Lieber Börsianer, 

Tesla hat gerade den fünften Quartalsgewinn in Folge gemeldet. Während die Gewinne in der Vergangenheit vor allem den Erlösen aus dem Zertifikatehandel zu verdanken waren, erwirtschaftet Tesla mittlerweile auch im operativen Geschäft einen Überschuss. Der Elektropionier straft damit die Kritiker Lügen. 

Bisher musste sich Tesla die Kritik gefallen lassen, dass der Autobauer zwar die Mobilität revolutioniert, jedoch unprofitabel arbeitet. Tatsächlich fielen in der Aufbauphase des Unternehmens horrende Verluste an, die manchen Beobachter auf einen baldigen Untergang von Tesla wetten ließ. Mittlerweile hat sich das Blatt jedoch gewendet. Tesla ist der höchstbewertete Autobauer der Welt.  

Tesla treibt eine ganze Branche vor sich her 

Die Zeit des klassischen Verbrennungsmotors ist vorbei. Tesla präsentiert sich als Vorreiter einer neuen Zeit. Sicher ist, dass die Automobilbranche vor einer beispiellosen Transformation steht. Tesla hat die technische Entwicklung maßgeblich vorangetrieben und beim Elektromotor und der Batterietechnik mittlerweile einen Vorsprung von mehreren Jahren vor der Konkurrenz. Deshalb pumpen die Anleger viel Geld in Tesla. 

Ob sich der Vorsprung verteidigen lässt, ist allerdings noch lange nicht ausgemacht. Klar ist jedoch schon jetzt, dass einige etablierte Konzerne auf der Strecke bleiben werden, wenn sie sich nicht schnell genug anpassen. Gleichzeitig kann aber auch einer der alteingesessenen Autohersteller durch seine enormen Finanzreserven plötzlich zum Marktführer im E-Auto-Segment werden. Entsprechende Strategien gibt es mittlerweile nicht nur bei den Volumenherstellern wie Volkswagen oder Renault, sondern auch im Luxussegment bei Daimler und BMW. 

Der Elektromotor ist nicht das einzige Erfolgsgeheimnis von Tesla 

Tesla hat nicht nur bei der Entwicklung des Antriebs für seine Fahrzeuge Neuland betreten. Die gesamte Organisation des Unternehmens stellt die Branche auf den Kopf. Es ist verrückt, dass dies die meisten Analysten übersehen. 

Üblicherweise ist die Autoindustrie sehr stark von Zulieferbetrieben abhängig. Die Produktion der Einzelteile ist auf der ganzen Welt verteilt. Im Autowerk eines klassischen Konzerns wie BMW, Volkswagen oder Daimler werden die Teile, die aus aller Welt just in time angeliefert werden, dann nur noch zusammengebaut. Anschließend verkauft der Konzern seine Produkte an ein Autohaus. 

Tesla hat eine einmalige vertikale Fertigungstiefe erreicht 

Bei Tesla wird anders gearbeitet. Auch der Elektroautobauer kommt natürlich nicht ohne Zulieferer aus. Aber bei Tesla wird so viel wie möglich intern hergestellt. Das geht sogar so weit, dass Tesla seinen Maschinenpark selbst entwickelt und herstellt. Auch sämtliche Software – wohl das Herzstück eines Autos der Zukunft – wird bei Tesla intern entwickelt. Diese hohe vertikale Integration aller Arbeitsgänge in einem Werk macht es der Konkurrenz fast unmöglich, Tesla zu kopieren. 

Beim Verkauf werden alte Prinzipien auf den Kopf gestellt 

Tesla geht auch beim Verkauf neue Wege. Statt ein teures Netz von Autohäusern aufzubauen, verkauft Tesla seine Fahrzeuge direkt an die Endkunden. Lediglich ein paar Showrooms in den großen Städten bringt den Kunden die Fahrzeuge näher. Das erhöht die Marge für den Autobauer beträchtlich. 

Auch die etablierten Autohersteller versuchen vermehrt, den Handel zu umgehen und die Fahrzeuge direkt abzusetzen. Jede Maßnahme ruft jedoch den erbitterten Widerstand des Händlernetzwerks hervor. Die neuen Autopioniere können sich da viel freier bewegen. Es wird noch einige Jahre dauern, bis wir wissen wer sich am Ende durchsetzt.