Liebe Börsianer,

so richtig ziehen Wasserstoff-Aktien derzeit nicht. Keine Frage, hier ist der Wurm drin, wie auch das Zahlenwerk der Ballard Power vom gestrigen Tag zeigt. Im abgelaufenen Jahr erwirtschaftete der Branchenveteran einen Umsatz in Höhe von 103 Millionen USD. Im Vergleich zum Vorjahr war der Umsatz damit um 2 % rückläufig. Außerdem meldetet das kanadische Unternehmen einen Verlust von rund 50 Millionen USD. Diese Zahlen passen nicht so richtig zur aktuellen Marktkapitalisierung der Aktie von fast 8 Milliarden USD.

Aber Ballard ist leider kein Einzelfall. Als Wasserstoff-Investor müssen wir die Fakten bzw. den Stand der technischen Entwicklung in der Branche sehen. Und den Technikern und Entwicklern bei Ballard, ITM, Plug Power oder Linde rauchen mächtig die Schädel. Man hat diverse kleine und ein großes Hauptproblem.

Eines der kleineren Probleme: Trotz aller Bemühungen funktionieren die Tankvorgänge an den Wasserstoff-Stationen nicht so, wie man es sich vorstellt. Hier strömt stark verdichteter Wasserstoff unter enormem Druck in den Tank. Dabei vereisen die Zapfhähne regelmäßig, wenn die Außenluft feucht ist. Anschließend muss die Tankpistole zunächst wieder aufgetaut werden, bevor das nächste Fahrzeug betankt werden kann. Zu Deutsch: Jeder Tankvorgang nimmt derzeit noch viel Zeit in Anspruch, und das kostet Geld.

Ein größeres Problem: Bekanntlich kämpft die Brennstoffzelle einen harten Konkurrenzkampf gegen die Lithium-Batterie. In diesem Segment drücken mächtige Player wie etwa Tesla oder jetzt auch VW auf die Tube. Das Ergebnis: Die Lithium-Ionen-Batterien sind mittlerweile ziemlich ausgereift und werden in den kommenden Jahren vermutlich relativ günstig werden, da weitere Produktionskapazitäten nun auch in Europa und Nordamerika installiert werden.

Für die Brennstoffzelle sehe ich hingegen noch keine Massenproduktion. So hat die Branche im Vergleich zu Tesla oder VW in den letzten Monaten eher Boden verloren. Stichwort Wirkungsgrad: Moderne Lithium-Antriebe bringen rund 75 % der Primärenergie als Vortrieb auf die Straße. Typische Wasserstoff-Fahrzeuge bringen lediglich rund 30 % auf die Räder. Da dürfen wir uns als Wasserstoff-Investoren nicht selbst in die Tasche lügen. Die Unternehmen der Branche müssen mehr bringen. Der Entwicklungsfortschritt der letzten Monate ist bescheiden. So werden wir auf den Siegeszug der Brennstoffzelle noch lange warten müssen.

Was muss jetzt passieren? Weitere staatliche Subventionen mögen hilfreich sein. Noch wichtiger aber: Die großen Wasserstoff-Produzenten wie Air Liquide und Linde müssen sich stärker engagieren und neue Forschung und Entwicklung auf den Weg bringen. Hier gilt, liebe Linde-Techniker: Es ist schön, dass Ihr gegenwärtig die größte Wasserstoffproduktion bei Leuna (Sachsen-Anhalt) aufbaut. Schon 2022 wollt Ihr dort mächtig pumpen. Nur wer soll Euch das Material abnehmen, wenn der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle weiter schwach bleibt?

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