Lieber Börsianer, 

vorgestern ist Beate Sander mit 82 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Hierzulande wurde sie bekannt als die „Börsen-Oma“, die in den 90er-Jahren völlig unbeleckt an die Börse startete und aus 60.000 DM weit über 2 Millionen Euro machte. Sie gilt zu Recht als die erfolgreichste Privatanlegerin Deutschlands 

Dabei war ihr der Börsenerfolg definitiv nicht in die Wiege gelegt. Sie wuchs in Rostock auf und hat im Arbeiter- und Bauernstaat sicherlich nicht viel über den freien Markt gelernt. Als Jugendliche kam sie nach Süddeutschland und schlug dort eine Laufbahn als Realschullehrerin ein 

Im Alter von 60 Jahren hat sie dann ihrem Leben eine Wende gegeben und wurde Börsianerin, ohne dabei ihre Aufgaben als Pädagogin zu vernachlässigen. Ich wiederhole mich, ihrem Sohn hinterlässt sie nun ein Depotvermögen von weit über 2 Millionen Euro. Daneben setzte sie sich erfolgreich für die Aktienkultur in Deutschland ein, schrieb einige Börsenratgeber und verfasste regelmäßig Börsen-Kolumnen etwa in der Bild-Zeitung 

Ihre Erfolgsformel: Kaufen, wenn die Welt vermeintlich untergeht 

Was war ihr Erfolgsrezept? Frau Sander pflegte einen offensiven Anlagestil und war in besonderem Maße an Technologie und Innovation interessiert. Gewissermaßen war das Silicon Valley ihre zweite Heimat. Daneben zeichnete sie sich durch einen streng antizyklischen Ansatz aus. So nutzte sie die Finanzkrise bzw. den Börsen-Crash von 2008, um ihr Depot nochmals auszubauen. Sie hat damals, als viele Anleger verzagten, beste Qualität zu niedrigsten Kursen eingesammelt. Noch heute sollen sich Titel aus jener Zeit ihrem Depot befinden. Alle diese Positionen dürften sich seitdem im Wert vervielfacht haben.  

Was hat uns diese Frau gezeigt? Börse ist kein Hexenwerk, und man braucht nicht unbedingt ein Studium der Wirtschaft oder der Wertpapieranalyse, um mit Aktien wirklich wohlhabend zu werden. Die Aktienanlage ist nicht nur ein Geschäft für Profis, sondern sie ist geeignet für Jedermann. Ihr Beispiel zeigt auch, dass man nicht „ewig“ auf den Wohlstand warten muss. So machte sie über den Daumen gepeilt alle 10 Jahre rund eine Millionen Euro Gewinn an der Börse.  

Und das ist vielleicht ihre wichtigste Botschaft: Der Crash war ihr Freund. Sie hatte wie kaum ein anderer verstanden, dass man als Börsianer aus allen Rohren feuern muss, wenn die Welt – wie 2008/9 – vermeintlich untergeht. Wer diese Wendepunkt im Markt erkennt, kann dem Börsenerfolg kaum entgehen.   

Auch ich habe einige ihrer Empfehlungen in meinem Depot und in meinen Börsendiensten umgesetzt. Ihre Inspiration wird uns allen fehlen.