Lieber Börsianer, 

sicherlich können Sie sich noch alle an den Wirecard-Schock erinnern? Derzeit kehren die Staatsanwaltschaft und ein Insolvenzverwalter die Scherben auf. Nicht ganz wenige Anleger haben bei diesem Debakel viele tausend Euro verloren, einige von uns sogar ihre gesamte Altersvorsorge.  

Wie konnte das passieren? Im Rückblick ist man immer schlauer, aber leider ist in vielen Kleinanleger-Depots das Thema Diversifizierung immer noch stark unterbelichtet. Das ist menschlich. Denn wenn wir von einer Sache oder von einem Unternehmen überzeugt sind, gehen wir natürlich aufs Ganze und machen keine halben Sachen. An der Börse ist diese Vorgehensweise allerdings mitunter gefährlich, wie eben die Causa Wirecard zeigte. Das ist allerdings kein Schicksal.   

Die Lösung des Problems ist einfach: Der kluge Börsianer streut oder diversifiziert sein Kapital über mehrere Positionen. Aber Achtung, man kann auch falsch diversifizieren, sodass am Ende keine Risikostreuung entsteht.  

Ein einfaches Beispiel: Sie haben bereits die Aktie der Daimler und kaufen nun die BMW-Aktie hinzu. Das ist keine Streuung, sondern hier sind Sie auf bestem Wege, ein Klumpenrisiko in der Autobranche zu bilden. Denn die Anteilsscheine der Daimler und er BMW korrelieren. Zu Deutsch: Fällt Daimler, fällt auch BMW. Mit anderen Worten: Hier gewinnt Ihr Depot trotz weiterer Aktienposition kein Jota an Stabilität hinzu.  

Risikostreuung berücksichtigt immer unterschiedliche Branchen 

Echte Risikostreuung gewinnen Sie immer dann, wenn Sie über unterschiedliche Branchen streuen. Beispiele: Stellen Sie einer Amazon-Aktie ein spannenden Wasserstoff-Titel an die Seite oder ein Software-Unternehmen aus dem Segment Künstliche Intelligenz. Die Geschäftsmodelle sind ziemlich unterschiedlich, also werden auch die Aktien der Unternehmen nur begrenzt korrelieren (parallel laufen).  

Profis gehen allerdings sogar noch einen Schritt weiter und setzen auf die sog. Makrodiversifizierung. Darunter versteht man vereinfacht gesprochen eine generelle Aufteilung des Depots zwischen Wachstumsaktien auf der einen  Seite sowie starken Substanztiteln auf der anderen Seite. Depots, die nach diesem Prinzip aufgebaut sind, weisen langfristige hohe Stabilität auf und erzielen trotzdem sehr attraktive Renditen.  

Einige Praxisbeispiele: Zu einer offensiven und wachstums-orientierten Position wie Ballard Power stellen Sie nun die „langweilige“ Aktie der Münchener Rück. Oder neben den konservativen DAX-Titel Vonovia stellen Sie eine potentielle Kursrakete aus der spekulativen Biotech-Welt – wie z.B. Moderna oder CureVac. Dabei sorgen Münchener Rück und Vonovia für Stabilität, Ruhe, und regelmäßige Dividenden im Depot, während CureVac und Moderna für den Extra-Schub zuständig sind.  

Sie sehen also, wir streuen nicht nur wegen Wirecard, sondern weil wir auf diesem Weg einfach bessere Depots herstellen, weil wir auf diesem Weg starke Performance schaffen und dabei nicht auf ein Mindestmaß an Stabilität und Sicherheit verzichten zu müssen.  

Diese Frage drängt sich auf: Ab wann gilt ein Depot eigentlich als ausreichend diversifiziert? Wie viele Positionen sollten Sie mindestens berücksichtigen? 10 Positionen sollten Sie mindestens haben. Studien haben gezeigt, den optimalen Grad der Diversifizierung erreichen Sie mit ungefähr 20 Positionen. Aber Gehen Sie nicht nennenswert darüber hinaus, denn natürlich kann man sein Depot auch „kaputt“ diversifizieren. Dann reflektiert ein Depot keine Marktmeinung mehr und hat keinen klaren Fokus. Das führt immer zu schwacher Rendite.