Lieber Börsianer, 

in dieser Woche kommt Butter bei die Fische. Fast 100 US-Unternehmen aus dem S&P 500 werden ihre Geschäftszahlen aus dem abgelaufenen Quartal präsentieren. Darunter solche Dickfische wie Coca-Cola, IBM oder Intel. Mit Spannung blicken die Investoren daneben auf das Zahlenwerk des Kreditkarten-Unternehmens American Express. Hier erfahren wir, wie sich der Virus im ersten Quartal auf den privaten Konsum ausgewirkt hat. 

Dabei müssen die Unternehmen definitiv keine Heldentaten oder Gewinnzuwächse berichten. Bisher haben rund 50 Unternehmen aus dem S&P 500 berichtet und meldeten im Durchschnitt Gewinnrückgänge von knapp 16 %. Anders formuliert: Man ist also auf eher mäßiges Zahlenwerk vorbereitet.  

Insgesamt geht der Markt davon aus, dass die Wirtschaft in den kommenden Tagen und Wochen allmählich aus der Corona-Starre herausfinden. So fahren derzeit viele Unternehmen in Europa die Produktion wieder an. Wichtige Arbeitgeber wie Daimler oder VW wollen schon im Mai wieder praktisch unter Volllast produzieren lassen. Besonders optimistisch ist dabei VW. Wolfsburg erwartet, dass man im Juni wieder auf Vorkrisenniveau arbeiten wird.  

Vorteilhaft ist dabei vor allem, dass die Autobauer in dieser Krise nicht auf Halde produziert haben. Das Angebot an Neufahrzeugen ist also eher dünn. Jede kleine Markterholung werden VW, Daimler und Co also gleich positiv spüren.  

Achtung: Italien wackelt wieder 

Ich bin also recht zuversichtlich, dass sich die Erholung in dieser Woche fortsetzen wird. Freilich sind auch einige Pessimisten im Markt unterwegs. So errechneten die Statistiker für den S&P 500 in der vergangenen Woche offene Short-Positionen im Wert von über 68 Milliarden US-Dollar. Für die Neubörsianer unter Ihnen: Wer short geht, rechnet damit, dass die Kurse (wieder) fallen werden.  

Im Visier der Bären sind dabei vor allem Problemtitel wie die Touristiker Carnival oder Royal Caribbean. Ebenfalls beliebte Ziele für Short-Attacken sind Hotel- und Freizeit-Unternehmen wie Marriott International, Wynn Resorts oder Las Vegas Sands. Die Baissiers gehen also davon aus, dass große Teile der Volkswirtschaft noch lange keine Sonne sehen werden.  

Mehr Sorge bereitet mir allerdings, dass Italien wieder einmal wackelt. Hier deckten sich zuletzt viele Anleihengläubiger mit Kreditausfallversicherungen ein. Inzwischen bringt man der südeuropäischen Volkswirtschaft also reichlich Misstrauen entgehen und stuft die Bonität des Landes auf der Höhe mit derjenigen von Mexiko oder Kolumbien ein. Das ist nicht gut.  

Zumal auch die europäischen Banken erwartungsgemäß derzeit mit Skepsis betrachtet werden. So sieht man etwa die Bonität der Deutsche Bank derzeit schlechter als jene von Portugal oder Spanien. Unverändert gilt also: Wenn es irgendwo kriselt, sind die Banken regelmäßig mit von der Partie. Ganz konkret: Das Risiko einer Finanzkrise 2.0 als Spätfolge der Coronakrise ist also noch nicht gebannt. 

Ich möchte Sie allerdings nicht mit einer derart pessimistischen Aussage in den heutigen Börsentag entlassen. Generell gilt: Wir befinden uns in einem attraktiven Kaufmarkt. Wer jetzt auf innovative Geschäftsmodelle und substanzstarke Unternehmen setzt, macht garantiert nichts falsch.  

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