Liebe Börsianer,

das war ganz harte Kost, die der europäische Software-Riese SAP am 26. Oktober für seine Aktionäre hatte. Die Cloud-Sparte blieb überraschend deutlich hinter den Erwartungen zurück. Einzelne Anwendungen wie die Software Concur (Verwaltung und Organisation von Geschäftsreisen) floppten völlig. Und noch mehr: Die Walldorfer kassierten auch gleich die Gewinnschätzungen für die nächsten Jahre, wie wir aus dem Quartalsbericht entnehmen mussten.

So kam es wie es kommen musste. Die Aktie des DAX-Schwergewichts kollabierte an jenem Tag binnen weniger Sekunden und verlor 20 % ihres ursprünglichen Marktwertes. Per saldo sank die SAP-Aktie von über 140 Euro unter 100 Euro ab. Milliarden Euro waren plötzlich durch den Schornstein.

Ungefähr im gleichen Zeitraum meldete die US-Konkurrenz bestes Zahlenwerk. Oracle und Salesforce nutzten die Dollarschwäche des vergangenen Jahres und griffen den deutschen Software-Riesen in seinem europäischen Heimatmarkt an. Die Analysten hängten wie üblich ihr Mäntelchen in den Wind und urteilten vernichtend über das Software-Unternehmen. Der Tenor: Eine Wachstumsgeschichte geht zu Ende. SAP bringt es nicht mehr.

In der Tat befindet sich die Walldorfer Software-Schmiede in einer veritablen Krise. So wird der Umsatz 2021 kaum noch wachsen, der Gewinn wird großer Wahrscheinlichkeit sogar rückläufig sein.

Aber gemach! SAP ist unverändert ein großartiges Unternehmen, dessen Software-Anwendungen weltweit in rund 25 Branchen genutzt werden. Bei Großunternehmen sind die Deutschen immer noch das Maß aller Dinge. 9 von 10 Playern nutzen mindestens eine kleine SAP-Anwendung. Die Kundenkartei der Walldorfer liest sich imposant. Dort finden Sie typische Traditionsunternehmen wie Chevron, Ford oder AT&T. Aber auch die NASDAQ-Unternehmen Apple oder Alphabet planen ihre Geschäftsaktivitäten mit SAP. Und die sollten wissen, was eine gute Software ist.

Im Mittelstand haben die Walldorfer ebenfalls die Standards gesetzt. Ich übertreibe etwas: Hier kennt bald jeder Kfz-Meister die SAP-Anwendungen zur Buchhaltung oder zur Lagerhaltung. Das ist unbestritten: Das, was die Office-Anwendung von Microsoft für den Privatnutzer ist, ist SAP für den Unternehmer.

Und nun schickt man in New York seine Tochter Qualtrics an die Börse. Immerhin diese Aktien will der Markt. So hat SAP zuletzt nochmals die Zeichnungspanne angehoben. Rund 1,4 Milliarden Euro wird das Software-Unternehmen einstreichen. Bilanziell ist man ohnehin kerngesund und sitzt auf einem Geldberg von über 6 Milliarden Euro. Damit muss man doch etwas losmachen können am Markt, oder?

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