Liebe Börsianer,
es ist schon spektakulär, was sich gegenwärtig an der Wall Street ereignet. Privatanleger organisieren sich im Internet und bündeln gezielt Ihre Kaufkraft. Anschließend erwirbt man gezielt Aktien, in denen sog. Leerverkäufer oder Short-Seller stark engagiert sind. Dabei kauft man die entsprechende Aktie so lange hoch, bis der Short-Seller aufgibt und den Markt verlässt. Ja, es sind keine guten Zeiten für die Shorties!
Aber der Reihe nach! Wie funktioniert eigentlich so ein „Short Sale“?
Zunächst leihen Sie sich über Ihren Broker Aktien. Machen wir es anhand eines (fiktiven) Beispiels konkret! Sie leihen sich 1.000 Aktien der Deutschen Telekom. Im nächsten Schritt veräußern Sie die Stücke sofort über die Börse und haben nun – bei einem Aktienkurs von 15 Euro – 15.000 Euro auf Ihrem Konto. Sind Sie Privatanleger, wird der Broker diesen Betrag sperren, schließlich ist die Transaktion noch nicht abgeschlossen. Denn irgendwann müssen Sie die geliehenen Aktien wieder zurückgeben.
Nun, die Sache läuft günstig für Sie. Der DAX ist ohnehin weich und die Quartalszahlen, die das Telekom-Unternehmen vorlegt, sind richtig mies. Ergo sackt der Telekom-Kurs binnen weniger Tage um 10 % auf 13,50 Euro ab. Jetzt kaufen Sie das Aktienpaket also zurück und bezahlen dafür nur noch 13.500 Euro. Das Geld für den Rückkauf entnehmen Sie dem Sperrkonto. Folglich verbleiben dort als Gewinn für Sie 1.500 Euro. Der Leerverkauf ist also abgeschlossen.
Eine feine Sache, oder? Zumal Sie für diese Transaktion kein Eigenkapital eingesetzt haben. Sie haben den Gewinn aus dem Nichts erzeugt. Davon träumen alle Börsianer.
Jetzt drehen wir die Chose einmal um. Plötzlich lanciert der US-Telekom-Gigant AT&T ein Übernahmeangebot für die Deutsche Telekom. Die Aktie schießt kernig durch die Decke und notiert plötzlich bei 20 Euro. Ihre Füße werden nun ziemlich kalt, zumal am Markt das Gerücht die Runde macht, dass AT&T das Übernahmeangebot noch aufbessern wird.
Sie stellen nun den Leerverkauf oder Short glatt und kaufen die T-Aktien nun für 20.000 Euro zurück. Das Geld Ihres Sperrkontos ist also weg. Außerdem mussten Sie 5.000 Euro nachschießen. Die Transaktion war ein Fehlgriff.
Mit einer eher braven Aktie wie der Deutschen Telekom werden Sie sich als Short-Seller schon nicht das Genick brechen. Verkaufen Sie hingegen etwas volatilere Aktien einmal leer, kann es schon einmal böse ausgehen. So haben im vergangenen Jahr Short-Seller mit der Aktie der Tesla pro 10.000 Euro über 50.000 Euro Miese gemacht.
Sie möchten bei diesem Spiel auch einmal dabei sein? Kein Problem. Sie unterschreiben eine spezielle Risikobelehrung und schon können Sie bei Brokern wie Lynx oder Consorsbank! durchstarten und Gewinne aus dem Nichts erzeugen.
Einen Gefallen müssen Sie mir allerdings tun, bevor Sie am ganz großen Börsenrad drehen: Machen Sie sich zunächst etwas warm und setzen Sie zum Start eher auf einen Langweiler aus dem DAX oder Dow Jones. Vergessen Sie bitte nie, Short Sales sind risikoreich und können bei falscher Handhabung Ihr Depot ruinieren. Und dann haben Sie kein Geld mehr, um meine Börsendienste zu lesen. Das wollen wir doch beide nicht, oder?