Liebe Börsianer,

gestern hatte ich im Rahmen des RENDITE TELEGRAMM mein persönliches ETF-Depot für die Ewigkeit vorgestellt. Dabei habe ich die wichtigen Aktien-Indizes wie etwa den NASDAQ 100, den DAX oder den S&P 500 jeweils mit einem ETF besetzt. Das Depot habe ich dabei bewusst einfach und unkompliziert gehalten. Das können selbst blutige Börsenlaien aus dem Stand nachbilden. Aber auch wenn Sie einmal eine schnelle Lösung für Ihr Kind oder Enkelkind benötigen, hier werden Sie fündig.

Nun bin ich bei meiner Recherche für Sie allein auf 19 verschiedene ETFs gestoßen, die alle den US-Index S&P 500 nachbilden. Bei so viel Auswahl, welchen also nehmen? Sie denken jetzt möglicherweise: Herr von Parseval, nicht verkopfen! Schließlich enthalten alle diese S&P 500-Vehikel exakt die gleichen Aktien. Die sind doch wie ein Stück Butter, also alle identisch.

Da haben Sie im Grundsatz völlig Recht. Trotzdem gibt es handfeste Kriterien, die Sie bei der Auswahl eines vernünftigen börsengehandelten Fonds (ETF) beachten können, wenn Sie es  gleich richtig machen möchten. Das sind die drei zentralen Kriterien:

  1. Das Fondsvolumen
  2. Die Kostenquote bzw. Total Expense Ratio (in %)
  3. Die Art der Abbildung

Warum ist das Fondsvolumen für uns relevant? Weil eben ETFs immer gleich sind und über keine offensichtlichen Unterscheidungsmöglichkeiten verfügen, funktioniert der Verkauf dieser homogenen Produkte immer über den Preis bzw. die Kostenquote. Dieser Mechanismus hat zu einem brettharten Konkurrenzkampf in der Branche geführt.

Heute schon ist absehbar, dass einige Anbieter in der nächsten Baisse aufgeben müssen. Aber selbst die großen Adressen wie iShares, xTrackers, Lyxor oder Amundi werden nicht auf Dauer jeden ihrer Klein-ETFs „durchschleppen“. In gewissen Abständen kehren die Anbieter daher mit eisernem Besen durch ihre Portfolios und entsorgen jene Vehikel, die sich aufgrund mangelnden Volumens noch nie gerechnet haben. Was bedeutet das für Sie als ETF-Halter?

Ihr ETF wird dann mit der in den Fondsbedingungen genannten Frist gekündigt und aus Ihrem Depot ausgebucht. Keine Sorge! Das ist keine Enteignung. Ihr Guthaben erhalten Sie vollständig zurück. Allerdings müssen Sie in Ihrem ETF-Depot nun wieder ran und Ersatz beschaffen. Das ist lästig und verursacht darüber hinaus neue Kaufspesen.

Außerdem gilt: Nur wirklich große und stark gehandelte ETFs können gemessen an der Kostenquote günstig sein. Klein-ETFs hingehen müssen bei erhöhter Nachfrage im eigenen Portfolio nachkaufen bzw. weitere Anteilsscheine ausgeben. Das treibt die Kosten im Fonds und belastet naturgemäß die Wertentwicklung.

Wenn in ETFs nicht das drinsteckt, was draufsteht

Die Abbildung eines ETFs: Das erstaunt Sie vielleicht. Aber tatsächlich ist es denkbar, dass in einem DAX-ETF keine einzige DAX-Aktie enthalten ist. In diesem Fall handelt es sich dann um einen sog. synthetisch oder künstlich nachgebildeten Index. Bei diesen Vehikeln garantiert ein sog. Gegenpart mittels eines Swap-Geschäftes die exakte Nachbildung der Basis, also des Index.

Der Haken dieser Konstrukte: Fällt der Gegenpart – in der Praxis immer eine Bank – aus, drohen Ihnen als ETF-Anleger empfindliche Verluste, obwohl der zugrundeliegende Index wie der DAX oder NASDAQ 100 möglicherweise gestiegen ist. Momentan sind die Banken also die Gegenparts stark und leistungsfähig. Das muss aber nicht immer so sein, wie das Beispiel der Bankenkrise (2008/9) bereits gezeigt hat.

Deshalb setze ich als Profi und auch als Privatanleger bevorzugt auf physisch aufgebaute ETFs. Denn hier weiß ich: Da wo DAX oder NASDAQ auf dem Etikette steht, ist auch wirklich DAX oder NASDAQ enthalten. Kleiner Praxis-Tipp für Sie: Der Marktführer BlackRock (iShares) bildet physisch ab. Das schafft Vertrauen.