Lieber Börsianer, 

die Zentralbanken fluten derzeit wieder den Markt mit frischem Geld. Zunächst senkte die US-Fed den Leitzins im März praktisch auf Null (0-0,25 %). Die US-Regierung erprobte daneben gleich einmal eine Art Helicopter-Geld und unterstützte Arbeitslose mit 600 USD pro Monat.  

Dann feuerte die EZB in den Markt und stockte im Rahmen des sog. PEPP-Programms (Pandemic Emergency Purchase Programme) die turnusmäßigen Anleihenkäufe um 600 Milliarden Euro auf. Derweil wurde die PEPP-Maßnahme nochmals erweitert. Nunmehr lassen die Währungshüter um Christine Lagarde bis Juni 2021 insgesamt 1,35 Billionen Euro rollen, um die angeschlagene Konjunktur zu stabilisieren 

Nie zuvor haben Notenbanken und nationale Regierungen derartige Summen mobilisiert in solch kurzer Zeit in den Markt gegeben. Im Vergleich dazu mutet die Geldpolitik der vergangenen Jahre geradezu konservativ und zurückhaltend an. 

Vor diesem Hintergrund mehren sich die Stimmen, die nicht nur steigende Inflation prognostizieren, sondern zumindest für den Euro wieder die Existenzfrage aufwerfen. Die Sorgen vieler Marktteilnehmer spiegeln sich eindrücklich unter anderem in steigenden Preisen für Gold und Silber. In dieser Situation sucht man Substanz, und einer Papierwährung trauen diese Substanz üblicherweise nicht zu. Nichts als bedrucktes Papier, so der verbreitete Tenor.  

Aber schauen wir uns die Fakten an. Ist es im digitalen Zeitalter überhaupt noch zulässig von einer Papierwährung zu sprechen? Tatsächlich laufen gegenwärtig in der Euro-Zone Geldscheine und Münzen im Wert von rund 1,4 Billionen Euro um. Das entspricht also grob der Bewertung der Apple-Aktie vor vier Wochen. Heute hat Papiergeld streng genommen kaum noch eine wirtschaftliche Funktion außerhalb des Dienstleistungssektors bzw. des Einzelhandels. Papiergeld brauchen wir um Semmeln beim Bäcker zu holen und um ein Eis auf die Hand beim Stadtbummel zu kaufen.  

Alle modernen Währungen sind heute elektronisch. Die wahren Geldmassen lagern heutzutage auf Konten, in Depots oder sind in Immobilien gebunden. So wiegt etwa der private Immobilienmarkt allein in Deutschland rund 5 Billionen Euro. Der DAX, also nur die 30 größten Unternehmen hierzulande, wiegen derzeit rund 1 Billion Euro. Noch ein Beispiel: Der französische Leitindex CAC 40 ist noch schwerer. Seine Unternehmen sind gegenwärtig rund 1,5 Billionen Euro schwer.  

Möglicherweise sind diese Marktwerte aufgebläht. Diese Aussage ist zulässig. Die Aussage, dass eine moderne Währung ungedeckt von Sachwerten wäre, hingegen ist Humbug.  

Ich halte ganz generell die Sorgen um den Kollaps des Euro bzw. einer anderen westlichen Währung für übertrieben. Die Sorge, dass eine Währung kollabiert, nur weil die Notenbanken für einige Jahre  zu viel Geld in den Wirtschaftskreislauf geben, ist unbegründet. 

Anschauungsmaterial bietet uns in diesem Zusammenhang vor allem die deutsche und auch die österreichische Geschichte. Allein in Deutschland haben wir im 20. Jahrhundert drei Währungen zunächst wertmäßig verfallen sehen und schließlich verloren. Die ersten beiden Währungen kollabierten jeweils nach den beiden Weltkriegen, als hierzulande jeder Sachwert quasi in Schutt und Asche lag. Dem Geld stand also kein realwirtschaftlicher Gegenwert mehr gegenüber. Letztlich ging die DDR-Mark unter, weil das politische System verschwand.  

Das ist wichtig für Sie: In Europa sind Währungen immer nach politischen Schocks und einschneidenden Veränderungen (Weltkriege, Wende etc.) untergegangen. Eine expansive Geldpolitik allein reicht nicht aus, um eine europäische Währung „umzubringen“.  

Also, wenn Sie sich nächstens wieder schlaflos in der Bettdecke wälzen, weil Sie Ihr sauer Erspartes nächstens entwertet sehen, dann denken Sie an diese ganz einfachen Wahrheiten. Lassen Sie sich nicht von den zahlreichen Untergangspropheten, die mit ihrer Angstmacherei übrigens gute Euro verdienen, aus der Ruhe bringen! 

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