter Zukunftstrend. Dieser Trend stammt allerdings nicht nur aus dem Markt, er wird staatlich forciert. Die besagte Kaufprämie wurde Ende Februar erhöht. Rein elektrisch getriebene Autos fördert der Staat mit 3.000€, Plug-in-Hybride werden mit 2.250€ bezuschusst.  

Tesla: Der Börsenstar der Elektromobilität 

Mit Elektromobilität verbinden die meisten sofort den Newcomer Tesla. Diese Assoziation hat seine Berechtigung. Tesla konnte im vergangenen Jahr mehr Elektroautos ausliefern als alle anderen Unternehmen. Während die Konkurrenz zu kämpfen hatte, kennt die Tesla Aktie seit Jahren nur eine Richtung: nach Oben. Doch auch Tesla ist nicht immun gegen die Corona-Krise. Nach einem enormen Kurseinbruch steigt die Aktie aber seit knapp einem Monat wieder. Auch wenn sich hier enorme Gewinne erzielen lassen könnten, mahne ich immer noch zur Vorsicht. Nur weil die Marke aktuell im Trend liegt, gibt es keine Garantie auf einen wirtschaftlichen Erfolg. 

Die Konkurrenz schläft nicht 

Auch wenn Tesla die gesamte Automobilindustrie aufgewirbelt hat, steht der Konzern immer noch einer Großzahl von alteingesessenen und finanzstarken Konkurrenten gegenüber, die nun versuchen mit allen Mitteln aufzuholen. Der Traditionskonzern Porsche griff im vergangenen Jahr mit dem Elektromodell Taycan nach der Krone im Rennen um das beste Elektroauto. Auch der günstige Tesla Modell 3 gerät unter immer stärkeren Konkurrenzdruck. Volvo dringt mit seiner Submarke Polestar in das Segment vor. Das Elektroauto mit schwedischem Charme wird komplett in China gefertigt. Dort sitzt auch Geely, der Mutterkonzern von Volvo und Polestar. Auch die deutschen Automobilkonzerne setzen derzeit auf Elektrifizierung und werden Tesla weiter das Wasser abgraben. Das Segment für günstige Elektroautos wird von Tesla gar nicht bedient, sondern liegt zum großen Teil in der Hand von Renault. 

Bei der Auswahl ihrer Investments dürfen sie sich nicht vom schillernden Unternehmen blenden lassen, sondern müssen immer die Konkurrenz und das Umfeld im Blick haben. Letztlich zählt, wer mit der Elektromobilität wirklich Geld verdienen kann. Und das ist nicht immer das Unternehmen mit dem besten Produkt.