Lieber Börsianer, 

die Bilanz ist ziemlich klar. Corona-Virus hin und her, der DAX ist in den letzten 12 Monaten um über 10 % gestiegen. US-Standardaktien gemessen am S&P 500 verteuerten sich um über 16 %. Zum Vergleich: Im Durchschnitt legen Standardaktien pro Jahr langfristig rund 7 bis 8 % zu. Zu Deutsch: Die letzten 12 Monate waren also ziemlich gut für uns.  

Noch besser sieht die Bilanz für Wachstums-Investoren aus. So machte der NASDAQ 100 in diesem Zeitraum satte 44 %. Und meine Indikatoren zeigen an, dass der Aktienmarkt – mit wenigen Ausnahmen wie vielleicht China – mittelprächtig überkauft ist. Kurzum: Die Stimmung auf dem Parkett ist ziemlich gut, während der große Boom der Realwirtschaft bis dato bekanntlich ausbleibt 

Meine Strategie in den beiden Börsendiensten ist deshalb: Wir schonen derzeit unseren Orderfinger und warten darauf, dass sich das Marktumfeld aufklärt. Kaufen wir ganz ausnahmsweise doch zu, haben wir vorher entsprechend verkauft, damit die Aktienquote netto nicht steigt.  

Ganz konkret: Im gegenwärtigen Marktumfeld halte ich eine Aktienquote von etwa 75 % für völlig ausreichend.  

Für die Neubörsianer unter Ihnen: Was ist eigentlich eine Aktienquote? Ein einfaches Beispiel: Sie halten ein Depot (inklusive Depotkonto) in Höhe von 100.000 Euro. Davon haben Sie 65.000 Euro in Aktien angelegt, dann halten Sie zwei Rentenfonds im Wert von 10.000 Euro und den Rest von 25.000 Euro in bar auf dem Depotkonto. 

Daraus errechnen sich dann logisch folgende prozentuale Quoten:  

Aktien: 65 % 

– Anleihen: 10 % 

– Cash: 25 % 

 

Nun, dieses Depot ist also eher defensiv aufgestellt und sollte selbst einen Crash vergleichsweise gut überstehen. Die Kehrseite der Medaille: Zieht der Markt richtig an, holt sich der Depotinhaber aufgrund der moderaten Aktienquote nur ein Teil der möglichen Gewinne.  

 

Sie müssen Ihre Quoten kennen 

 

Für uns als Börsianer ist es wichtig, dass wir unsere Depotquoten immer ungefähr im Kopf haben. Weil über diese Quoten steuern wir die Depotstrategie und legen etwa ganz wesentlich die Risikoneigung unseres Depots fest.  

 

Fazit: Nehmen Sie gegenwärtig eine eher neutrale Position ein. Das heißt: Wenn Sie eine Aktie zukaufen, dann verkaufen Sie gleichzeitig an anderer Stelle, sodass die Aktienquote netto nicht zunimmt.  

 

Insgesamt erwarte ich in den kommenden Wochen einen Rücksetzer am Aktienmarkt. Das Zeitfenster für diesen Rücksetzer sehe ich ab jetzt bis Anfang Oktober. Auch in der Vergangenheit war der Aktienmarkt schon oft schwach in diesem Zeitraum, vor allem dann, wenn er zuvor stark zugelegt hatte.  

 

Es besteht kein Anlass zur Sorge. Es reicht für uns, wenn wir unsere Aktienquote kennen und gegebenenfalls gezielt herunterfahren. Damit sind Sie völlig ausreichend vorbereitet auf die nächsten Wochen.