Lieber Börsianer, 

können Sie sich noch an die erste Finanzkrise 2008/9 erinnern. In der Folge jagten die Zinsen kurzzeitig in die Höhe, weil am Markt Sorgen aufkamen, dass vor allem südeuropäische Länder wie Spanien, Griechenland oder Portugal ihren Schuldendienst nicht mehr bewältigen konnten. In der Folge diskutierten wir intensiv die Folgen für das globale Finanzsystem. Nicht wenige Marktteilnehmer sahen den Euro und auch in zweiter Linie den US-Dollar in Gefahr. Gold profitierte damals und markierte 2011 ein neues historisches Hoch.  

Wie ist die Situation heute? 

Nicht ganz überraschend sind die Schuldenstände aufgrund der Pandemie zuletzt auf ein neues nie dagewesenes Rekordniveau gestiegen. Zum Ende des ersten Quartals ermittelten die Statistiker einen globalen Schuldenstand von 258 Billionen US-Dollar oder 331 % der globalen Wirtschaftsleistung. Zu Deutsch: Die ganze Welt müsste aktuell 3 Jahre arbeiten, auf jeden Konsum auf jede Investition verzichten, und dann bliebe immer noch eine Restschuld zurück.  

Und im zweiten Quartal dürfte die globale Verschuldung weiter gestiegen sein. So nahmen die Schuldner am Kapitalmarkt neue Mittel im Wert von 12,5 Billionen US-Dollar auf. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 wurden am Kapitalmarkt pro Quartal im Durchschnitt 5,5 Billionen US-Dollar neu aufgenommen. Zu Deutsch: Die Neuverschuldung wächst derzeit mehr als doppelt so schnell wie vor der Pandemie.  

Letztlich ist das nur ein Teil der grausamen Wahrheit. Ein anderer Teil ist, dass die Reserven etwa des deutschen Sozialsystems – vor allem die der Arbeitslosenversicherung – inzwischen aufgebraucht sind. Zur Information: Aus diesem Topf fließt das Kurzarbeitergeld, das nun nochmals bis Jahresende verlängert worden ist.  

Das sind die großen Schuldenmacher 

Tatsächlich aber ist die öffentliche Hand derzeit noch nicht einmal der große Schuldenmacher. So stehen die Staaten nur für rund ein Drittel der letzten Neuverschuldung. Es sind die Unternehmen, die derzeit die Schuldenstände fast wöchentlich auf neue Höhen treiben. 

Der Hintergrund ist klar: Viele Unternehmen – etwa aus den Bereichen Tourismus oder Freizeit – benötigen derzeit Geld, einfach nur, damit sie nicht untergehen am Markt. Mit dem Fremdkapital werden also noch nicht einmal Werte geschaffen, sondern man erkauft sich nur etwas Zeit in der Hoffnung, nächstens wieder durchstarten zu können.  

Dabei will ich allerdings nicht unterschlagen, dass derzeit viele starke Unternehmen ebenfalls Kapital aufnehmen, obwohl sie es eigentlich nicht brauchen. Auch dieser ist Zusammenhang klar: Wenn ich Geld am Markt für 0 oder 0,1 % haben kann, dann nehme ich es. Die Zukunft wird schon weisen, ob das Unternehmen dieses Kapital wirklich braucht oder ob man es am Ende einfach wieder ungenutzt zurückzahlt. Leider ist die Statistik noch nicht so fein, dass sie die erzwungene von der freiwilligen Kreditaufnahme trennt.   

Zurück zum Thema: Ich will jetzt nicht das alte Fass von der Euro- und Finanzkrise wieder aufmachen. Bekanntlich haben wir damals die Ereignisse rund um Griechenland oder etwa Spanien zu heiß diskutiert. Noch heute bezahlen wir mit dem Euro. Er ist also nicht untergegangen.  

Derzeit beunruhigt es mich allerdings, dass die objektiv vorhandene Schuldenproblematik praktisch überhaupt nicht diskutiert wird, weder auf dem Börsenparkett noch auf in den Medien. Auch im nun anlaufenden US-Wahlkampf wird viel besprochen, nur nicht die exorbitanten Schulden des Zentralstaates. Mir scheint, viele Marktteilnehmer sind nicht vorbereitet, wenn diese Problematik plötzlich am Markt wieder akut wird.  

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