Lieber Börsianer, 

stellen Sie sich vor, Sie hätten im Börsenjahr 2008 die Aktie der Netflix für – sagen wir – für 3,50 USD gekauft. Diesen Kurs hätten Sie in diesem Jahr spielend bekommen. Zeitweise notierte die Netflix sogar noch deutlich tiefer. Heute kostet ein Anteilsschein des US-Unternehmens 476 USD. Die Aktionäre dieser frühen Stunde sitzen heute also auf einem Buchgewinn von 13.485 %. Oder: Aus 1.000 Euro wären heute 135.850 Euro geworden. 

Sie denken jetzt möglicherweise: Das ist doch Theorie, in der Praxis funktionieren solche Monster-Renditen nicht. Da haben Sie ohne Frage nicht ganz Unrecht.  

Denn die Aktie der Netflix fuhr in ihren ersten Jahren nur Achterbahn. Die Anleger der ersten Wochen und Monate erlebten einen schlimmen Höllenritt. Eine kleine Kostprobe: Mitte 2011 stürzte die Aktien des Video-Streaming-Dienstes nach brutal schlechten Zahlen ab. Binnen weniger Wochen viertelte sich die Aktie im Wert und fiel auf rund 10 USD. 

Sie können sich die Medienberichterstattung jener Zeit sicherlich gut vorstellen. Das Wall Street Journal sah ein Kartenhaus zusammenbrechen. Analysten prognostizierten, dieses Unternehmen wird nie schwarze Zahlen schreiben. Technologie-Experten rechneten aus, dass die Übertragungsraten des Internets nie ausreichen würden, um ein großvolumiges Video online zu verschicken.   

Anfang 2012 plötzlich die Wende. Binnen weniger Wochen gelang der gebeutelten Aktie die Verdopplung. Die Investoren schnauften durch. Doch nicht alles falsch gemacht! Leider war das Glück nur von kurzer Dauer, denn noch im selben Jahr stürzte die Aktie erneut ab und halbierte sich im Kurs.  

Solche Kursschwankungen hält kein Investor der Welt durch. Es sei denn, er verfügt über eine kluge Kauftaktik und kauft solche jungen Achterbahn-Aktien in mehreren Tranchen. Profis bezeichnen solche versetzten Teilkäufe auch als kurzen Sparplan oder Stufenkauf. Wie funktioniert ein solches Kaufprogramm in der Praxis? 

Zunächst definieren Sie eine Gesamtsumme, die Sie in die Aktie investieren möchten. Sagen wir 10.000 Euro. Im zweiten Schritt bestimmen Sie die Größe der Teilkäufe. Und nun erwerben Sie die erste Tranche für 2.500 Euro. Nun schmiert die Aktie erst einmal ab und notiert mit 20 % in den Nassen. Jetzt aktivieren Sie den zweiten Kauf und verringern dadurch Ihren durchschnittlichen Einstandskurs. Der Verlust in der Position sinkt von 20 auf 10 %. Dieser Verlustabbau ist natürlich nur optischer Natur. Gleichwohl hilft vielen Anlegern dieser kleine psychologische Kniff 

Sie kaufen also nach jedem satten Rücksetzer zu, solange bis Sie die ursprünglich eingeplanten 10.000 Euro in der Aktie untergebracht haben. Dabei müssen Sie nicht päpstlicher als der Papst sein. Startet ein Titel gleich mächtig durch, ist es schon bedenkenswert, das Kaufprogramm vorzeitig abzubrechen. Sinn des versetzten Kaufes ist, dass man billiger und nicht teurer nachkauft.  

Mit einem solchen durchdachten Kaufprogramm steigern Sie am Ende nicht nur Ihr Renditepotenzial, sondern – und das ist eigentlich noch wichtiger – für Sie wird die Gattung der Achterbahn-Aktien beherrsch- und investierbar 

Was meine ich eigentlich mit Achterbahn-Aktien konkret? Ich meine damit nicht einfach nur Aktien, die stark schwanken. Denn dann würde derzeit auch die Wirecard-Aktie meine Definition erfüllen. Nein, ich meine mit diesem Begriff Aktien junger Unternehmen, deren Geschäftsmodell innovativ, aber eben noch nicht ausgereift ist. Vor 10 bis 15 Jahren waren das etwa Titel wie Amazon oder die eingangs angesprochene Netflix. 

Heute sind typische Achterbahn-Aktien etwa Ballard Power, Nel ASA, Nikola und teilweise auch immer noch Tesla. Bei diesen Aktien sind prozentual zweistellige Kursbewegungen auf Tagesbasis eher die Regel als die Ausnahme. Und genau für solche Papiere brauchen Sie ein taktisch klug geplantes Kaufprogramm. Dann werden auch Sie mit Achterbahn-Aktien sehr oft sehr viel Geld verdienen.