Lieber Börsianer, 

es ist wieder soweit. Deutschland fährt erneut runter und geht in einen moderaten Lockdown. Voraussichtlich noch im Verlauf des Tages werden Bund und Länder entsprechende Maßnahmen beschließen. In der Diskussion sind unter anderem: Verbot von Verwandtenbesuchen, Aufenthalt in der Öffentlichkeit mit maximal einer Person eines anderen Haushaltes, die Gastronomie soll wieder komplett heruntergefahren werden, touristische Übernachtungen im Inland sollen jetzt auch ausbleiben 

Zwischen den Zeilen lese ich heraus, dass die Maßnahmen bis weit in die Adventszeit aufrecht erhalten werden sollen. Die Politik konzentriert sich offenbar auf das Weihnachtsfest. Am Weihnachtsbaum sollen wir also wieder Verwandte treffen dürfen und dabei möglicherweise auch wieder ein Restaurant besuchen dürfen.   

Es überrascht also nicht, dass der DAX bereits seit Tagen butterweich ist. Zuletzt sackte der deutsche Leitindex mit großer Dynamik unter die Marke von 12.000 Punkten ab. Noch hält sich der US-Markt wacker und hat noch kein Verkaufssignal generiert 

Es gibt folglich zwei Optionen. Die optimistische Variante: Der US-Markt wird die europäischen Börsen stützen, sodass die Korrektur bei DAX und Co. rasch auslaufen wird. Die pessimistische Variante: Die US-Märkte kippen nächstens „hinterher“ und leiten damit eine globale Korrekturphase ein.     

Vor diesem Hintergrund fragen sich jetzt natürlich viele Investoren, wie kann ich mein Depot einmal absichern, wie kann ich meine schönen Gewinne der vergangenen Monate und Jahre kurzfristig festmachen.  

Es gibt hier zwei anerkannte Methoden: So können Sie nun die Aktienpositionen Ihres Depots einfach vollständig oder weitgehend abverkaufen. Diese Lösung ist einfach, hat aber in der Praxis ihre Tücken. Zunächst kann diese Maßnahme vor allem bei etwas größeren Depots durchaus zeitaufwändig sein. Außerdem produzieren Sie dadurch für Ihr Depot eine gewisse Spesenbelastung, die sich am Ende, wenn Sie die Titel wieder zurückkaufen, quasi verdoppelt.  

Außerdem dürfen wir getrost davon ausgehen, dass uns der Wiedereinstieg in der Praxis kaum optimal gelingen wird. Denn wenn dann die Börse plötzlich dreht, sind wir eben erst einmal nicht dabei. Und oftmals sind die Kursgewinne der ersten Erholungsphase, die auf eine Korrektur folgen, besonders großzügig. So zeigen alle Studien, dass man mit einem Totalverkauf langfristig Rendite verliert, selbst wenn Aus- und Wiedereinstieg halbwegs gut bewerkstelligt werden.  

Machen Sie keine halben Sachen, sondern sichern Sie proaktiv ab 

Sinnvoller ist in unruhigen Marktphasen die sog. aktive Absicherung. Bei diesem Verfahren halten Sie im Wesentlichen an Ihren bestehenden Aktienpositionen fest, stellen allerdings vorübergehend sog. Shorts oder Puts gegen diese Aktienpositionen.  

Wie funktioniert die proaktive Absicherung in der Praxis? Die Deutsche Börse berechnet nicht nur den DAX, sondern auch den sog. Short-DAX. Dieser Index verhält sich exakt spiegelverkehrt oder invers zum „echten“ DAX. Zu Deutsch: Wenn der DAX an einem Tag um 1 % fällt, dann steigt der Short-DAX exakt um 1 %. Wenn Sie also DAX-Aktien im Wert von 10.000 Euro besitzen, können Sie durch den Kauf eines Short-DAX im gleichen Volumen die Aktienpositionen nahezu vollständig absichern.  

Interessant ist dabei, dass viele Banken diese Short-Instrumente auch in gehebelten Varianten anbieten. Setzen Sie also beispielsweise auf eine zweifach gehebelte Variante, benötigen Sie zur Absicherung von 10.000 Euro nur 5.000 Euro. Mit anderen Worten: Der Hebel führt dazu, dass Sie auch mit kleinem Kapitaleinsatz Ihr Depot effektiv absichern können.  

Möglicherweise haben Sie in den letzten Jahren Ihr Depot eher fern des DAX aufgestellt. In diesem Fall hilft Ihnen ein Short-DAX natürlich nur bedingt. Stattdessen setzen Sie dann etwa auf einen Short gegen den S&P 500 oder NASDAQ 100. Auch für diese wichtigen Indizes bieten die Banken zahlreiche Short-Wertpapiere an, damit Sie Ihr Depot wirklich punktgenau absichern können.  

Fazit: Der kluge Anleger schmeißt nicht gleich beim ersten Gegenwind sein Depot um. Aber er sichert proaktiv ab und gleicht die Bucherverluste der Aktienpositionen durch Gewinne in entsprechenden Gegenpositionen, also Shorts aus. Sie werden sehr rasch erkennen, dass Sie mit diesem Verfahren langfristig an der Börse erfolgreicher sein werden als Ihre Mitbörsianer, die eine Korrektur tatenlos über sich ergehen lassen.