Lieber Börsianer, 

wir sind heutzutage praktisch täglich von Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) umgeben. Besonders verbreitet sind diese Anwendungen im Internet. So entscheidet intelligente oder smarte Software, welche Werbung wir im Internet sehen. Auch die Sprachassistenten Alexa (Amazon) und Siri (Apple) sind bereits künstlich intelligent und können menschliches Verhalten nachahmen. Mittlerweile können diese Geräte sogar begrenzt menschliche Gefühlsäußerungen wie Sympathie oder Enttäuschung imitieren. 

Das ist die Definition: KI befähigt unterschiedlichste Software, menschliches Denken und Verhalten nachzuahmen. Außerdem erkennt eine smarte Software stets wiederkehrende Muster und lernt daraus (Machine Learning).  

Von ganz besonderer Bedeutung wird KI für die Autobranche. Denn der Selbstfahrer bzw. das Roboter-Auto ersetzt den menschlichen Autofahrer durch eine eigene Steuerung. Die Anforderungen hier sind extrem. Vor allem dann, wenn die Steuerung in einer Grenzsituation in Bruchteilen von Sekunden entscheiden soll.  

Der Markt für KI-Anwendungen ist also sehr komplex und gegenwärtig noch recht unübersichtlich. Folglich tummeln sich in diesem Marktsegment nahezu alle Größen der Internet- und Software-Branche, als da wären z.B. Nvidia, Apple, Amazon, Intel oder IBM. Für alle diese Unternehmen ist KI gegenwärtig – gemessen am reinen KI-Umsatz – noch wenig relevant. Allerdings weiß jeder: Eine intelligente Software ist einer konventionellen nicht-intelligenten Anwendung immer überlegen.  

Ein Beispiel: Ein Textprogramm wie etwa Word (Microsoft) wäre heutzutage ohne integrierte Rechtschreib- und Grammatikprüfung nicht mehr konkurrenzfähig. Hier gilt also: Entweder entwickelt ein Unternehmen künftig smarte Anwendungen oder es muss den Markt verlassen.  

 

Diese zwei Startups müssen Sie jetzt schon kennen 

Sie verstehen also, dass der Kurszettel im Moment noch keine astreinen KI-Unternehmen kennt. Lediglich in der zweiten Reihe finden Sie zwei Startups, die ausschließlich in diesem Untersegment aktiv sind. Das US-Unternehmen Banjo entstand 2013 nach den Terroranschlägen auf den Marathon von Boston. Banjo arbeitet an einer Anwendung, die in einer solchen chaotischen Situation Social-Media-Plattformen wie Facebook binnen weniger Sekunden prüft, um daraus Informationen für die Rettungsmannschaften oder die Polizei zu ziehen.   

Spektakuläre Fortschritte hat zuletzt ebenfalls das chinesische Unternehmen SenseTime erzielt. Hier hat man sich unter anderem auf Software für die Erkennung von Gesichtern spezialisiert. Mit anderen Worten: Die SenseTime-Anwendung erkennt einen Menschen auch dann wieder, wenn er einmal eine Sonnenbrille oder Atemmaske trägt. Diese Fähigkeiten, von einem Teil des Gesichts auf das ganze zu schließen, hatte bisher nur das menschliche Gehirn.  

SenseTime wird in der Branche momentan bereits mit einem Unternehmenswert von über 1 Milliarde US-Dollar bewertet. Leider ist das chinesische Unternehmen wie auch das US-Startup Banjo noch nicht börsennotiert. Merken Sie sich diese beiden kleinen Player schon jetzt! Denn der Börsengang ist nur eine Frage der Zeit und wird garantiert ein fulminanter Erfolg. 

Das sind die Platzhirsche im KI-Markt 

Aber kommen wir zurück zu den Platzhirschen, die gegenwärtig die Entwicklung dominieren. Traditionell stark ist im KI-Bereich bekanntlich IBM. Der IBM-Schachcomputer Deep Blue besiegte bereits 1997 den damals amtierender Schachweltmeister Garry Kasparov. 2011 präsentierte IBM die Anwendung Watson, die damals in einer amerikanischen Quizsendung zwei menschliche Konkurrenten locker aus dem Feld schlug. Heute wird Watson unter anderem in der Versicherungsbranche genutzt.  

Ebenfalls sehr fortgeschritten sind einzelne Anwendungen aus dem Alphabet-Imperium. Die Alphabet-Tochter Waymo konzentriert sich etwa auf die Steuerung von Roboterautos. Hier gehe ich davon aus, dass das Internet-Unternehmen sich gleich zu Beginn einen ganz erheblichen Marktanteil sichern wird. Möglicherweise wird Alphabet in diesem Bereich – ähnlich wie mit Android im Mobilfunk-Geschäft – sogar die Industriestandards setzen.  

Gegenwärtig stoßen die Programmierer oftmals auf ein Problem. So sind die bisher dominierenden Prozessoren oftmals nicht ausreichend leistungsfähig. Deshalb müssen viele intelligente Rechenprozesse noch in die Cloud ausgelagert werden. Dieser Vorgang kostet allerdings Zeit. Zeit, die z.B. beim autonomen Fahren nicht vorhanden ist.  

Deshalb arbeiten viele Halbleiter-Hersteller mit Hochdruck an der neuen Generation der sogenannten neuromorphen Prozessoren (NPU). Wichtige Player hier sind unter anderem Qualcomm, Nvidia sowie der Handy-Hersteller Huawei. Hier gilt: Wer den ultimativen KI-Prozessor entwickeln wird, wird sich die volle Rendite holen.