Liebe Börsianer,

wir sind tolerante Menschen und verzeihen „unseren Unternehmen“ einiges. Etwa schlechte Quartalszahlen, vorübergehende Misserfolge im operativen Geschäft etc … Alle diese Dinge gehören für einen langfristig orientierten Investoren gewissermaßen zum Alltagsgeschäft. Wir wissen, dass es das perfekte Unternehmen oder die perfekte Aktie nicht gibt.

Weniger tolerant sind wir allerdings, wenn man uns belügt und die Bilanzen frisiert und aufhübscht. Möglicherweise hat genau dies das Wasserstoff-Unternehmen Plug Power getan. So müssen die Amerikaner nun die Bilanzen der Jahre 2018 bis 2020 nochmals öffnen und in wesentlichen Punkten überarbeiten. Offenbar hat man Buchwerte zu hoch angesetzt und Wertberichtungen zu knapp bemessen.

Richtig ist, dass diese Maßnahmen Stand heute sich weder auf die Liquidität noch auf das operative Geschäft der Plug Power auswirken. Richtig ist aber auch, dass sich das Unternehmen nach außen gegenüber den Kapitalgebern substanzstärker dargestellt hat, als es eigentlich ist.

Für Börsianer ist das ein Tabubruch. Lassen mich witzeln: Das ist wie ein Seitensprung in der Ehe. So ist das Vertrauen des Marktes, das wichtigste Gut jedes Unternehmens, erst einmal weg. Die Aktie befindet sich im freien Fall. Auf Monatssicht liegt die Wasserstoff-Aktie rund 30 % unter Wasser. Rund 8 Milliarden USD sind fürs Erste durch den Schornstein.

Und jetzt rechnen die Investoren eben zusammen. So erinnert man sich plötzlich, dass die letzten Quartalszahlen des US-Unternehmens nicht wirklich erbaulich waren. Man hat alle Erwartungen gerissen und statt einem kleinen Verlust von 8 US-Cent je Aktie satte 1,12 USD ausgewiesen. Immerhin, diese Zahlen waren derart schwach, dass die wahrscheinlich nicht aufgehübscht worden sind.

Für mich stellt sich noch eine Frage: Warum funzt das Geschäftsmodell nicht wirklich? Schließlich entwickelt und produziert man Brennstoffzellen für Gabelstapler und rechnet etwa Amazon und WalMart zu seinen Kunden. Das Geschäftsmodell der Plug Power galt also bis dato als relativ gut eingeführt und praxis-tauglich.

Also Fragen über Fragen für die Aktionäre des Unternehmens. Ich selbst habe mir da ein klares Vorgehen angewöhnt. Ich wiederhole mich: Ich verzeihe viel, aber keinen Bilanzpfusch. Deshalb ist die Aktie für mich ein klarer Verkauf. Erst wenn im Unternehmen Köpfe gerollt sind und eine neue Führung verlorenes Vertrauen wiederherstellt, schaue ich mir dieses Wasserstoff-Unternehmen wieder an. Bis dahin orientiere ich mich anderweitig.

Bitte beachten Sie, erst vor wenigen Tagen habe ich eine große Studie zum Wasserstoff-Markt abgeschlossen, die ich Ihnen in den kommenden Tagen vorstellen werde. Hier erfahren Sie alles: Wie ist der Entwicklungsstand der Technik? Wo hakt es noch? Welche Allianzen bilden sich gegenwärtig im europäischen Wasserstoff-Markt? Und natürlich verrate ich Ihnen meine ganz persönlichen 3 Top-Favoriten aus der Branche.