Liebe Börsianer,

die Wall Street bebt. Als ich vor einigen Tagen auf die Reddit-Gruppe r/wallstreetbets aufmerksam wurde, waren hier rund 2,5 Millionen Privatanleger aktiv, um ihre nächsten Käufe an der Börse zu koordinieren. Mittlerweile sind hier nun knapp 7 Millionen Anleger aktiv und lassen die Hedgefonds der Wall Street ihre vereinte Kaufkraft spüren.

Aber auch die angegriffenen Hedgefonds organisieren sich nun und stellen sich bei Bedarf wechselweise Liquidität zur Verfügung. Denn man weiß, wenn der erste Hedgefonds umkippt, kann es den an den Kapitalmärkte den  gefürchteten Domino-Effekt geben.

Man schließt also auf allen Seiten die Reihen und rüstet weiter auf. Die Privatanleger rekrutieren in den Sozialen Medien, während die Hedgefonds im Hintergrund wühlen und Druck auf die Broker ausüben. Die digitalen Smartphone-Broker wie Robinhood oder hierzulande Trade Republic sollen endlich diese Transaktionen rund um GameStop oder die Kinokette AMC Entertainment unterbinden. Zumindest vorübergehend kamen die Broker dem Wunsch der Fonds nach.

Keine Frage, in den USA ist ein Börsen-Krieg ausgebrochen. Es geht schon lange nicht mehr nur um Geld, es geht um Gut und Böse, es geht um Gerechtigkeit und es geht um Vergeltung. Vergeltung, für das was einige Wall-Street-Adressen in den Jahren vor 2008/9 angerichtet haben, als viele Amerikaner in der Bank- und Immobilienkrise Haus und Hof verloren haben und teils monatelang auf dem Campingplatz leben mussten. Daran erinnert man sich nun und zahlt es den Hedgefonds heim.

Wann kommt der Sturm nach Europa?

Diese Frage ist legitim: Wann kommt die Revolte der Privatanleger nach Europa? Wann nimmt man sich hier die leerverkauften Aktien des europäischen Kurszettels vor und schießt die Short-Seller aus diesen Aktien?

Zunächst: Solche Ereignisse, wie sie aktuell die Wall Street erschüttern, sind zumindest der Intensität nach in Europa nicht vorstellbar. In Europa investieren einfach weniger Menschen in Aktien, folglich sind Privatanleger für die Entwicklung der Kurse nicht so relevant. Außerdem sind die Short-Quoten in Europa derzeit zu niedrig. Die Aktie der Fluglinie Air France-KLM etwa weist eine Short-Quote von 7,6 % auf. Die Titel der angeschlagenen Modemarke Hugo Boss sind zu 6,4 % leerverkauft. Bei diesen Short-Quoten lohnt ein Angriff auf den Hedgefonds nicht. Zum Vergleich: Die viel zitierte GameStop-Aktie wies, als dort die Party startete, eine Short-Quote von weit über 100 % auf. Zu Deutsch: Einige Aktien waren sogar mehrmals verliehen und verkauft worden.

Also kann ich Entwarnung geben für Europa? Leider gar nicht! Denn die momentanen Vorgänge in den USA sind Symptome für eine schwere Krankheit. Die Symptome sind Euphorie, Trading (kurzfristige Zockerei), Selbstüberschätzung und Gier. Diese Krankheitssymptome treten regelmäßig, wenn auch immer in etwas anderer Form, am Ende einer Hausse auf. Sie kündigen immer eine Korrektur, wenn nicht gar sogar einen Crash an.

Ich wiederhole mich: Ich sehe keinen Anlass für Panik. Die sinnlose Übertreibung, der Kursexzess sind integrale Bestandteile der Börse. Sie gehören dazu wie die Dividende oder die Kapitalerhöhung.

In dieser Woche erkläre ich Ihnen in den Premium-Chancen, wie Sie Ihr Depot jetzt in zwei Schritten wirkungsvoll absichern und wann Sie wieder in den Markt als Käufer zurückkehren können.