Liebe Börsianer,

ich war neulich sehr überrascht, als ich mit einem befreundeten Investor sprach. Er erzählte mir, dass sich sein neues Eigenheim im Umland von Augsburg um mehrere zehntausend Euro verteuern würde. Teuerungen beim Bau sind keine Seltenheit, aber der Grund überraschte mich. Der Preis für Bauholz hat sich zwischen Vertragsabschluss und Baubeginn verdoppelt.

Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen und deshalb habe ich etwas recherchiert. Tatsächlich ist der Markt in Deutschland wie leergefegt. Nicht nur Bauholz, sondern auch Paletten und Transportverpackungen für die Wirtschaft werden bereits knapp. Ein Grund dafür ist auch in den USA zu suchen.

In den USA wird gebaut, was das Zeug hält

US-Präsident Joe Biden will mehr als 2 Billionen Dollar für die Infrastruktur ausgeben. Mit dem gigantischen Konjunkturpaket wird der Staat marode Schulen, Straßen, Flughäfen sowie das Wasser- und Stromnetz modernisieren. Baukonzerne wie Bechtel Group, Fluor Corporation und Skanska Bau reiben sich bereits die Hände. Auch deutsche Konzerne wie Hochtiefbereiten sich bereits auf einen Auftragsrekord vor, wenn das Investitionspaket den Senat und das Repräsentantenhaus passiert.

Schon jetzt treibt der private Sektor die Baunachfrage in den USA. Nahezu alle Baukonzerne melden Rekorde beim Auftragseingang. Viele wohlhabende Amerikaner flüchten aus der Stadt, ziehen aufs Land und bauen sich dort neue Häuser. Und hier wird die verrückte Verbindung zum deutschen Markt geschlagen.

Amerikas Boom fegt deutschen Holzmarkt leer

Amerikanische Häuser werden nicht wie bei uns aus Stein gebaut. In Amerika entstehen die meisten Eigenheime aus einem Holzgerüst. Durch die hohe Nachfrage ist der Holzpreis in den USA mittlerweile so weit gestiegen, dass es sich für die deutschen Sägewerke lohnt, Holz in die USA zu verschiffen. Damit verteuert sich das Holz auch in Deutschland. Bei einigen Bauvorhaben kommt es sogar bereits zu Verzögerungen, weil die Bauunternehmen einfach kein Holz mehr beschaffen können.

Nicht alle profitieren gleichermaßen vom Boom

Der hohe Holzpreis wirkt sich derzeit noch nicht auf alle Stufen der Wertschöpfungskette aus. Waldbesitzer profitieren nicht – zumindest noch nicht. Während die Sägewerke viel Geld verdienen, steigt der Holzpreis für Waldbesitzer nur langsam. Bei großen börsennotierten Waldbesitzern wie UPM-Kymmene und Mayr-Melnhof ist deshalb im Moment noch keine Sonderkonjunktur zu erwarten.

Die Bauwirtschaft bleibt ein spannendes Feld

Ich werde die Bauwirtschaft vor allem in den USA weiter beobachten. Denn hier können sich in den nächsten Monaten spannende Anlagechancen ergeben. Wenn Joe Biden sein 2 Billionen Dollar schweres Konjunkturpaket durch den Senat und das Repräsentantenhaus bringt, stehen Baukonzerne vor einer jahrelangen Hochkonjunktur. Ich werde beobachten, ob wir als Anleger von dieser Entwicklung profitieren können.